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Töte, wenn du kannst!: Kriminalroman (German Edition)

Töte, wenn du kannst!: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Töte, wenn du kannst!: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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Ausgesprochen abgedreht fand er diesen Schaufenstertypen, der am Kopfende des Tisches saß und nun von Selma mit »Na, Sir Henry, wie war dein Tag?« begrüßt wurde. Sie roch gut, nach Wald und Gräsern. Auch sie ging schnurstracks zum Kühlschrank und nahm eine Dose Bier und eine Flasche Aquavit heraus. Ihr nasses Haar glänzte wie in Öl getaucht, sie trug einen riesigen, blau und rot gestreiften Männerbademantel, und Forsberg ertappte sich bei der Überlegung, ob sie darunter wohl nackt war.
    »Auch einen?«, fragte sie.
    »Ich bleib heute lieber beim Bier.«
    Amüsiert sah er zu, wie der Vogel den Aquavit in ein Schnapsglas mit Werbeaufdruck der Stena-Fähren goss und in einem Zug hinunterkippte. Ihre Wangen hatten wieder etwas Farbe bekommen.
    »Verdammt, warum muss immer ich die ekligen Leichen finden?« Selma goss sich noch einen ein und drehte sich eine Zigarette.
    »Es tut mir leid«, sagte Forsberg. »Auch das mit dem Sommerhaus. Ich wusste ja nicht, dass Cederlund dortich meine, wo doch dein Vater«
    Selma riss ein Streichholz an, die Zigarette glühte auf. Sie fragte nicht, woher er es wusste, sie sagte nur: »Ich habe meinen Vater ja nicht so gesehen. Ich habe es mir nur immer vorgestellt. Allerdings nicht so schlimm.«
    »Und deine Mutter?«
    »Ist wieder in die Türkei gezogen, nachdem ich mit der Schule fertig war. Es hat ihr nicht gefallen, dass ich zur Polizei gegangen bin.«
    Armer Vogel, dachte Forsberg, aber gleichzeitig fiel ihm ein, dass er sich genauso gut selbst bedauern konnte: Sein Vater war seit Jahren tot, seine Exfrau ebenfalls, seine Tochter verschwunden, und seine Mutter lebte in einem Heim und erkannte ihn nicht mehr.
    »Und warum bist du zur Polizei gegangen?«, fragte er.
    Sie zuckte die Achseln unter diesem Zirkuszelt von einem Bademantel.
    »Irgendwie fand ich es cool. Und du?«
    Forsberg grinste.
    »Als Junge wollte ich Koch werden.«
    »Koch?«
    »Mein Vater war jahrelang Schiffskoch und später Koch in einem Restaurant. Leider habe ich nichts von seinem Talent geerbt. Warum es dann die Polizei wurde, weiß ich auch nicht.«
    Selma nickte.
    »Und jetzt? Findest du es immer noch cool?«, fragte Forsberg.
    »Ja. Nur dachte ich, dass man bei der Vermisstenstelle weniger Leichen findet.«
    Forsberg setzte die Bierdose an die Lippen. Dann fragte er: »Was wolltest du eigentlich da draußen?«
    Statt zu antworten, sah sie ihn mit stierem Blick an, legte die qualmende Zigarette auf den Aschenbecherrand und stand auf.
    Musste sie jetzt doch noch kotzen? Zugegeben, einen abgetrennten Menschenkopf auf einem Küchentisch zu finden hätte wohl die meisten seiner Kollegen ein wenig aus der Bahn geworfen. Einen abgeschnittenen Kopf, dessen Mund man mit dickem schwarzem Zwirnsfaden zugenäht hatte.
    Selma kam zurück.
    »Wir müssen über Kühe sprechen«, sagte sie und legte, umhüllt von Grasduft, ein paar Kinderzeichnungen auf den Tisch.
    »Kühe«, sagte Forsberg. »Ah.«
    Das oberste Bild zeigte ein Haus, etwas Blaues mit Fischen, eine hellgrüne Fläche, darauf braune Tiere mit vier Strichen als Beine. Kühe? Hinter dem Hellgrün sah man so etwas wie Bäume: ein brauner Stamm und oben grüne Kreise.
    »Das sind Valerias Zeichnungen. Sie hingen über ihrem Bett«, erinnerte sich Forsberg an seinen ersten Besuch bei Frau Bobrow.
    »Ja. Und? Erkennst du es denn nicht wieder?«, fragte Selma.
    »Sollte ich?«
    Sie nahm die Zigarette und inhalierte tief, während sie ihm den Tabak rüberschob. Forsberg öffnete die Packung und machte sich mit ungelenken Fingern ans Werk.
    »Du warst doch erst gestern in Cederlunds Sommerhaus. Das ist das Haus, das da ist der See, hier der Wald mit den Blaubeeren«, Selma beugte sich weit über den Tisch und deutete auf die kleinen blauen Punkte im Grün, »… und das sind Kühe. Das ist der Blick vom Sommerhaus, nur hat sie das Haus gleich noch mit draufgemalt.«
    Forsberg hatte die Gelegenheit genutzt und versucht, in den Ausschnitt des Bademantels zu schielen. Forsberg! Aber ebenso gut hätte man versuchen können, einem Hund das Schwanzwedeln abzugewöhnen. Hatte sie nun darunter etwas an oder nicht?
    »Woher weißt du das?«, fragte Forsberg.
    »Es liegt doch vor dir! Wo sonst soll das Mädchen denn Kühe gesehen haben, in Biskopsgården laufen ja nicht allzu viele herum.«
    »Das meine ich nicht, sondern«
    »Dass du im Sommerhaus warst?« Sie legte den Kopf nach Vogelart schief und sah ihn an. »Tja«, sagte sie.
    Forsberg betrachtete skeptisch seine

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