Tödliches Lachen
dass diesem Mörder nicht noch mehr Frauen zum Opfer fielen auch wenn sie wusste, dass diese Hoffnung nichts als eine Seifenblase war.
Platzeck kam noch einmal zu ihr und sagte: »Wart ihr eigentlich schon mal in der Garage?«
»Nee.«
»Dann kommt, das müsst ihr euch unbedingt noch anschauen. Wir gehen aber hintenrum, muss ja nicht jeder mitkriegen, was wir hier machen. Er öffnete die Tür und schaltete die Beleuchtung an.
»Nicht übel, was?«, sagte er.
Hellmer ging um das Auto herum und meinte fachmännisch: »Das ist ein 325er. Der Ausstattung nach zu urteilen hat der so um die fünfzigtausend gekostet. Und die Maschinen sind auch nicht von schlechten Eltern. Die hat ein Leben auf der Überholspur geführt, das ist ihr wohl zum Verhängnis geworden. Die hat jedenfalls keine kleinen Brötchen gebacken.«
»Ich kenn mich mit Motorrädern nicht aus«, gab Durant zu.
»MV Augusta, Suzuki. Beides Rennmaschinen. Von null auf hundert in weniger als drei Sekunden, Höchstgeschwindigkeit so bis dreihundert. Ich wollt mir auch schon mal so eine zulegen, aber Nadine hat’s verboten. Sie hat Angst, ich könnte mir das Genick brechen.«
»Kann ich nachvollziehen. Und was kostet so eine Maschine?«
»Die Agusta an die vierzigtausend, die Suzuki etwa die Hälfte«, konstatierte Hellmer fachkundig.
»Meinst du, die gehören ihr?«
Hellmer warf einen Blick auf die Kennzeichen und nickte. »F-SM ist ja wohl eindeutig. Sie hat die Maschinen gefahren sie hatte ja reiche Gönner. Beine breit gemacht und ordentlich abkassiert. Die war wie diese Maschinen, absolute Luxusklasse. «
»Gibt ‘n Lied von den Eagles, -Life in the fast lane-«, sagte Platzeck.
»Leben auf der Überholspur. Aber diesmal hat sie sich überschlagen und das Genick gebrochen. Mir reicht mein Leben..
Durant hatte keine Lust auf philosophische Ergüsse und sagte zu Platzeck: »Wenn ihr noch mehr Überraschungen für uns auf Lager habt, gebt sie uns morgen. Für heute ist Schluss. Feierabend.«
Auf dem Weg zum Auto telefonierte sie mit Prof. Richter, der sich schon vor Jahren in den Ruhestand begeben hatte, obwohl er noch nicht einmal sechzig war, und erklärte ihm die neue Situation.
»Können wir uns morgen treffen?«, fragte sie.
»Seien Sie um zehn bei mir, und bringen Sie sämtliche Unterlagen mit. Alles Weitere besprechen wir, wenn Sie hier sind.«
»Danke, und grüßen Sie Ihre Frau von mir.«
Donnerstag, 19.10 Uhr
Julia Durant wurde von Nadine Hellmer mit einer herzlichen Umarmung empfangen. Sie strahlte übers ganze Gesicht, als hätten sie sich seit Jahren nicht gesehen. Was Durant jedoch schon bei den letzten Malen aufgefallen war und ihr auch diesmal nicht entging, war, dass Nadines Augen nicht mehr jenen Glanz früherer Tage besaßen. Nicht mehr den Glanz, bevor Marie- Therese geboren wurde.
»Das ist aber schön, dass du mal wieder kommst. Mann, das ist fast drei Monate her seit dem letzten Mal. Marie-Therese ist schon im Bett, aber Stephanie ist ganz wild drauf, dich zu sehen.«
»Jetzt mach aber mal halblang. Erstens war ich Mitte September zuletzt hier, und zweitens hab ich auch noch andere Verpflichtungen, an denen du nicht ganz unschuldig bist«, erwiderte Durant grinsend.
»Ich versteh das doch, trotzdem kommt es mir wie eine Ewigkeit vor. Hat wohl auch was damit zu tun, dass ich mehr denn je ans Haus gefesselt bin«, sagte Nadine mit leicht resignativer Stimme, die jedoch sofort wieder in den gewohnten lebensbejahenden Ton umschlug. »Ich hab uns zur Feier des Tages was gekocht. Ich hoffe, du hast nichts gegen eine warne Mahlzeit einzuwenden.«
»Das wär doch nicht nötig gewesen. Du machst dir immer so viele Umstände und … «
»Es macht mir doch Freude. Und jetzt komm. Steffi schaut sich eine Sendung im Kinderkanal an, isst dann noch mit uns und geht danach in die Falle. Möchtest du dich vielleicht noch frisch machen? Du weißt ja, wo alles ist.« Das war Nadine Hellmer, wie Durant sie kannte. Immer gut gelaunt, immer ein Lächeln auf den Lippen, immer herzlich. Und so gar nicht wie eine Frau, die ein zweistelliges Millionenvermögen besaß und deren Mann noch immer bei der Polizei arbeitete, weil es ihm Spaß machte. Und Durant hoffte, dass das auch so blieb und er nicht eines Tages die Brocken hinwarf, nur weil er sich von ihr nicht genügend in die Ermittlungen einbezogen fühlte.
Sie ging ins Bad, wusch sich die Hände und das Gesicht, legte etwas Make-up auf, zog die Lippen nach und bürstete sich zum
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