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Töte, wenn du kannst!: Kriminalroman (German Edition)

Töte, wenn du kannst!: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Töte, wenn du kannst!: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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vor Leander ausgesprochen, aber tief im Innern war Tinka überzeugt: Ohne Lucie hätte es in Leanders Leben keine andere Frau gegeben. Und ein zweites Mal wollte sie so etwas nicht riskieren.
    Sie hoben die Gläser. Leander wünschte seiner Frau gerade noch einmal alles Gute zum Geburtstag, als zwei Dinge gleichzeitig passierten: Aldo, der Besitzer des Lokals, trug die Vorspeisen auf, und eine große Frau mit dunklen Locken in einem weiten, weich fallenden schwarzen Mantel kam herein. Sie war in Begleitung eines gut aussehenden Mannes, der ihr die Tür aufhielt.
    Dass Eva geheiratet hatte, hatte sich herumgesprochen. Was war der Typ noch gleich, Unternehmensberater? Finanzberater. Einer von diesen Schlawinern also, die die Leute um ihr Erspartes brachten und dafür fette Provisionen einstrichen. An den Namen des Mannes konnte Leander sich nicht erinnern, aber offenbar hatte Eva ihren Nachnamen Röög behalten, denn so zeichnete sie noch immer ihre Artikel im Göteborg Dagbladet , das er sich ins Büro schicken ließ.
    Aldo wünschte Leander und Tinka einen guten Appetit, dann wirbelte er herum und widmete sich seinen neu angekommenen Gästen. Er begrüßte sie wie alte Freunde, nahm ihnen die Garderobe ab und reichte sie an den Kellner weiter.
    Unter dem Mantel trug Eva ein enges schwarzes Kleid, das ihre kurvenreiche Figur höchst vorteilhaft zur Geltung brachte, und dazu eine Perlenkette. Eine Perlenkette! Eva! Passt doch gar nicht zu ihr, dachte Leander. Dennoch musste er erkennen, dass sie ihr gut stand und ihre meerfarbenen Augen zum Leuchten brachte. Und sosehr sich Leander auch bemühte, an ihrem Begleiter etwas Nachteiliges zu entdecken, fand er doch nichts. Volles dunkelblondes Haar, lässig, aber gut geschnitten, klassische Gesichtszüge, athletische Figur. Und groß. Jedenfalls größer als Leander. Man konnte ihm allenfalls den Vorwurf machen, zu gut auszusehen.
    Auf dem Weg zu ihrem reservierten Tisch hielt Eva kurz inne, als sie Leander bemerkte. Dann, nach einem Seitenblick auf Tinka, nickte sie ihm kurz und mit einem knappen Lächeln ihrer ochsenblutrot geschminkten Lippen zu. Leander nickte ebenfalls, wagte aber nur ein Lächeln, das knapp über der Wahrnehmungsgrenze lag. Dann beeilte er sich, wieder Tinka anzusehen, deren Gesicht gerade über ihrem Meeresfrüchtesalat versteinerte.
    Aus irgendeinem Grund, vermutlich weibliche Boshaftigkeit, musste Eva nun ihren Sitzplatz so wählen, dass sie in seine Richtung schaute, wenn sie den Kopf nur eine Winzigkeit nach rechts drehte. Dasselbe galt für Leander, der angefangen hatte, sein Carpaccio vom Seeteufel zu essen, wobei er krampfhaft seinen Teller fokussierte.
    »Wollen wir die Plätze tauschen? Nicht, dass du hinterher behauptest, ich hätte dauernd rübergesehen«, sagte Leander.
    Aber Tinka hatte sich wieder gefangen, und die Plätze zu tauschen wäre ja auch zu albern gewesen. Leander spießte zwei Scheiben rohes Fischfleisch auf die Gabel. Er und Tinka sahen sich an und brachten beide ein Lächeln zustande.
    Für den Rest des Abends redete Tinka einen Tick zu viel, vermutlich, um dem anderen Paar nicht den Anblick eines sich anschweigenden Ehepaars zu bieten. So fiel nicht auf, dass Leander wortkarg blieb. Er dachte an den seltsamen Brief. Sollte er morgen tatsächlich diese Nummer anrufen?
    Als Tinka endlich bereit war, zu gehen, waren Eva und ihr Mann beim Espresso, und Leander hatte Nackenschmerzen.

Camilla war ein hübsches Ding aus Öckerö, aber sie wollte weg von der Insel, wollte in die Stadt. Also absolvierte sie einen Kurs in Steno und Schreibmaschine und fuhr einen Tag nach ihrem einundzwanzigsten Geburtstag nach Göteborg, um sich bei einer Firma vorzustellen. In einem schäbigen braunen Koffer schleppte sie alles mit, was sie besaß, auch ihre gesamten Ersparnisse, die sich auf knapp 300 Kronen beliefen. Ihre Mutter missbilligte ihr Vorhaben aufs Schärfste und hatte ihr Geld für die Rückfahrt mitgegeben, aber als Camilla in Hönö das Fährschiff nach Lilla Varholmen betrat, schwor sie sich, nicht zurückzukehren, und wenn doch, dann nur mit einem dicken Wagen, schicken Klamotten und einem tollen Mann an ihrer Seite. Oder so ähnlich. Es waren zwar nur zwanzig Kilometer bis Göteborg, aber für Camilla bedeutete diese Fahrt den Aufbruch in eine neue Welt.
    Sie bekam die Stelle und natürlich verliebte sie sich prompt in ihren Chef: in seine apart ergrauten Schläfen, seine große, schlanke Gestalt, seine galanten Manieren und

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