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Toedliches Verlangen

Toedliches Verlangen

Titel: Toedliches Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Coreene Callahan
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draußen im Garten – war ein definitives Muss. Sonst würde sie den Verstand verlieren, genauso wie sie bereits ihr Herz an einen Mann verloren hatte, der ihre Liebe nicht erwiderte.

29
    Mit einem Knurren schlug Bastian das dicke Buch zu und widerstand dem Drang, das Drecksding durch die Bibliothek zu schleudern. Stattdessen schlug er mit der Hand auf den Tisch und hinterließ eine faustgroße Delle in der Stahlplatte. Während das Dröhnen des Metalls von den deckenhohen Bücherregalen und dem polierten Fußboden zurückgeworfen wurde, schob er seinen Stuhl nach hinten und stand auf.
    Breitbeinig, die Füße in den Boden gestemmt, fauchte er die endlosen Reihen voller ledergebundener Folianten an. Nutzlos. Allesamt.
    Keiner enthielt die Antwort, die er suchte. Himmel. Hierfür hatte er Myst – nur in ein Handtuch gewickelt – zurückgelassen? Die Frau seiner Träume den ganzen Tag alleine im Haus herumlaufen lassen, während er auf der Suche nach der Nadel im Heuhaufen das Archiv durchforstet hatte, um nach Antworten zu suchen, die er niemals finden würde?
    Er hatte so große Hoffnungen in diese Suche gesetzt, war aber nur in Sackgassen gelandet. Und langsam lief ihm die Zeit davon.
    Er ließ den Kopf hängen und fuhr sich mit den Händen durch das Haar. Er verschränkte die Finger und presste sie im Versuch, ihn vor dem Zerspringen zu bewahren, gegen seinen Hinterkopf. Seine Halsmuskeln dehnend, begrüßte Bastian den Schmerz, als die Verspannung seiner Wirbelsäule lang gezogen wurde. Er lenkte ihn ab, hielt den Druck in Schach, der seinen Schädel in einen Schnellkochtopf verwandelte.
    Er stand kurz vor der Explosion. Eine Nanosekunde von der totalen Kernschmelze entfernt.
    Er konnte das Unausweichliche nicht verhindern. Eine Zukunft, in der Myst litt. Die Antworten, die er brauchte, um sie zu retten, existierten nicht, und der Meridian würde sich bald ausrichten …
    Er ließ seinen Nacken los und warf einen Blick auf die Uhr am anderen Ende des Raumes. Weniger als sechs Stunden.
    »Verdammt noch mal.« Seine Stimme hallte von Beton und Stahl wider, spielte Pingpong in der Stille.
    Schon jetzt fühlte er sich gereizt, das Verlangen nach Myst rann ihm wie Gift durch die Adern. Es beherrschte ihn. Unwiderruflich. Katastrophal. Er blickte in den Lauf einer geladenen Waffe und hatte keine Chance, der Kugel auszuweichen. Noch schlimmer: Er war es, der den Finger am Abzug hatte.
    Groll stieg in Bastian auf, bis er ihn auf der Zunge schmecken konnte. Es hatte keinen Sinn, es schönzureden. Der Meridian war eine Naturgewalt, ein Ereignis, das sich seiner Magie entzog; und wie bei allen Angehörigen des Drachenbluts würde sein Paarungsinstinkt in dem Moment zuschlagen, in dem die Energieströme sich vereinten. Das halbjährliche Geschehen schuf ein Zeitfenster von zwölf Stunden, in denen sein Körper auf Hochtouren lief – mit einem einzigen Ziel.
    Die nächste Generation starker Söhne zu zeugen.
    Um die Zukunft ihres Clans zu sichern, eine Notwendigkeit. Für einen Mann, der seine Frau liebte, die Hölle.
    Bastian ballte die Hände zu Fäusten. »Gottverdammt noch mal.«
    War das Leben nicht wunderbar?
    Die Gier war der Grund, aus dem er und seine Krieger sich zweimal im Jahr von Daimler einsperren ließen – jeweils zur Frühlings- und zur Herbstausrichtung. Über zweihundert Meter tief unter der Erde lag ihr Kunstwerk einer versiegelten Stahlkammer. Ein Metallkäfig mit elektronischen Schlössern, umgeben von Granit. Und innen? Wohnräume, die mit dem Besten vom Besten ausgestattet waren.
    Normalerweise funktionierte ihr unterirdisches Quartier wie ein Zauber. Hielt die Mitglieder des Nightfury-Clans fest, während es ihnen den notwendigen Raum gab, den sie brauchten, um den Hunger zu kontrollieren, bis die Energie den Schalter umlegte und die Zeit der Fruchtbarkeit heruntertickte.
    Aber nicht dieses Mal.
    Auch wenn es ein Meisterwerk war, Bastian war sich nicht sicher, ob das Gefängnis ihn aufhalten würde. Er wollte Myst so sehr, dass er die verstärkten Stahltüren einfach aus den Angeln reißen würde, um zu ihr zu kommen.
    Also, welche Wahl hatte er?
    Könnte er dem Drang widerstehen – seiner eigenen DNA ? Einen Weg finden, den Hunger und die Begierde zu zügeln, sie irgendwie erträglich zu machen?
    Während Nervosität ihn immer stärker in Besitz nahm, schritt Bastian auf und ab. Seine Schritte hallten über den Fußboden, der Rhythmus beruhigte ihn, verschaffte ihm aber keine Erleichterung.

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