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Tödliches Experiment: Thriller (German Edition)

Tödliches Experiment: Thriller (German Edition)

Titel: Tödliches Experiment: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Osborn
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Terminals:
    „Kennwort ungültig“.
    Ungläubig starrte er auf die Schrift, dann gab er, fast ohne zu denken, den Befehl nochmals ein. Vielleicht hatte er sich vertippt.
    Aber wieder war es dasselbe: „Kennwort ungültig“.
    Sein Hochgefühl löste sich in nichts auf. Was war denn falsch? Es musste einfach gelingen. Verdammt noch mal, es musste! Okay, er durfte nicht in Panik geraten. Jedenfalls hatte er sein Ziel schon fast erreicht. Auch dieses Problem würde er noch lösen. Wahrscheinlich war es ganz einfach.
    Er schrieb sorgfältig: „Suchprozedur überprüfen.“ Und gab die Zahlen wieder in umgekehrter Reihenfolge ein.
    „Suchprozedur richtig.“
    „Stelle des Kennwortes überprüfen.“
    „Stelle richtig.“
    „TRIBYSADUN ist Kennwort.“
    „Ungültig“.
    Was zum Teufel war da los? War die Zentraleinheit verrückt geworden? Es war völlig unverständlich.
    Oder vielleicht doch nicht?
    Plötzlich fiel ihm etwas auf an der Buchstabenfolge TRIBYSADUN. In der richtigen Reihenfolge ergaben sie BRAIN STUDY, Gehirnforschung. Was konnte besser zum Borg-Harrison Projekt passen?
    Fast im selben Augenblick tauchte in Johns Gedächtnis noch etwas auf. Ein Wort, das er vor langer Zeit gehört hatte. TRIBYSADUN war doch ein Medikament, nicht wahr? Vor fünf oder sechs Jahren hatte es so etwas gegeben. Ja, natürlich. Ein trizyklisches Antidepressivum, das die englische Firma Saford and Dunfrey zu Versuchszwecken auf den Markt gebracht hatte. Dann waren Schwierigkeiten aufgetaucht, in Krankenhäusern hatte es einige Todesfälle gegeben und man hatte den Vertrieb wieder eingestellt.
    John hatte es also mit einem Anagramm zu tun. Ein ziemlich einfacher Trick, auf den er eigentlich eher hätte kommen müssen.
    Er hörte Helens Stimme. Sie war ungeduldig: „John? Hast du es? Was geschieht jetzt?“
    Und dann auch Annette und Rachel: „John? John?“
    „Fast“, antwortete er. „Richtige Stelle, richtiges Wort, aber die Sache hat irgendeinen Haken. Vielleicht muss ich ein Anagramm des Wortes verwenden.“
    Er nahm wieder das Saug-Blas-Röhrchen zwischen die Lippen, um neue Wörter einzugeben.
    Plötzlich durchdrang ein scharfer Schmerz die ganze linke Hälfte seines Kopfes. Was war das? Er wartete, halb überrascht, halb ängstlich. Der Schmerz ließ nach.
    Es war nichts. Gar nichts. Vorübergehender Kopfschmerz, der nichts zu bedeuten hatte. Er begann wieder, etwas in den Terminal einzugeben: „Überprüfen: TRIBYSADUN ist …“
    Da durchdrang ihn wieder der Schmerz, scharf wie ein Dolchstoß. Diesmal verging er nicht.
    Die Zangen? Hatte eine davon seinen Schädel durchbohrt? Auf der Kathodenstrahlröhre erschienen plötzlich rote Punkte. War es der Bildschirm oder waren es seine Augen? John konnte den Terminal kaum mehr sehen. Was hatte er gerade eingegeben? Er erinnerte sich nicht mehr und musste nochmals anfangen.
    „Löschen. Okay.“
    Er nahm das Saug-Blas-Röhrchen zwischen die Lippen. Weiter kam er nicht. Der verschwommene, rote Bildschirm wurde immer dunkler.
    John wurde es schwarz vor den Augen. Lähmender Schmerz durchdrang ihn. Wind kam auf, ein heulender Sturm, der auf ihn herabstürzte.
    Und dann war es still.

32
    Genau zehn Minuten später betrat Susan das neurometrische Labor. Während sie Ordnung auf ihrem Schreibtisch gemacht hatte, war sie auf eine Formel gestoßen, nach der John sie oft gefragt hatte. Ein willkommener Grund, zu ihm zurückzukehren. In Wirklichkeit aber wollte sie ihn noch einmal bitten, eine Pause zu machen und zu schlafen, wenigstens eine Ruheperiode lang. Er sah schrecklich aus.
    Im Dämmerlicht des mit Computern vollgestopften kleinen Raumes erblickte Susan Johns geschlossene Augen und wusste sofort, dass er tot war. Sein Gesicht sah friedlich aus. Friedlich und leblos. Diesmal war es der Tod – für immer.
    Auf dem Friedhof gab es einen Grabstein, der Johns Namen trug. Fast jeden Sonntag hatte Susan Blumen hingebracht und bald würde sie wieder hinfahren. Sie legte die Finger an Johns Wange, dann hob sie die Schutzhaube und berührte mit ihren Lippen seine Stirn, spürte noch die Wärme des künstlich erhaltenen Lebens, aber keine Reaktion mehr.
    Susan versuchte zu verstehen, was sie fühlte, konnte es aber nicht. Eine Art Betäubung und gleichzeitig Schmerz. Aber nicht wie bei Johns erstem Tod. Nicht die Finsternis der völligen Verzweiflung. Susan verspürte nur eine große, ja überwältigende Trauer. Gleichzeitig aber auch das seltsame Gefühl der Erleichterung.

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