Toedliches Verlangen
konnten sie sie nicht sehen? Warum kam niemand, um ihr zu helfen?
Tränen ließen ihre Sicht verschwimmen. Erneut schrie sie. »Lass mich los … Lass mich …«
»Ganz ruhig. Ja, ich will dich … aber das hier hat nichts mit Sex zu tun. So werde ich dich nicht anfassen. Ich tue dir nicht weh.«
»Fahr zur Hölle«, antwortete sie. Sie wusste, dass er log. Kein Mann hielt eine Frau fest, um nett mit ihr zu plaudern. »Nimm deine Hände von mir.«
»Es tut mir leid«, sagte er und sah aus, als meine er es wirklich ernst.
Angela glaubte der lahmen Entschuldigung keine Sekunde lang. Sie wusste es besser. Dieser kranke Hurensohn war ein Verbrecher. Einer derer, die sie Tag für Tag jagte und einsperrte. Sie hätte auf ihren Instinkt hören sollen. Irgendetwas an Rikar hatte sie von Anfang an misstrauisch gemacht. Wenn sie nur besser darauf geachtet hätte!
Seine Augen begannen zu glühen.
Angela stockte der Atem, als das silbrige Leuchten sich ausdehnte, bis seine gesamte Iris strahlte. Der blaue Schein erhellte die Dunkelheit und … o Gott. Rikar war mehr als ein Verbrecher. Er war nicht normal. Er war … irgendetwas anderes.
Ein Schauer lief ihr den Rücken hinunter. »Was bist du?«
»Entspann dich, Engel. Lass mich rein, und ich mache es ungeschehen … lasse dich vergessen.« Er nahm ihre beiden Handgelenke in eine seiner großen Hände und hob ihr Kinn an. Angela spannte die Muskeln an, wand sich in seinem Griff. Er senkte den Kopf. Seine Lippen strichen über ihre Halsschlagader. Sie schüttelte den Kopf, Widerwillen schnürte ihr die Kehle zu, als plötzlich etwas tief in ihr nachgab. Ein Tor öffnete sich und überflutete sie mit Empfindungen. Das heiße Brennen setzte sich in ihrem Unterleib fest, während das Verlangen anstieg und durch ihre Glieder strömte. »Genau so, Süße … hilf mir, dich vergessen zu lassen.«
Sie wollte ihn anschreien, ihm sagen, er solle zur Hölle fahren, aber die Worte entzogen sich ihr. Sie waren verschwunden, pure Lust hatte sie auf einer warmen Welle davongespült. Als sie sich dem schwerelosen Nebel hingab, begann Angela zu schweben, hörte, wie Rikar stöhnte. Fühlte, wie er sich an sie schmiegte, während er das Gesicht an ihrem Hals vergrub.
Die Spannung stieg an, bis ihre Fingerspitzen kribbelten. Angela kümmerte es nicht. Er fühlte sich so gut an und …
War das nicht falsch?
Sollte sie ihn nicht von sich stoßen?
Sie zog die Stirn kraus, versuchte, den Gedanken festzuhalten. Ja, definitiv. Sie ließ nie einen Mann so dicht an sich heran. Aber sie hatte vergessen, wie man sich bewegte. Und als sie die Augen schloss, den Kopf in den Nacken legte und Rikar gab, was er wollte, war alles vergessen.
26
Bastian fühlte nichts, als er die Tür aufstieß. Nicht die harte Kante des Türgriffs in seiner Hand. Nicht den kalten Boden unter seinen nackten Füßen. Er war innerlich erstarrt, unfähig, etwas anderes zu empfinden als Seelenqualen.
Ein Sturm aus Gedankenfetzen raste durch seinen Kopf, wirbelte seine mentalen Schubladen durcheinander. Unangenehme Dinge kamen zum Vorschein, unter ihnen seine Sehnsucht nach Myst. Er hätte nicht gedacht, dass er eine Frau so brauchen könnte, dass alles andere dagegen verblasste. Aber der Gedanke, sie zu verlieren …
Der Schmerz hämmerte gegen seinen Brustkorb. Drang tiefer, bis er nicht mehr atmen konnte. Erinnerte ihn an das, was er getan hatte. Verdammte ihn mit der Wahrheit.
Vergiss die Razorback. Er selbst war sein schlimmster Feind.
Der Beweis lag bewusstlos am anderen Ende des Zimmers.
Aus Angst, sie anzusehen, blieb Bastian mit gesenktem Kopf auf der Schwelle stehen und umklammerte den Türrahmen, während er sein Gewicht auf das unverletzte Bein verlagerte. Das andere, das er sich im Kampf gebrochen hatte, schmerzte wie die Hölle, aber der Knochen verheilte bereits. In weniger als vierundzwanzig Stunden wäre er so gut wie neu. Aber sein Herz? Himmel, das war nicht so einfach. Keine Drachen- DNA der Welt könnte die klaffende Wunde in seiner Seele heilen.
Ein Piepton unterbrach die Stille. Der leise, sich wiederholende Klang schwebte durch den Raum, die Luft roch nach sauberen Laken … und nach Lavendel. Das Zimmer trug ihren Duft: die Süße ihrer Haut, das wohlriechende Shampoo, das er benutzt hatte, als er mit ihr unter der Dusche stand.
Die Erinnerung ließ ihn den Kopf heben. In diesem Moment brauchte sie ihn genauso, wie sie ihn damals gebraucht hatte. Er durfte sie nicht im Stich lassen. Ja,
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