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Toete John Bender

Toete John Bender

Titel: Toete John Bender Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Voss
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begutachtete. Das Blut war noch nicht geronnen, das herausquellende Gedärm glänzte frisch. Es konnte nicht allzu lange her sein, dass jemand … Tom schüttelte den Kopf, ja, was eigentlich? … grundlos Fische auseinandergerissen hatte, um sie am einzigen Süßwassersee der Insel zu verteilen, kurz bevor sie hierherkamen, um Trinkwasser abzufüllen? Na, so ein Zufall! Tom beherrschte sich und überwand seinen inneren Zynismus.
    »Sieht aus, als wäre hier ein Tierquäler am Werk gewesen«, analysierte er und verschwieg dabei, dass es seiner Ansicht nach erst vor Kurzem geschehen sein musste.
    Sascha lachte laut auf. »Aber mal ehrlich. Egal, ob das hier nun eine Show ist oder nicht, von dem Wasser trinke ich garantiert keinen Schluck«, sagte er.
    »Das ist keine Show.« Tom schüttelte den Kopf, erhob sich und watete in den See zu den toten Fischen. Er las sie auf und warf sie ins Gebüsch. Innerlich rang er zum einen um Contenance und zum anderen fahndete er nach einer Erklärung für dieses Schauspiel.
    »Wieso willst du das Wasser nicht trinken?«, fragte Wolfgang barsch, hob einen Fisch auf und betrachtete ihn. Das Gedärm löste sich aus dem aufgeschlitzten Leib und klatschte zu Boden. »Die sind bestimmt nicht vergiftet worden«, erklärte er, warf den Fisch auch ins Gebüsch, nahm seinen Wassersack und watete Tom hinterher.
    Silvia, Sascha und Doris tauschten bestürzte Blicke untereinander aus, Frederik stand unschlüssig etwas abseits.
    »Tom! Wolfgang! Wir können doch unmöglich das Wasser da TRINKEN!«, widersprach Sascha.
    Wolfgang drehte den Schraubverschluss seines Sackes auf und füllte ihn. Tom sah über den See und konnte keinen weiteren Fischkadaver erspähen. Er wandte sich an Sascha.
    »Lasst uns bitte die Säcke auffüllen. Wir können das Wasser abkochen und ich habe noch Wasseraufbereitungstabletten dabei.«
    Tom schöpfte etwas Wasser in seine hohle Hand, trank es und prüfte den Geschmack mit geschlossenen Augen. Nichts. Kein unangenehmer Geschmack. Aber das Bild würde einen unangenehmen Geschmack implizieren, einen nach faulem Fisch.
    »Ich setze da keinen Fuß rein!«, protestierte Silvia.
    »Kein Problem, gib mir deinen Wassersack«, bot Tom sogleich eine Lösung an und ging mit ausgestrecktem Arm auf sie zu.
    »Ob das auch derjenige war, der da sein Lager in den Dünen hatte?«, flüsterte Doris. Dennoch hatte sie jeder, außer Wolfgang, verstanden.
    »Ich dachte, der ist weg«, wunderte sich Frederik und sah fragend zu Tom, der Silvias Wassersack entgegennahm.
    »Zumindest ist rund um die Insel kein Boot mehr zu sehen gewesen«, rechtfertigte sich Tom.
    »Das heißt, es könnte schon noch jemand hier sein?«, fragte Doris mit brüchiger Stimme.
    »Unwahrscheinlich. Wer sollte sich auf dieser Insel alleine aussetzen lassen und hier seinen Urlaub verbringen wollen?«, stellte Tom eine Gegenfrage und bereute sofort, sie gestellt zu haben.
    Aber die nicht erhoffte Antwort folgte auf dem Fuße: »Ein Verrückter, der gerne große Tiere am Strand frisst, sich Pornos anguckt und Fische quält!«, bemerkte Frederik ätzend.
    Ein Schauer durchfuhr Silvia bei dieser Vorstellung. Tom schüttelte den Kopf, war aber nicht ausreichend schlagfertig, um die Bemerkung Frederiks intelligent und mit Charme abzufedern. Also schwieg er und füllte seinen Wassersack. Wolfgang gab seinen prall gefüllten Sack an Frederik weiter und nahm dessen leeren zum Tausch.
    »Hier wird niemand mehr sein«, beschwichtigte Tom, als er in den zweiten Behälter Wasser laufen ließ. Er spürte, dass er sich dabei selbst nicht so sicher war und die latente Furcht seiner Teilnehmer nicht vertreiben konnte. Vor allem Doris nahm dieser Vorfall stark mit und Tom war froh, dass Andi sie bald abholen würde.
    Nachdem alle Wassersäcke gefüllt waren, kehrten sie um. Bedrückt und schweigsam. Tom entschied, nicht auf dem Rückweg die Stimmung auflockern zu wollen, dafür war der Rahmen zu schwach. Vielmehr sollten sie ihre Ankunft und Doris' Abschied zelebrieren und notfalls sogar den Abschlusschampagner anbrechen, den Jens mitbringen würde.

    ***

    I m Lager hängte Tom einen der Säcke an einen Haken, ließ sich demonstrativ ein Glas volllaufen und trank es, ohne abzusetzen, in einem Zug leer.
    »Ich werde das übrige Wasser gleich abkochen und mit Micropur reinigen. Dann wird es keimfrei und genießbar sein. Dafür bräuchte ich noch ein letztes Mal eure Hilfe. Ein wenig Feuerholz haben wir schon.« Er deutete auf einen

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