Toedliches Eis
Ende erklang das Freizeichen, dann nahm jemand ab.
»Charkova!«
»Jelena!« Bob strahlte. »Klasse, dass du da bist!«
»Bob! Wie schön! Du bist also noch nicht erfroren.«
»Nicht ganz.«
Sie lachte.
»Ich bin gespannt, was du auf die Beine gestellt hast, um an unsere Informationen zu kommen!«, sagte Bob und verzog im gleichen Moment das Gesicht. Es war taktlos gewesen, ausgerechnet die Redewendung »auf die Beine stellen« bei Jelena zu benutzen.
Aber die nahm derartige Sprüche zum Glück stets mit trockenem Humor. »Ich habe definitiv einiges auf die Räder gestellt!«
»Da bin ich aber gespannt!«
»Zunächst einmal das Wichtigste: Euren Duane Carpenter gibt es nicht! Ich habe das Internet durchforstet und sogar in Anchorage bei der Auskunft angerufen. Er ist weder als Fotograf gemeldet, noch sonst irgendwie.«
»Das ist ja ein Ding!«, entfuhr es Bob.
»Wer immer das ist, ihr solltet euch vor dem Typ in Acht nehmen, wenn er mit falschem Namen durch die Gegend läuft.«
»Das werden wir tun.«
»Gut. Nun zu den anderen. Über diesen Baxter Norsworthy gab es mehrere Zeitungsberichte. Hier nur die wichtigsten Fakten: Er ist 36 Jahre, geschieden, hat eine fünfjährige Tochter und eine sehr erfolgreiche Hundefarm in der Nähe von Fort Yukon. Seine Hunde gelten in Fachkreisen als besonders ausdauernde Spitzentiere und werden zu hohen Preisen verkauft. Zudem ist er – man höre und staune – vorbestraft! Wegen kleinerer Delikte: Sachbeschädigung, Beleidigungen und Ähnliches. Das liegt allerdings schon über zehn Jahre zurück.«
»Das macht ihn nicht weniger verdächtig.«
»Ich würde sagen, das macht ihn sehr verdächtig! Aber auch über die anderen konnte ich einige Informationen finden. Dieser Gordon Hoke, zum Beispiel, ist schon seit Ewigkeiten im Geschäft. In Alaska ist er als ›Golden mushing Oldie‹ bekannt und anscheinend sehr beliebt. Jared Fox hingegen hat mehrfach wegen angeblichen paranormalen Phänomenen Schlagzeilen gemacht. Eine Zeitung nannte ihn den ›Gnomen-Musher‹, eine andere gab ihm den Beinamen ›Die Märchentante‹. Abgesehen davon, scheint er nicht gerade mit dem großen Glück gesegnet zu sein. Er hat bei den letzten großen Rennen nie einen ersten Platz belegen können.«
»Ein Grund, sich diesen jetzt mit Gewalt zu holen!«, überlegte Bob laut.
»Willst du über die anderen auch etwas wissen?«, unterbrach Jelena seine Gedanken.
»Klar!«
»Über diese Candace Jane Duskin gab es ebenfalls gleich mehrere Artikel!«
»Warte!« Bob versuchte, die vielen Informationen so schnell wie möglich aufzuschreiben, was bei seinen klammen Händen nicht so einfach war. Der Stift rutschte ihm fast aus den Fingern.
»Sie ist die Tochter eines Rangers und ist sehr naturverbunden auf einer kleinen Wildstation am Yukon aufgewachsen – ohne Strom und fließend Wasser. Das hat sie dann aber nicht davon abgehalten, bei oberpeinlichen, frauenverachtenden Wettbewerben mitzumachen. Mit vierzehn wurde sie zur Miss Teen Bowling-Queen von Beaver Falls gekürt.« Jelena schnaubte verächtlich. »Was für eine Karriere! Ich wette, das Kaff ist nicht einmal halb so groß wie Rocky Beach! Beaver Falls! War das nicht der Ort, von dem aus du mich angerufen hast?«
»Ja, dass du dir das gemerkt hast!«
»Ich erinnere mich an alles, das weißt du doch.« Jelena lachte. »Candace Jane Duskin jedenfalls, hat seitdem überall Preise abgeräumt: Miss Great River mit achtzehn und Miss Timber mit zwanzig, den Apfelkuchen-Award von Nome mit einundzwanzig, die Silbermedaille beim großen Sportangler Cup von Anchorage im gleichen Jahr und mehrere Pokale und Medaillen bei Hundeschlittenrennen. Sie hat außerdem während ihres Studiums der Holzwirtschaft eine Nebenrolle in der Fernsehserie Mountain Girls gehabt und in der Band Cold Rock Babes gesungen. Die Frau ist mir ehrlich unheimlich!«
»Ein echter Siegertyp!«
»Wohl eher das Produkt von total überambitionierten Eltern! Aber egal, es gibt ja noch mehr zu berichten! Wie gewünscht, habe ich mich nämlich auch über diesen Museumsdiebstahl in Dawson informiert.«
»Der Einbruch!«, unterbrach Bob Jelena. »Das ist es! Der zweite Fall, den Justus so geheimnisvoll angedeutet hat!«
»Ach, hat der ehrenwerte Herr ›Ich-weiß-alles-und-noch-viel-mehr!‹ wieder in Rätseln gesprochen?«
»Das kann man so sagen! Aber ich wollte dich nicht unterbrechen. Was hat es nun mit dem Diebstahl auf sich?«
»Nun, ich habe da ebenfalls einiges
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