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Töte, wenn du kannst!: Kriminalroman (German Edition)

Töte, wenn du kannst!: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Töte, wenn du kannst!: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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Hand und eine Decke über den Füßen.
    »Ist es dir lieber, wenn wir zur Polizei gehen?«, fragte Leander.
    Tinka ließ fast eine Minute verstreichen, bevor sie sagte: »Womit?«
    Leander schwieg. Ja, womit? Spätestens seit der Sache mit dem Video war klar, dass ihr Gegner kein Dummkopf war. So einer hinterließ keine Fingerabdrücke auf den Briefen oder schickte SMS von einem registrierten Vertragshandy.
    Während Leander Schießübungen absolviert hatte, war Tinka nicht nur an die alten Kleiderkisten gegangen, sondern hatte auch eine SMS geschickt, in der sie dem Mann zwanzig Millionen Kronen angeboten hatte. Das Zehnfache der ursprünglichen Belohnung. Leander hatte darauf verzichtet, Tinka zu fragen, woher sie das Geld nehmen wollte. Es wäre auch müßig gewesen, denn er hatte geantwortet: Keine Planänderung . Was also konnte die Polizei schon ausrichten?
    »Wir müssen rausfinden, wen du töten sollst«, sagte Tinka in die Stille. »Damit können wir zur Polizei. Dann hätten wir wenigstens eine Spur. Der Erpresser muss mit dem Opfer in einer engeren Beziehung stehen, sonst bräuchte er nicht diesen Aufwand zu treiben.«
    Leander dachte an die Waffe im Handschuhfach des Wagens.
    »Versprich mir, dass du niemanden töten wirst«, sagte Tinka.
    »Ja«, sagte Leander.
    Forsberg fuhr Selma nach Hause. Malin und Bergeröd und die Spurensicherung waren in Frau Bobrows Wohnung geblieben und kümmerten sich um den makabren Fund. Beide hatten während der Fahrt geschwiegen. Der Vogel war noch immer wachsbleich im Gesicht, als Forsberg vor dem Haus hielt, das in einer Seitenstraße der Linnégatan lag. Es war ein Bau aus gelblichen Backsteinen, mit Ornamenten verziert, vermutlich um die vorige Jahrhundertwende herum errichtet. Forsberg schlug vor, einen Schnaps in der Bar an der Ecke zu trinken, aber Selma schüttelte den Kopf. »Ich muss duschen, jetzt sofort! Diese Fliegen überallich habe das Gefühl«
    »Ja, klar«, sagte Forsberg.
    Im Aussteigen begriffen, sagte Selma: »Komm mit rauf, ich muss dir was Wichtiges zeigen.«
    Forsberg ließ sich nicht lange bitten. Er war gespannt, wie der Vogel wohnte.
    Nicht schlecht, stellte er wenig später fest, als Selma tatsächlich sofort ins Bad stürmte und wenige Sekunden später die Dusche rauschte. »Nimm dir ein Bier aus dem Kühlschrank!«, drang ihre Stimme durch die geschlossene Tür. »Wodka ist auch da.«
    Forsberg schaute sich um. Stuck zierte die hohen Decken, und das Parkett knarzte vornehm unter seinen Schritten. Die einstige Pracht zeigte Spuren der Abnutzung, aber man sah keine Risse an den weiß gestrichenen Wänden, und nirgends bröselte es von der Decke. Die Wohnung musste groß sein, vom Flur gingen fünf Türen ab, eine stand offen. Karge Einrichtung: Metallregale, ein großes Bett, schwarz bezogen, ein Schreibtisch mit einem Laptop oder Notebook, wie die Dinger ja neuerdings hießen. Schwarze Klamotten überall im Raum verteilt, dazwischen Bücher, Kabel, Elektronikkrimskrams, Tassen mit Kaffeepfützen, leere und fast leere Wasser- und Cola-Flaschen. Eine Ordnungsfanatikerin schien Selma nicht gerade zu sein, dabei sah ihr Schreibtisch im Präsidium immer aufgeräumt aus, verglichen mit seiner Zettelwirtschaft. Aber er hatte schließlich auch viel mehr am Hals, als Chef der Abteilung. Forsberg wandte sich ab und betrat einen Tanzsaal von einem Wohnzimmer, in der Mitte stand ein Sofa mit rotem Samtbezug und geschwungener Lehne, auf dem eine Kleinfamilie mühelos Platz gefunden hätte, davor ein kleiner Tisch, und an der Wand eine Musikanlage mit fast mannshohen Boxen. Nebenan in der Küche saß ein Mann an einem langen Holztisch, und Forsberg hatte schon eine Entschuldigung auf den Lippen, als er bemerkte, dass der Kerl nicht echt war. Eine Schaufensterpuppe! Im Kühlschrank lagerten Möhren und Paprikaschoten, eine Sammlung Senfgläser, Spirituosen und ein Sixpack Bier! Er machte eine der Dosen auf und setzte sich an den Tisch zu dem Kerl, dessen Schweigsamkeit ihm sehr gelegen kam. Auch Forsberg musste den Anblick von Krulls Kopf erst einmal verdauen.
    Schöne Wohnung. Mit einem Inspektorengehalt konnte man sich so etwas normalerweise nicht leisten, aber vielleicht war dieser Amundsen, von dem der Vogel neulich geredet hatte, ja finanziell an der Sache beteiligt. Obwohl es nicht so aussah, als ob hier ein Mann lebte, das glaubte Forsberg mit sicherem Polizistenauge erkannt zu haben. Allerdings hatte er ja noch gar nicht alle Zimmer gesehen.

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