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Toete John Bender

Toete John Bender

Titel: Toete John Bender Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Voss
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eröffnete Jens sofort das Gespräch, als er Tom am Boot erreicht hatte.
    Tom fiel es schwer, sich ruhig zu verhalten. Er hatte den Eindruck, Jens würde sich extrem verdächtig verhalten, andererseits basierte seine Vermutung auf reinen Spekulationen.
    »Ja, das war schon heftig und auch für mich überraschend. Insgesamt musst du mit solchen Reaktionen wie bei Wolfgang immer rechnen. Wir alle befinden uns nicht mehr in der Komfortzone, sondern mindestens in der Erlebniszone. Wolfgang vielleicht sogar an der Grenze zur Panik, obwohl er, was das Leben im Freien anbelangt, eigentlich mit am widerstandsfähigsten scheint. Aber über Gefühle zu reden und sie zuzulassen, ist nicht seine Sache.«
    Tom bemerkte, dass er den Blickkontakt zu Jens mied, und versuchte gegen den Impuls anzuarbeiten, indem er ihn nun ansah. Jens sah es als Aufforderung, weiterzuerzählen.
    »Tja, aber sonst läuft es gut. Nur mit dem Essen, da wird es schwierig. Über Mittag kommen wir gerade noch, aber ein Abendessen bekomme ich nicht mehr gezaubert.« Er zuckte entschuldigend mit den Schultern.
    »Was schlägst du vor?«, fragte Tom lauernd.
    »Äh, ich weiß nicht. Vielleicht nachher die Schatzgeister fragen, ob die vom Schiff noch mal jemanden herschicken können. Ansonsten … keine Ahnung. Aber ohne Essen können wir nicht weitermachen. Da werden alle meutern.«
    »Du schlägst also vor, abzubrechen?«
    Jens sah Tom irritiert an. „Nein, das habe ich doch gar nicht gesagt!«
    »Hat sich aber so angehört«, bestand Tom auf seiner Vermutung.
    Jens schien ratlos. »Ist irgendetwas?«, fragte er.
    Tom ließ sich Zeit mit seiner Antwort. »Nein, ist schon in Ordnung. Ich dachte, dir wird es zu viel, oder so.«
    »Nein!«, widersprach Jens energisch. »Mir macht das gerade total Spaß und ich lerne viel. Wieso sollte ich dann abbrechen wollen?«
    »Ist schon gut, Jens. Dann habe ich mich wohl getäuscht«, beschwichtigte Tom, der sich kein Urteil über das Gespräch bilden konnte. Vielmehr verwirrte es ihn. War er eben noch davon überzeugt gewesen, Jens sei der Widersacher, kamen ihm nun Zweifel an dieser Überzeugung. Entweder war Jens ein großartiger Schauspieler, der ihn täuschte (das konnte sich Tom nicht vorstellen; nein, er mochte es sich nicht vorstellen, da er sehr viel von seiner eigenen Menschenkenntnis hielt) oder aber Jens war unschuldig. Nur, wer war es dann? Tom wurde bewusst, dass er darüber noch einmal in Ruhe nachdenken musste.
    »Okay. Ich werde dann mal zum Bootshaus gehen und die beiden Schatzgeister erwarten. Ich bin gespannt, was die zu sagen haben. Vielleicht hat denen ja jemand Bescheid gegeben«, sagte er und beobachtete seinen Assistenten.
    »Ja, ist gut, ich werde dann … Wer sollte denen denn Bescheid gegeben haben?«, fragte Jens verwundert.
    »Keine Ahnung. Wir werden auf jeden Fall gleich herausfinden, warum Andi nicht gekommen ist«, stellte Tom fest und lies es bewusst wie eine Drohung klingen, die aber keine Wirkung bei Jens zeigte.
    »Ja, klar«, antwortete dieser und schob sich ein Kaugummi in den Mund. »Ich kümmere mich dann um das Team, in Ordnung? Um 15:00 Uhr versammeln wir uns alle wieder und sehen weiter?«
    Tom nickte.
    Jens ging zurück zu den Teilnehmern.

    ***

    E r trug seine Schuhe in der einen Hand, zog mit der anderen den Handwagen hinter sich her und ging im Wasser den Strand entlang zum Bootshaus. Die Ruhe und das Gehen taten Tom gut, ordneten seine Gedanken und führten zu Klarheit. Lediglich das näherkommende Unwetter am Horizont beunruhigte ihn und lenkte ihn etwas ab. Er vermied es, auf das Meer zu sehen und analysierte seine Lage. Keine Lösung! Es konnte immer noch Jens sein. Es konnte der Fremde sein, den er nicht kannte. Konnte es jemand aus der Gruppe sein? Für Jens oder einen Teilnehmer sprach die Botschaft auf seinem Laptop: Viel Spaß, Tom .
    Hatte er sie bisher noch als boshaften Scherz betrachtet, fügte sie sich als weiteres Mosaiksteinchen in die Kette von außergewöhnlichen Ereignissen, die zum Ziel hatten, ihm zu schaden. Der Fremde konnte es nicht alleine gewesen sein, war aber vielleicht nur ein Komplize. Vielleicht war es aber auch jemand, der sich noch an Bord des Schiffes befand. Jemand aus seinem Team. Immer noch keine Lösung – zu verschachtelt waren die Ereignisse und die Hinweise zu dürftig.
    Es gab immer noch die Möglichkeit, die Veranstaltung abzubrechen, aber Tom verwarf sie schnell. Er war nicht der Typ für Niederlagen. Außerdem würde sich

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