Toedlicher Wind
Tara als auch Sally hatten sie schon
lange aus den Augen verloren. Ihre Lungen und Beine brannten, sie waren auf
halber Strecke zum Dorf. Koko saß im Gras und weinte leise vor sich hin. Dascha
legte ihr keuchend die Hand auf die Schulter. „Wir geben nicht auf. Wir finden
deine Kira. Vielleicht haben wir ja Glück und dieser Freiya reicht ihre Seele
gar nicht oder sowas und sie lassen sie wieder frei“ „Hat das mit der Seele
eigentlich jemand verstanden? Ich dachte Vampire ernähren sich von Blut“, warf
Kyle ein. „Gute Frage. Ich habe sowas von keine Ahnung. Wo hier in welchem Wald
eine Höhle sein soll auch nicht. Hier gibt’s ein paar Wälder mehr“, antwortete
Emily. „Der Leiter hat uns viel zu wenig gesagt. Was machen wir denn jetzt?
Schaut mal, die Sonne geht auf“, stellte Dascha fest. „Das ist auf jeden Fall
gut, tagsüber scheinen Vampire keine bis wenig Macht zu haben!“, sagte Koko, einen
leichten Hoffnungsschimmer in den Augen. „Mag ja sein, aber was tun wir jetzt?
Wir können ja schlecht hier ziellos durch die Wälder laufen und hoffen, dass
wir zufällig diese Höhle finden! Hätte ich doch bloß meinen Laptop nicht fallen
gelassen, dann könnte ich jetzt eine Karte im Internet suchen!“, sagte sie,
wütend auf sich selbst. Schweigen. Dann rappelten sie sich alle wieder auf und
schauten sich um. „Karina!“, entfuhr es Emily. „Karina? Die Händlerin, deren
Laden am Rand vom Dorfplatz ist?“, fragte Koko nach. Emily nickte eifrig.
„Karina kennt Sally, sie hat sie hierher geschickt! Also muss Karina auch
wissen, wer und wo Freiya und Tara sind! Und selbst wenn nicht, dann hat sie in
ihrem Laden bestimmt Karten von der Umgebung, sie hat alles in ihrem Laden! So
viele Höhlen dürfte es hier in der Umgebung nicht geben“ „Dann sollten wir uns
beeilen“, sagte Koko und ging voran. Die anderen folgten ihr schnellen
Schrittes.
Das Dorf war
klein und friedlich. Es bestand nur aus wenigen flachen Häusern, die schmalen
Straßen waren leer. Es standen auch kaum Autos herum. Ein Stück hinter dem Dorf
stand ein riesiges Krankenhaus, das für alle umliegenden Orte zuständig war.
Die meisten die in diesem Dorf wohnten waren Angestellte aus diesem Krankenhaus
oder wollten sich hier in der Stille einfach einen schönen Lebensabend machen.
Die vier betraten den Dorfplatz. Er war zentral gelegen, der Boden war aus
kleinen Mosaiksteinen gemacht, die ein abstraktes Muster bildeten. In der Mitte
stand ein stillgelegter Brunnen. Am Rand standen mehrere Bänke und kleine
zurechtgestutzte Bäume. Die Glasfront von Karinas Laden schimmerte im Licht der
inzwischen aufgegangenen Sonne. Die Tür war nur angelehnt, also trat Emily als
Erste ein. Ein Glöckchen ertönte. „Karina? Bist du da?“, rief Dascha laut. Der
kleine Laden war schön eingerichtet. In den Regalen standen ordentlich sortiert
Dosen, Fertiggerichte, Getränke, Süßigkeiten, Bücher, Schulsachen,
Haushaltssachen und eine kleine Eis Truhe brummte in einer Ecke vor sich hin.
Vor dem Schaufenster standen zwei runde Tische mit mehreren Stühlen daran. Auf
den Tischen standen Zucker und Milch. Hinter dem Tresen, auf dem eine uralte
Kasse und eine kleine Klingel standen, ging rechts eine Treppe in das obere
Stockwerk hinauf und daneben war ein kleiner Torbogen, in dem ein Perlenvorhang
hing. Aus diesem Perlenvorhang kam Karina heraus. Karina war eine sehr hübsche
Frau, deren Alter nicht zu erraten war. Neugierige blaue Augen hatte sie, die
aber heute jedoch eher besorgt dreinschauten. Lange braune Locken rahmten ihr
schönes Gesicht ein. Auch ihre Kleidung war heute auffällig, sie trug sonst
immer schöne weit fallende Kleider mit vielen Rüschen und Schleifen. Heute sah
Emily sie das erste Mal in einem schlichten langen roten Kleid. „Guten Morgen
Kinder. Was kann ich für euch tun?“, fragte sie freundlich. Koko rannte um den
Tresen herum und packte Karina am Kragen. „Sag uns sofort, wo Freiya und Tara
sind! Ich will meine Kira zurück!“, schrie sie los. Karina lächelte. „Das
Mädchen das vor acht Wochen hier war war genauso wie du“, sagte sie. Koko ließ
sie los und schaute sie wortlos an. „Wollt ihr Kaffee? Setzt euch doch“,
forderte Karina sie auf. Nickend nahmen sie an den Tischen Platz und warteten,
dass Karina zurückkam. Hinter dem Perlenvorhang schien die Küche zu liegen.
Dascha zog die Tarot Karte aus ihrer Rocktasche und legte sie auf den Tisch.
Vielleicht konnte Karina ihnen ja erklären, was mit der
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