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Töte, wenn du kannst!: Kriminalroman (German Edition)

Töte, wenn du kannst!: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Töte, wenn du kannst!: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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Tier.
    »Kennst du die Bücher nicht?«, fragte Selma.
    »Nein«, sagte Forsberg.
    »Ich glaube, es gibt kein Mädchen, das die nicht gelesen hat.«
    »Ich war nie ein Mädchen«, sagte Forsberg.
    Das Bett hatte er mit zusammengeklebten Müllsäcken abgedeckt, weiße Gipsbrocken lagen darauf.
    »Sie hatte diesen Schwarzfimmel.« Er schüttelte den Kopf. »Ich Idiot dachte zuerst, es wäre wegen ihrer Mutter. Dass sie in Trauer wäre. Kannst du dir das vorstellen?«
    »Ja«, sagte Selma.
    »Sie hat sich die Augenbrauen gepierct und als Nächstes sollte die Zunge dran sein. Wegen dem und der ganzen Gothic-Scheiße hatten wir auch öfter« Forsberg hielt mitten in seiner Erklärung inne, blickte Selma an und winkte resigniert ab. »Ah, verdammt!«
    Selma war versucht, ihm zu sagen, dass sie nur deshalb Schwarz trug, weil Schwarz leise war. Aber er hätte es wohl nicht verstanden und selbst wennbetrunken, wie er war, würde er es morgen wieder vergessen haben. Sie betrachtete stattdessen die CD -Sammlung: Goth-Rock-Bands wie Corpus Delicti, Ataraxia, Fading Colours, Grüxshadows, Specimen, Skeletal Family waren vertreten, aber auch Vikingrock und Viking-Metal: Ultima Thule, Nidhöggs Vrede, Månegarm, Mithotyn, Thyrfing und Borknagar.
    »Hast du mal reingehört?«, fragte Selma.
    »Ich? Das ganze Haus! Was glaubst du, warum es hier von der Decke bröselt?«
    Selma nahm eine CD heraus. »Hier, Månegarm, das ist eine Black Metal Band aus Norrtälje. Der Riesenwolf Månegarm lebte im Järnskogen, dem Eisenwald, und ernährte sich hauptsächlich vom Blut Sterbender. Der Legende nach war es Månegarm, der die Sonnenfinsternis verursachte, indem er mit so viel Blut der Toten um sich spritzte, dass die Sonne davon schwarz wurde.«
    »Sehr poetisch.«
    »Wenigstens lernen die Kids so die nordische Mythologie kennen.«
    »Hören so was nicht hauptsächlich Satanisten und Neonazis?«
    »Quatsch! Ich hör so was auch ab und zu.«
    Forsbergs Gesichtsausdruck ließ darauf schließen, dass Selma in seinen Augen nur bedingt als Beleg für die Harmlosigkeit dieser Musikrichtung taugte.
    Andere Welten, dachte Selma. Vater und Tochter. Er und ich.
    »Was hörst du denn für Musik?«, fragte Selma.
    »Ich?«, fragte Forsberg.
    »Ja.«
    »Blues. Manchmal Soul. Nicht oft.«
    Blues. Soul. Braun und Violett.
    »Hatte sie was mit Satanismus oder mit der rechten Szene zu tun?«
    »Nein. Es war mehr so eine Pose.«
    »Vielleicht hat ihr die Musik einfach gefallen«, sagte Selma. »Was weißt du über Turin?«
    Forsberg stützte sich mit einer Hand am Türrahmen ab, schwankte aber trotzdem, als befände er sich an Bord eines Schiffes auf bewegter See. »Fiat und Fußball.«
    »Es heißt, in Turin wäre der Teufel zu Hause. Es ist die Stadt des Aberglaubens und der schwarzen Magie. Es gibt dort sogar schwarzmagische Stadtführungen. Turin ist die Stadt für Goth-Fans.«
    Selma musste sich eingestehen, dass ihr Chef gerade nicht sehr intelligent dreinschaute.
    »Du meinst?«
    »Ich geh jetzt«, sagte sie. »Hör auf zu saufen.«
    Forsberg brummte, dass sowieso nichts mehr da wäre. Immerhin war er noch in der Lage, sie zur Tür zu bringen.
    »Und du? Gehst du jetzt noch in so einen Goth-Schuppen, ja?«
    War er tatsächlich so bescheuert oder tat er nur so? Selma kam zu dem Schluss, dass er in erster Linie betrunken und unglücklich war. Und morgen einen Mordskater haben würde.
    »Nein«, sagte Selma. »Ich leg mich jetzt mit Amundsen aufs Sofa.«
    Tinka war allein zu Bett gegangen. Leander hatte behauptet, er wolle noch lesen, was bedeutete, dass er in seinem Arbeitszimmer saß und vermutlich vor sich hin grübelte. Natürlich konnte auch sie nicht schlafen. Unzählige Fragen gingen ihr durch den Kopf. Was wäre, wenn Lucie noch lebte?
    Die Sache mit dem Mann im Café vor der Markthalle, den sie für ihren Kollegen Axel gehalten hatte, hatte Tinka bis heute keinem Menschen erzählt. Oft fragte sie sich, ob das alles hätte verhindert werden können, hätte sie nicht dagestanden und diesen Fremden wer weiß wie lange angestarrt. Aber was nützte es, wenn der Kommissar und dadurch auch Leander davon erfahren hätten? Es hätte keinen Einfluss auf die Ermittlungen gehabt. Der Mann hatte Lucie jedenfalls nicht entführt, das hätte sie ja bemerkt. Tinka wusste, dass ihr Leander auch so schon eine große Portion Schuld am Geschehenen zumaß, auch wenn er es nicht aussprach. Wenn Leander auch noch das erfährt, verlässt er mich, hatte sie damals

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