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Töte, wenn du kannst!: Kriminalroman (German Edition)

Töte, wenn du kannst!: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Töte, wenn du kannst!: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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Besonders kooperativ war sie ohnehin nicht gewesen, man hatte ihr jedes Wort aus der Nase ziehen müssen.
    »Vielleicht haben es die Russen ja nicht so mit der Pünktlichkeit«, grantelte er.
    »Bist du etwa auch noch ein Rassist?«, fragte Selma.
    »Klar«, sagte Forsberg und dann, nach einer kleinen Denkpause: »Was meinst du mit ›etwa auch noch‹?«
    »Neben der Arschloch-Nummer, die du sonst so abziehst.«
    Forsberg verschlug es die Sprache, aber dann musste er grinsen. Sie hatte ihn durchschaut, wenigstens war sie nicht dämlich.
    »Die Frau putzt nachts Büros«, gab Selma zu bedenken. »Vielleicht hat sie verschlafen. Oder kein Vertrauen zur Polizei.«
    »Wer hat das schon?«
    »Sie ist keine Beschuldigte, sie muss nicht kommen«, sagte Selma.
    »Ja, ja. Aber verdammt noch mal, ihr Kind ist seit zwei Wochen verschwunden!«
    »Soll ich hinfahren und nachsehen?«, fragte Selma.
    Den Vogel allein in die Bronx schicken? Eigentlich gegen die Dienstvorschrift, aber womöglich gar keine schlechte Idee. Von Frau zu Frau würde Oxana Bobrow vielleicht gesprächiger sein.
    »Gut, fahr raus«, sagte Forsberg und beschloss erst jetzt endgültig, zu der Trauerfeier von Magnus Cederlund auf dem Kviberg-Friedhof zu gehen, die an diesem Freitagnachmittag stattfinden sollte.
    Eigentlich gab es keinen vernünftigen Grund, dorthin zu gehen, denn die Ermittlungen hatten keinen Hinweis auf ein Fremdverschulden erbracht. Forsberg hatte sich von seinem Kollegen Erik Abrahamsson aus Jonköping die Bilder vom Fundort und die Berichte der dortigen Spurensicherung kommen lassen und hatte den Obduktionsbericht gelesen. Demnach hatte sich Cederlund in den Sessel gesetzt, sich die Schrotflinte zwischen die Knie geklemmt und mit dem Daumen abgedrückt. Und schon war ihm der Schädel explodiert. Auf den Fotos war deutlich zu sehen, dass die Waffe vor ihm lag, die Läufe zeigten auf den Sessel. So weit war alles plausibel. Im Waffenschrank des Sommerhauses hatte die Kripo Jonköping außerdem noch eine Büchse und eine Pistole gefunden. »Mit der Pistole wär’s längst nicht so eine Schweinerei geworden«, hatte sich Abrahamsson erneut beklagt, und Forsberg hatte ihm recht geben müssen. Warum die Schrotflinte, warum nicht die Pistole? Er konnte nur vermuten, dass der Mann eben sichergehen wollte und zudem weder eitel noch besonders rücksichtsvoll gewesen war. Eine Frau, hatte Forsberg gedacht, hätte so etwas nie getan.
    Ja, es war wohl tatsächlich ein Selbstmord, aber Forsberg hätte zu gerne gewusst, warum. Das, und was Marta Cederlund zu dem Eisblock hatte werden lassen, der sie heute war.
    Die Kirche war bis auf den letzten Platz gefüllt, und auch das Göteborg Dagbladet war zahlreich vertreten. Neben Chefredakteur Petter Hinnfors saß Peer Reinfeldt, Hakeröds Vorgänger als Nachrichtenchef, und Eva Röög ertappte sich bei dem Gedanken, wie rasch die Menschen doch alterten, wenn sie erst einmal aus dem Beruf ausgeschieden waren. Eva hatte sich zunächst in eine der hinteren Bänke gesetzt, zu ihren Kollegen, aber dann war sie von Dag Cederlund, der sie mit einer herzlichen Umarmung begrüßte, nach vorn gebeten worden. Jetzt saß sie in der zweiten Reihe, gleich hinter der Familie; schräg vor ihr der ausrasierte Nacken von Dag, dessen brav gescheiteltes Haar erste graue Einsprengsel aufwies, daneben der blonde Haarknoten seiner Frau Mette, Dag hatte sie kurz miteinander bekannt gemacht. Über Marta Cederlunds Hut hinweg konnte sie auf den Sarg blicken, der unter einer Kaskade von Blumen verschwand.
    Es war kühl in der Kirche, und Eva war froh, dass sie einen Blazer angezogen hatte. Gut auch, dass sie sich im letzten Moment für das kleine Schwarze entschieden hatte, denn hier, in den vorderen Bänken, war sie umgeben von Maßanzügen aus italienischem Tuch und Designerkostümen. Steif und mit blickdichten Mienen verharrten die Mächtigen des Landes auf den unbequemen Kirchenbänken. Neben den Göteborger Platzhirschen waren auch ein paar Wirtschaftsbosse aus Stockholm zur Gedenkfeier gekommen, Gesichter, die man aus dem Wirtschaftsteil kannte. Das Göteborg Dagbladet war für Cederlund eher eine Liebhaberei gewesen, an dem er aus irgendeinem sentimentalen Grund gehangen hatte.
    Neben ihr, im schwarzen Kaschmirrollkragenpullover, saß der Herausgeber eines stylischen Kunstmagazins, umhüllt von einer schwülen Duftwolke. Es waren überhaupt viele Medienleute hier und vorhin hatte Eva sich dabei ertappt, wie sie die Reihen der

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