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Toedlicher Staub

Toedlicher Staub

Titel: Toedlicher Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Carlotto
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technologischen und logistischen Ausstattung«, so hieß es da, getreulich von einer Presseerklärung abgeschrieben, »wurde das militärische Übungsgebiet Salto di Quirra von der NATO als Ort für den Fire Thunderball ausgewählt, eine militärische Übung zur Verbesserung und Intensivierung der Antiterror-Geheimdiensttätigkeit. Der elektronische Krieg gegen den Terrorismus wird in einem virtuellen Dreieck inszeniert: der Militärflughafen von Elmas, die Basis Decimomannu und der internationale Schießplatz Capo San Lorenzo.«
    Sodann wurde Verschiedenes erläutert, das Tore Moi bereits vertraut war. In recht pädagogischem Tonfall erklärte der Artikel, dass das Sperrgebiet sich über zwölftausend Hektar auf dem Gelände der Provinz Ogliastra und der Subregion Sarrabus erstreckte und dort bereits früher hochtechnologische Waffen erprobt worden waren. Sodann verbreitete sich der Artikel über Details, die Moi eher vage bekannt waren. »Salto di Quirra ist das einzige Sperrgebiet auf italienischem Grund, das für elektronische Kriegsführung und für Tests von lasergesteuerten Bomben zugelassen ist, allerdings nur für solche ohne aktiven Sprengkopf.« Und hier wurde es für ihn allmählich interessant, vor allem eine Passage, in der es hieß: »Bei der Erprobung von Geschossen der neuen Generation sind die funkgesteuerten Ziele durch computergenerierte virtuelle Ziele ersetzt worden. So vermeidet man, dass bei den Tests kostspielige Zielkörper zerstört werden. Außerdem würden ihre Wracks sonst den Meeresboden kontaminieren.« Lächelnd las Tore Moi diesen letzten Satz noch einmal.
    »Fire Thunderball basiert auf revolutionären Neuerungen der Geheimdiensttechnologie. Kein einziges Geschoss wird explodieren. Fortgeschrittene Technik erlaubt es, die Terroristen mit schmerzfreien Methoden aufzuspüren und zu verfolgen. Ein System, das unseren in verschiedenen Einsatzformen tätigen Soldaten mehr Sicherheit bietet und die Beteiligung der Zivilbevölkerung auf ein vertretbares Level senkt.«
    Tore Moi verzog den Mund zu einer verächtlichen Grimasse. Es würde nie für die Zivilbevölkerung akzeptable Risiken geben. Aber er las weiter, ungestört in seiner Sicht der Dinge und höchst wenig interessiert an vier Beduinen und ihren Familien, die beim Einsatz irgendeines »sauberen« Waffensystems hatten daran glauben müssen. Der siebente Bürgermeisterkandidat war überzeugt, dass es noch früh genug sei, die im Bereich der Erprobung ferngesteuerter Flugkörper verlorene Zeit aufzuholen. »Das wird der Region neue Möglichkeiten und neue Arbeitsplätze bringen. Ich richte meinen Appell an die Landesregierung, an die Region Sardinien, an die Provinzen Cagliari und Ogliastra: Wir können und dürfen uns bei diesem wichtigen Thema nicht abhängen lassen. Wir müssen das Zentrum des Zivilschutzes für die Länder des Mittelmeerraums bilden. Das ist einfach unsere Pflicht als Bürger und als Europäer.«
    »Genial«, so hatte Tore schon bei der ersten Lektüre gedacht; eine Einschätzung, die sämtliche Teilnehmer der Sitzung beim Senator teilten.
    »Das«, so hatte der Politiker ausgerufen, »ist genau das Bild, das wir alle von dem Sperrgebiet zeichnen müssen! Eine für Verteidigung und Sicherheit nötige Einrichtung, die auf lange Sicht Investitionen und Beschäftigung garantiert, und die darüber hinaus innovativ ist im Hinblick auf Umweltschutztechnologien sowie für die Gesundheit von Militärs und Zivilbevölkerung. Und des gesamten Mittelmeerraums auch gleich! Bravo, ein guter Mann, der Junge. Lasst ihn wissen, dass er auf unsere Unterstützung zählen kann.«
    »Na, wunderbar«, hatte der General sich angeschlossen: »Jetzt, wo die medizinisch-wissenschaftliche Forschung der Geheimhaltung unterliegt, die Region aus dem Spiel ist und die Erprobungen nur noch als virtuell verkauft werden, sind wir doch so gut wie unangreifbar.«
    Man war derart gut gelaunt, dass man beschloss, gemeinsam mittagessen zu gehen. Nur Tore wurde nicht dazugebeten. Der Politiker hatte ihn mit der üblichen auserlesenen Freundlichkeit entlassen.
    Tore Moi aß mit mäßigem Appetit, sah die Regionalnachrichten und gönnte sich eine Siesta. Er trank gerade einen Kaffee, als das Handy vibrierte, das er ausschließlich für die Kontakte zu seinem Partner nutzte.
    »Was ist los?«
    »Trincas weiß, wo die beiden sind, aber er will es nur dir sagen.«
    Moi drückte den Anruf knurrend weg und rief Sebastiano von einem anderen Apparat

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