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Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag

Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag

Titel: Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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Komplizen. Jedes Mal, wenn er jemanden neu in die Falle gelockt hat, wird das Opfer zum Komplizen und hilft ihm, sein erpresserisches Netzwerk weiter auszubauen.»
    «Aber wieso helfen ihm alle?»
    «Zuckerbrot und Peitsche. Yamaoto hat natürlich eine ganze Anzahl von jungen Frauen auf seiner Gehaltsliste, die so schön sind, dass selbst der treuste verheiratete Politiker kurzfristig alles vergessen kann. Nehmen wir mal an, er lässt heimlich einen Parlamentarier bei einem peinlichen sexuellen Akt mit einer dieser Frauen filmen. Der Politiker bekommt das Video anschließend vorgeführt, und man erklärt ihm, dass niemand davon erfährt, wenn er bei gewissen parlamentarischen Entscheidungen – meistens geht es um die Ausgaben für öffentliche Bauvorhaben – entsprechend abstimmt und außerdem mithilft, seine Kollegen zu ködern. Wenn der betreffende Politiker ein Gewissen hat, wird er keinesfalls für die lächerlichen Bauprojekte abstimmen wollen, aber seine Furcht vor der Blamage spornt ihn jetzt wesentlich stärker an, als es sein Gewissen vermocht hätte. Und wenn es darum geht, seine Kollegen zu ködern, so läuft da ein psychologischer Mechanismus ab: Indem er dafür sorgt, dass andere sich beschmutzen, fühlt er sich vergleichsweise weniger schmutzig. Und weil nicht die Stimmenmehrheit in Japan die Wahlen entscheidet, sondern Geld, stellt Yamaoto riesige Schmiergeldsummen zur Verfügung, mit denen der in seiner Gunst stehende Politiker seinen nächsten Wahlkampf finanzieren kann. Yamaoto ist großzügig: Sobald ein Politiker Teil seines Netzwerkes geworden ist, liegt es in seinem Interesse, dass diese Person wieder gewählt wird, dass sie Karriere macht. Yamaotos Einfluss reicht so weit, dass du einfach nichts erreichen kannst, wenn du nicht zu seinem Netzwerk gehörst, und bei den nächsten Wahlen verlierst du dann ohnehin, weil eine seiner Marionetten noch viel, viel mehr Geld hat als du.»
    «Wenn er so große Macht hat, wieso habe ich dann noch nie von ihm gehört?»
    «Yamaoto gibt niemals zu erkennen, von wo der Druck eigentlich kommt. Seine Opfer wissen nur, dass sie erpresst werden, aber nicht von wem. Die meisten glauben, dass eine andere LDP-Gruppierung dahinter steckt. Und wieso auch nicht? Jedes Mal, wenn Yamaoto beschließt, dass ein Skandal seiner Sache dienen würde, rückt die LDP in den Mittelpunkt der nationalen Aufmerksamkeit. Absurd, nicht? Yamaoto sorgt dafür, dass selbst die LDP glaubt, die LDP sei die Macht. Aber es gibt eine Macht hinter der Macht.»
    Ich dachte an die Berichte, die ich verfolgt hatte, an Tatsus Verschwörungstheorien. «Aber du hast dich doch selbst auch auf die Korruption in der LDP konzentriert, Tatsu.»
    Seine Augen verengten sich: «Woher willst du das wissen?»
    Ich lächelte. «Bloß weil wir den Kontakt verloren haben, heißt das nicht, dass ich auch das Interesse verloren hätte.»
    Er zog wieder an seiner Zigarette. «Ja, ich konzentriere mich auf die Korruption in der LDP», sagte er und ließ den Rauch aus der Nase strömen. «Yamaoto amüsiert das. Er glaubt, es dient seinen Zwecken. Und das wäre auch der Fall, wenn man nur einen meiner Berichte ernst nehmen würde. Aber nur Yamaoto entscheidet, wann Korruption verfolgt werden muss.» Sein Mund verzog sich bitter, als er das sagte.
    Ich musste ihn unwillkürlich anlächeln – immer noch der verschlagene Hund, den ich aus Vietnam kannte. «Aber du spielst nur den Dummen. Dein eigentliches Ziel ist Yamaoto.»
    Er zuckte die Achseln.
    «Du wusstest, dass ich mit der Sache zu tun habe, Rain-san. Warum bist du nicht zu mir gekommen?»
    «Aus gutem Grund.»
    «Nämlich?»
    «Midori», sagte ich. «Hätte ich dir die CD gegeben, hätte Yamaoto weiterhin gedacht, er könnte sie noch bekommen, und er hätte Midori weiter verfolgt. Eine Veröffentlichung schien mir die einzige Möglichkeit, ihr Leben zu schützen.»
    «Ist das der einzige Grund, warum du dich nicht mit mir in Verbindung gesetzt hast?»
    Ich musterte ihn argwöhnisch. «Ein anderer fällt mir nicht ein. Dir etwa?»
    Seine einzige Antwort war das traurige Lächeln.
    Wir gingen einen Moment schweigend nebeneinanderher, dann fragte ich: «Wie ist Yamaoto an Holtzer herangekommen?»
    «Indem er ihm das geboten hat, was sich jeder Mensch wünscht.»
    «Und das wäre?»
    «Natürlich Macht. Was glaubst du denn, wie Holtzer so schnell die Karriereleiter nach oben geklettert ist und es zum Chef der CIA-Dienststelle in Tokio gebracht hat?»
    «Hat

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