Töte, wenn du kannst!: Kriminalroman (German Edition)
und Beträge zwischen zwei- und dreitausend Kronen. »Eine geradezu rührende Buchführung«, meinte Malin. »Aber wegen so was schneidet man doch keinem den Kopf ab.«
»Er wurde erstochen«, erinnerte Selma. »Der Kopf war nur eine Botschaft für Oxana Bobrow.«
»Ja«, sagte Malin. »Und sie ist bestimmt längst wieder in Russland, die finden wir nie mehr. Ich frage mich, ob diese Sache etwas mit dem Verschwinden ihrer Tochter zu tun hat oder ob es um etwas anderes geht.«
»Und die anderen zwei Frauen? Die aus dem Heft?«, fragte Selma.
»Bergeröd hört sich gerade bei den Kollegen vom Milieu um.«
»Bergeröd.«
»Wenn man ihn besser kennt, ist er gar nicht so übel«, sagte Malin.
Selma hatte seine flapsig-dummen Sprüche beim Anblick des Kopfes noch gut im Ohr. Sie stand da und studierte die Landkarte von Västra Götaland.
»Ist noch was?«, fragte Malin.
»Pernilla Nordin«, sagte Selma.
»Was?«
»Exfrau von Holger Nordin, dem Großvater von Lucie Hansson«
»Ich erinnere mich. Ein grässlicher alter Besen. Was ist mit ihr?«
»Sie erwähnte eine Frau namens Camilla, die aus Öckerö stammt und angeblich ein uneheliches Kind von Nordin haben soll. Sie hat bei ihm im Büro gearbeitet, das muss vor seiner zweiten Ehe gewesen sein. So um das Jahr 74 herum.« 74. Eine rote Sieben und eine gelbe Vier. Nicht nur Töne hatten Farben, auch Ziffern.
»Wann hat sie das erwähnt?«
»Gestern.«
Malin begnügte sich mit einem fragenden Blick.
»Ich finde nichts in den Akten«, sagte Selma. »Der alte Nordin hat wohl nichts über diese Sache gesagt?«
»Kann ich mir denken«, schnaubte Malin. »Ich höre das auch zum ersten Mal. Aber es muss ja Unterlagen geben über die Angestellten der Firma in den Siebzigern. Oder du fragst mal bei der Sozialversicherung«
»Den Nachnamen krieg ich schon raus«, unterbrach Selma. »So viele Camillas wurden in den Fünfzigern in Öckerö sicherlich nicht geboren. Meinst du, dass man sich diese Frau und ihr Kind mal ansehen sollte?«
»Auf jeden Fall«, sagte Malin. »Warum fragst du? Sagt Greger was anderes?«
»Nein«, sagte Selma und ging zur Tür. »Danke.«
»Selma?«
»Was ist?«
»Kommst du mit ihm klar?«
»Ja«, sagte sie. »Er ist doch ganz knuffig.«
Die Tür fiel zu, Malin musste lachen. In diesem Präsidium war ja schon manches über Kommissar Greger Forsberg gesagt worden, aber knuffig hatte ihn noch niemand genannt.
»Was gibt es Neues im Fall Valeria Bobrow?«
»Wir stehen kurz vor einem Durchbruch.« Forsberg saß vor Anders Gulldéns Schreibtisch und betrachtete die Schale mit Lakritz, die auf einem Stapel Akten stand. Gulldén runzelte die Stirn und knurrte: »Das wird auch langsam Zeit.« Dann glätteten sich seine Züge wieder. »Und wie läuft es mit deiner neuen Inspektorin?«
»Bestens«, sagte Forsberg.
Sein Chef blickte ihn an, als warte er auf eine Ausschmückung dieser Erklärung. Forsberg tat ihm den Gefallen.
»Sie macht sich.«
»Macht sich?«, wiederholte Gulldén.
»Ja«, sagte Forsberg. »Sie muss natürlich noch viel lernen, es mangelt ihr noch an Erfahrung, aber ja, doch, sie stellt sich ganz ordentlich an.«
»Und wie ist das Klima zwischen euch?«, Gulldén schien an diesem Morgen wohl tatsächlich nichts Besseres zu tun zu haben, als ihn mit dämlichen Fragen zu löchern.
»Das Klima?«, sagte Forsberg. »Gut.«
Forsberg kam sich vor wie in einem Verhör. Was hatte das zu bedeuten? Hatte sich der Vogel über ihn beschwert? Er schwieg und wartete ab.
»Ja, wirklich? Gut?«, hakte Gulldén nach.
»Ja. Was willst du denn hören? Es läuft gut! Sie ist klug und lernt schnell. Oder behauptet irgendwer was anderes?«
»Nein, nein«, beschwichtigte ihn sein Chef. »Ich frage ja nurich hatte nämlich den Eindruck, dass du nicht besonders erbaut darüber warst, als ich sie dir als Verstärkung zugeteilt habe.«
Erbaut.
»Unsinn«, sagte Forsberg.
Gulldéns Augenbrauen schnellten in die Höhe.
»Das täuscht«, sagte Forsberg.
»Es gibt jetzt nämlich doch noch eine Inspektorenstelle beim Organisierten Verbrechen, und ich dachte, ich frage dich lieber mal, ehe ich die Stelle ausschreiben lasse.«
Wieder das Büro für sich allein haben. Die Füße auf den Schreibtisch legen
»Du solltest sie selbst fragen«, sagte Forsberg. »Ich will ihrer Karriere auf keinen Fall im Weg stehen.«
Nils war ein gewissenhafter Schüler und in fast allen Fächern gut, aber sein Lieblingsfach war Biologie. Er hatte sich für ein
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