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Tödliches Wasser: Roman (German Edition)

Tödliches Wasser: Roman (German Edition)

Titel: Tödliches Wasser: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Qiu. Xiaolong
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geleitet hat, hätte das den geplanten Börsengang gefährdet.«
    »Aber das ist blanke Theorie.«
    »Nun, immerhin weiß man von einem ansässigen Betrieb, dass er Jiang eine bestimmte Summe gezahlt hat – deklariert als Honorar für seine Dienste als Umweltberater. Das Arrangement ist etwas undurchsichtig. Könnte sein, dass man ihn für seine Hilfe in Umweltschutzfragen bezahlt hat, aber es könnte auch eine Art Schweigegeld gewesen sein.«
    »Dann leuchtet mir allerdings nicht ein, warum er Liu hätte umbringen sollen?«, bemerkte Chen kopfschüttelnd. »Normalerweise ist es der Erpresste, der ein Tatmotiv hat.«
    »Kurz vor dem Mord hat man die beiden in Lius Büro streiten hören. Die Innere Sicherheit behauptet, Jiang hätte Liu mit der Veröffentlichung von Informationen über die Chemiefabrik gedroht, und Liu seinerseits wollte ihn wegen Erpressung anzeigen. Die lokalen Behörden hätten Jiang leicht zum Schweigen bringen können. Daraufhin soll er Liu ermordet haben.«
    »Und was sagt Jiang dazu?«
    »Der streitet natürlich alles ab.«
    »Nun, man kann ein solches Szenario nicht völlig ausschließen, aber meines Erachtens ist es reine Theorie, solange keine konkreten Beweise vorliegen.«
    »Mehr kann ich dazu nicht sagen.« Huang zuckte die Schultern.
    Vielleicht steckte ja noch etwas anderes dahinter? Huang glaubte diese Frage in Chens Blick zu erkennen, der sie wiederum in den Augen des Polizeimeisters las.
    »Könnten Sie mehr über Jiang herausfinden, Huang?«
    »Ich werde mein Bestes tun, Chef. Soweit ich gehört habe, kennt auch Shanshan diesen Jiang.«
    »Das ist eigentlich naheliegend, wo sich doch beide für Umweltschutz engagieren.«
    Wieder beschloss Huang zu warten, bis er mehr wusste.
    Während der Unterredung hatten sie ihre Styroporboxen geleert. Chen stand auf und entsorgte die Behälter in einem Mülleimer. Huang warf einen nervösen Blick auf seine Uhr; langsam mussten seine Kollegen sich fragen, wo er so lange blieb.
    »Noch eines, Chef«, sagte er und nahm die Papierserviette, die Chen ihm reichte. »Was für ein Buch lesen Sie da gerade?«
    »Welches Buch?«
    »Über protestantische Ethik und Kapitalismus, das Sie Frau Liu gegenüber erwähnt haben.«
    »Ach so. Das ist von Max Weber. Ich habe es zufällig in der Bibliothek des Erholungsheims entdeckt.«
    »Aber wieso haben Sie es erwähnt?«
    »Ich wollte herausfinden, ob Sie tatsächlich regelmäßig den Gottesdienst in der Moore Memorial Church besucht. Die Sache mit dem Buch war eine Fangfrage, aber sie wusste, dass die Kirche jetzt methodistisch ist.« Dann fügte er nachdenklich hinzu: »Ich habe mich immer schon gefragt, warum Menschen für Geld alles tun. Zum Teil lässt sich das mit dem Verfall des ethischen Wertesystems erklären. Die Chinesen haben an den Konfuzianismus geglaubt, dann an den Maoismus. Aber was nun? Unsere Zeitungen schreiben in diesen materialistischen Zeiten ständig von ›neuer Ehre und neuer Schande‹, doch wer glaubt denn daran.«
    Dieses Gespräch konnte leicht in einen philosophischen Vortrag münden. Huang hatte schon von dieser Eigenart des unergründlichen Oberinspektors gehört, jedoch keine Ahnung, wie er darauf reagieren sollte.
    Daher entschuldigte er sich rasch damit, dass er zurück zu seiner Gruppe müsse.

8
     
    GEGEN MORGEN FIEL Chen in einen wirren Traum. Er sah sich als Sprecher des Wetterberichts in der Endlosschleife des Albtraums jenen Wecker zertrümmern, der ihn allmorgendlich zur Ansage des Wetterberichts und vor die Kamera rief …
    Als er endlich erwachte, tastete er verwirrt nach dem Wecker auf dem Nachttisch. Anschließend lag er im Bett und versuchte zu verstehen, was ihm dieser Traum sagen wollte. Schließlich konnte er ihn als Szene aus dem amerikanischen Film Und täglich grüßt das Murmeltier    identifizieren, den er vor Jahren gesehen hatte. Aber warum war der Traum ausgerechnet heute zu ihm gekommen?
    Er stand auf, ging ins Wohnzimmer und öffnete das Fenster. Der See lag in Morgennebel gehüllt; kurz schwebte ein zarter, flötengleicher Ton über dem Dunst. Was konnte das sein? Er lauschte einige Minuten, doch der rätselhafte Ton kam nicht wieder.
    Schließlich begab er sich in das angrenzende Esszimmer und setzte sich an den Tisch mit der Glasplatte, den er wegen der besseren Aussicht auch als Schreibtisch benutzte. Dort las er das neue Material, das Huang gestern Abend noch gefaxt hatte, und machte sich Notizen dazu.
    Gegen halb acht brachte das

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