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Tödliches Wasser: Roman (German Edition)

Tödliches Wasser: Roman (German Edition)

Titel: Tödliches Wasser: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Qiu. Xiaolong
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gehört?«
    »Nein. Ich bin seit Jahren nicht mehr in Wuxi gewesen und habe meinen Urlaub erst gestern angetreten. Ich hatte noch keine Gelegenheit, um den See zu wandern.«
    »Einmal war die gesamte Wasseroberfläche mit einer faulig stinkenden Schicht überzogen; die Menschen hatten tagelang kein Trinkwasser – aber ich bin glücklicherweise unabhängig.« Sie hob ihre Flasche.
    »Hat man versucht, etwas dagegen zu tun?«
    »Was sollte das nützen? Die Stadtregierung hat die Sache zur ›Naturkatastrophe‹ erklärt. Wegen der Erwärmung des Wassers sei das Bakterienwachstum explodiert. Aber egal, welche Gründe sie dafür angeben. Wer die Bilder gesehen hat, wie die Fabriken ihren Giftmüll in den See leiten, der glaubt der Regierung sowieso nicht. Selbst die Anwohner standen Schlange, um sich mit abgefülltem Trinkwasser einzudecken. Die Nachbarorte haben sogar ihre Schleusen- und Kanaltore geschlossen, um eine Ausbreitung zu verhindern. Dennoch haben die zuständigen Beamten nichts unternommen, denn Wuxis Aufschwung wurde erst durch die Fabriken rings um den See möglich. Ein kleines Wirtschaftswunder. Und die einzige Messlatte für Erfolg im heutigen China ist Geld. Dafür tun die Leute alles.«
    Sie war offenbar nicht nur kritisch, was das Essen betraf, also keine dieser Vegetarierinnen oder Biofreaks. Sie prangerte die Umweltverschmutzung an und analysierte auch deren soziale und gesellschaftspolitische Ursachen.
    »Aber ich sollte Ihnen nicht den Appetit verderben«, sagte sie dann mit einem Seitenblick auf den unberührten Fisch.
    »Von meinem Fenster aus ist mir der See ganz klar vorgekommen. Wie in dem Tang-Gedicht, wo sich die Frühlingswasser blauer kräuseln als der Himmel.«
    »Wo wohnen Sie denn?«
    »Im Erholungsheim für Kader.«
    »Das ist nur für ganz hohe Tiere. Aber Sie – sagten Sie nicht, Sie seien Lehrer?«
    »Eben. Wie kann ich da ein hoher Kader sein? Jemand hat mir sein Urlaubsarrangement überlassen. Und ich kleines Licht konnte das natürlich nicht ablehnen.«
    »Ach so «, erwiderte sie und musterte ihn von oben bis unten. »Umsonst?«
    »Umsonst.« Er fragte sich, ob sie ihm das abnahm. Aber es stimmte ja. Zugleich stellte er fest, dass sie es doch nicht eilig zu haben schien – noch nicht.
    »Sie sagten, Sie seien auf dem Weg zur Fähre«, sagte er spontan. »Darf ich Sie vielleicht begleiten? Dann könnten Sie mir mehr über den See erzählen.«
    Und vielleicht auch etwas über den Mordfall, hoffte er insgeheim.
    »Ich bin keine Touristenführerin.«
    »Ich will ja auch keine Führung, zumindest keine für Touristen, aber was Sie über den See zu berichten haben, interessiert mich.« Er deutete auf sein Heft, bevor er es zuklappte. »Wie schon gesagt, ich schreibe gelegentlich Gedichte. Das Bild eines hoffnungslos verschmutzten Sees könnte eine aussagekräftige Metapher sein, ähnlich wie in ›The Waste Land‹.«
    Sie sah ihn an; widerstreitende Gefühle zeichneten sich in ihrem Gesicht ab. Dann traf sie einen Entschluss.
    »Na gut. Aber ich muss Sie warnen, es wird nicht der Teil des Sees sein, den Sie von Ihrem Fenster aus sehen.«
    »Umso besser.« Er erhob sich und ließ ein paar Scheine auf dem Tisch liegen. »Gehen wir.«
    Sie waren schon ein Stück gegangen, als Onkel Wang ihnen nachlief: »Ihr Fisch, Herr Chen, deine Dampfbrötchen, Shanshan!«
    Chen nahm die Tüte mit den Dampfbrötchen entgegen. »Vielen Dank«, sagte er. »Wir gehen zum See. Ich besorge uns unterwegs noch etwas zu essen.«

3
     
    ZUNÄCHST GINGEN SIE schweigend nebeneinander her. Eine leichte Brise fuhr wie ein Seufzer durch die Baumwipfel, dann verstummte auch der Wind.
    Sein Angebot, sie zu begleiten, hatte Shanshan nicht sonderlich überrascht. War er auf ein Ferienabenteuer aus? Danach stand ihr jetzt nicht der Sinn. Dennoch wäre eine Zurückweisung unhöflich gewesen, besonders nachdem sie ihm den Appetit auf den Fisch verdorben hatte.
    »Ich bedanke mich schon im voraus für Ihre ganz persönlichen, untouristischen Ausführungen zum Taihu.«
    »Nun, Sie werden ja selbst sehen. Offenbar haben Sie eine Vorliebe für Onkel Wangs Lokal.«
    »Es liegt nicht weit vom Erholungsheim entfernt. Und weil ich dort nichts weiter zu tun hatte, bin ich dem vertrauten Pfad gefolgt«, erklärte er und fügte hinzu: »Aber insgeheim habe ich natürlich gehofft, Sie dort zu treffen.«
    Sie lächelte nur. Einem selbsterklärten Poeten kamen solche Formulierungen ganz natürlich über die Lippen. Sie glaubte

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