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Töte, wenn du kannst!: Kriminalroman (German Edition)

Töte, wenn du kannst!: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Töte, wenn du kannst!: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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Referat das Thema Flechten und Moose gewählt. Der Formenreichtum ihrer Blätter war geradezu unendlich, ähnlich wie bei Schneekristallen, es gab gezackte und röhrenartige, es gab Sorten, die aussahen wie wuchernde Geweihe, andere erinnerten an verrückt gewordene Salatköpfe oder warzenübersäte Kröten, und auch ihre Farben variierten in vielfältigen, gedämpften Nuancen; es gab sie in sämtlichen Grüntönen, einige waren gelb- oder braunstichig, andere tendierten ins Violette oder zeigten alle Abstufungen von Grau bis hin zu Weiß.
    Nun musste Anschauungsmaterial gesammelt werden. Nils’ Mutter hatte ihm streng verboten, alleine in den Wald zu gehen, hatte aber seinen Onkel bekniet, ihren Sohn dorthin zu begleiten, wo es die schönsten Flechten gab, denn Erik Ryman war Jäger und musste sich folglich in der Natur auskennen. Zumindest in seinem Revier. Wie immer hatte er seine Flinte und den Hund dabei, aber er sah ein, dass er die Waffe umsonst mitschleppte, denn der Junge plapperte in einer Tour, keine Chance, etwas vor die Flinte zu kriegen.
    »Onkel Erik, hast du gewusst, dass manche Flechten Jahre brauchen, um nur einen einzigen Zentimeter zu wachsen?«
    »Nein. Tatsächlich?«
    »Und manche von ihnen werden tausend Jahre alt. Es gibt 25 000 Arten von ihnen, und eigentlich sind es gar keine richtigen Pflanzen, sondern so ein Mittelding, irgendwas zwischen Alge und Pilz.«
    »Interessant.«
    Bisweilen bückte sich sein Neffe, zog eine Lupe aus der Tasche und fixierte irgendeine Pflanze, die sein Onkel vorher noch nie beachtet hatte, und murmelte seltsame Namen wie »Lungenmoos« oder »Blutaugenflechte«. Aus dem wird sicher mal ein Forscher, dachte Ryman, wusste allerdings nicht, was er davon halten sollte.
    »Wo ist denn jetzt der Baum, von dem ganz viele Flechten runterhängen, Onkel Erik?«
    Ja, wo nur? »Ich weiß es nicht mehraber schau doch mal, die Steine da zwischen den Bäumen, die sind doch voll mit so Zeugs.«
    »Ach das! Das ist nur eine Gelbflechte, davon hab ich schon jede Menge.«
    »Tja, ich weiß auch nicht« Erik Ryman fühlte sich mit der Aufgabe überfordert, schließlich war er Jäger und keine Kräuterhexe. »Lass es uns mal da drüben versuchen.«
    Er pfiff den Hund heran, und sie verließen den Weg und schlugen sich durch mageres Gestrüpp. Ryman machte den Jungen auf die Losung eines Fuchses aufmerksam und der sammelte die Hinterlassenschaft prompt auf und gab sie in eine Tüte. Vielleicht hält er sein übernächstes Referat über Scheißhaufen, dachte Ryman. Er hielt auf eine Schonung zu, die hinter einer Gruppe hoher Buchen lag, und hoffte, dass der Junge auf den Baumstümpfen ein bisschen Moos finden würde. Die Flechten, die er suchte, gab es wahrscheinlich nur in Island oder Lappland. Da blieb der Hund stehen, witterte mit hoher Nase und brach durch das Dickicht. Sein Herr pfiff nach ihm. Aber der Hund kam nicht zurück, stattdessen ließ er aufgeregtes Gebell hören.
    »Verdammte Töle«, murmelte Ryman, und jetzt war auch noch der Junge hinterhergesprintet.
    »Onkel Erik, schau mal, hier haben Wildschweine gebuddelt.«
    Tatsächlich war zwischen den Buchen die Erde umgewühlt. Aber Wildschweine? Die hatte er in diesem Teil des Reviers noch nie gehabt. Der Hund begann zu scharren. Ein Stück graue Plastikfolie kam zum Vorschein. Ryman herrschte das Tier an, aufzuhören, band ihm die Leine um, zog es weg und drückte seinem Neffen die Leine in die Hand.
    »Ihr wartet hier!«
    Er trat näher heran. In der feuchten Erde bemerkte er Abdrücke von Pfoten. Sie stammten nicht von seinem Hund. Füchse hatten hier gegraben. Er schob Laub und Erde mit dem Schuh beiseite. Die Plastikfolie war an einem Ende ausgefranst, die Füchse hatten sich also schon daran versucht. Es stank nach Verwesung. Hatte hier jemand sein Haustier vergraben? Voll böser Vorahnungen zückte er sein Jagdmesser, ging in die Knie und schlitzte kurzerhand die Folie auf. Nein, das war kein Haustier. Aufgedunsene Haut mit schwarzen und bläulichen Flecken. Maden. Käfer. Aber definitiv menschliche Haut. Er erkannte einen Kopf und braunes Haar. Der Schreck fuhr ihm in die Glieder. Mit einem keuchenden Laut richtete er sich auf, stolperte rückwärts, besann sich und wandte sich um. Der Junge! Aber es war schon zu spät. Nils stand einen Meter hinter ihm, den Mund aufgerissen wie zu einem stummen Schrei.
    Der Granitstein glänzte wie mit Lack übergossen und die goldene Inschrift verschwieg mehr, als sie

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