Töte, wenn du kannst!: Kriminalroman (German Edition)
Selbstgedrehte, die aussah, als hätte eine Schlange ein Schwein verschluckt.
»Es warnicht ganz in Ordnung, dorthin zu gehen. Ich meine, ohne Durchsuchungsbeschluss, und wo der Fall Cederlund ja gar nicht meinunserer ist.«
»Denkst du etwa, ich hätte dich verraten?«, fragte Selma, ihre Augen funkelten gefährlich.
»Nein«, sagte Forsberg rasch. »Nein, niemals!«
Selma blätterte das nächste Bild auf.
»Ihre Freundin Bahar.«
Ein lachendes Mädchengesicht im Fenster eines Flugzeugs. Forsberg zündete die Zigarette an und sog den Rauch tief in seine Lungen.
»Aber Autos gibt es schon in Biskopsgården«, sagte er beim letzten Bild.
»Sie hat sich selbst gemalt, wie sie im Auto sitzt.«
Im hinteren Fenster des ziemlich eckig gemalten schwarzen Wagens war ein Kopf mit braunen Haaren zu sehen, die bis zum Kinn reichten. So lang war Valerias Haar zuletzt gewesen. Anders als das Mädchen im Flugzeug lächelte das Mädchen im Auto nicht. Die Augen waren groß und rund und der Mund ein kurzer, gerader Strich. Valeria hatte auch den Fahrer gemalt. Eine Schildkappe thronte auf seinem Kopf und es sah aus, als hätte sie ihm erst braunes Haar gemalt und dann, darüber, die blaue Kappe.
»Cederlunds Auto ist schwarz«, sagte Selma. »Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass er ein Basecap trug. Und sein Haar war auch nicht braun, sondern grau. Außerdem hätte er ja wohl kaum seinen Chauffeur in so ein Hobby eingeweiht.«
»Vielleicht hatte sie kein Grau«, sagte Forsberg.
»Kleine Kinder malen gegenständlich, und Valeria war sehr genau in Details. Schau: Ihr Haar ist braun, Bahars ist schwarz. Die Blaubeeren sind blau. Das Dach des Hauses ist mit Bleistift grau ausgemalt – warum?«
Forsberg schaute sie abwartend an.
»Weil das Sommerhaus ein Schieferdach hat«, sagte Selma.
Er rauchte und studierte die Zeichnungen.
»Sie kann die Kühe natürlich auch im Fernsehen gesehen haben«, sagte er.
»Glaubst du das?«
»Nein. Aber die Bilder sind höchstens ein Indiz, kein Beweis. Den müssen die verdammten Forensiker beibringen, aber das dauert ja immer« Er winkte ab, seufzte, dann sah er Selma an und sagte: »Sehr gute Arbeit, Selma.«
Der Vogel strahlte, und Forsberg spürte ein warmes Gefühl in sich aufwallen. Er spülte es mit einem großen Schluck Bier weg.
»Hatte Ivan Krull einen schwarzen Wagen?«, fragte Selma.
»Moment, das haben wir gleich.« Forsberg telefonierte mit der Zentrale, wartete, dann, eine Minute später, sagte er: »Alter Toyota, rot.«
»Mist.« Selma drückte ihre Zigarette aus und fragte dann: »Wie gefällt dir die Wohnung?«
»Die hier?«, fragte Forsberg irritiert.
»Ja, die hier.«
»Schön. Groß. Tolle Lage. Könnte ich mir nicht leisten.«
»Ich pokere«, sagte Selma.
»Wie?«
»Na, mit Karten. In Kneipen. Manchmal auch im Internet.«
Forsberg stellte sich den Vogel inmitten Zigarre rauchender Männer vor. Aber wahrscheinlich war das nur so ein Klischee. »Bist duich meine«
»Nein, ich bin nicht spielsüchtig. Ich pokere für Geld und unterm Strich gewinne ich was dabei. Mal mehr, mal weniger.«
Forsberg fragte sich, warum ihm der Vogel das erzählte.
»Du könntest Annas Zimmer haben, bis du eine Wohnung gefunden hast.«
»Was?« Er sah sie mit aufgerissenen Augen an.
Sie griff sich in ihr feuchtes Haar.
»Du musst umziehen. Heute Morgen dachte ich, du hättest Schuppen, aber es war Gips.«
»Dasdas ist nett von dir, dass du dir Sorgen machst«, stammelte er.
»Dein Haus bricht zusammen«, sagte Selma.
Forsberg drückte die halb gerauchte Zigarette aus und sandte ein verrutschtes Lächeln über den Tisch.
»Und was würde dein Freund Amundsen sagen, wenn ich hier einziehe?«
Selma lachte ihr gurrendes Vogellachen.
»Ach, das krieg ich schon geregelt. Er gehört eigentlich sowieso Anna.«
Forsberg verspürte einen übermächtigen Fluchtreflex.
»Es ist nur der Putz«, sagte er und stand auf. »Aber danke für das Angebot. Ichgeh dann mal. War ein langer Tag. Wenn du morgen freinehmen möchtest«
»Nein«, sagte Selma. Sie zog den Gürtel des Bademantels enger und brachte ihn zur Tür. »Oder doch. Vielleicht einen halben Tag.«
»Ja, klar«, sagte er. »Gute Nacht.«
»Gute Nacht, Greger«, sagte Selma und grinste. Diabolisch, wie er fand.
»Ich glaube, ich habe ihn ganz schön erschreckt«, sagte Selma zu Sir Henry. »Aber man kann doch nicht in einem Haus wohnen, das zerbröselt wie ein alter Keks!«
Sie kuschelte sich in die Ecke des
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