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Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag

Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag

Titel: Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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sie herab.
    «Ich möchte, dass Sie jetzt gehen», wies ich ihn an. «Halten Sie sich in Richtung Omotesando-dori. Ich werde Midori irgendwo unterbringen, wo sie sicher ist, und dann folge ich meiner Ahnung. Ich melde mich bei Ihnen.»
    Er sah Midori an, offensichtlich ratlos.
    «Schon gut», sagte sie. «Wir wollen dasselbe wie Sie.»
    «Ich habe wohl keine andere Wahl», sagte er und warf mir einen Blick zu, der Unmut vermitteln sollte. Aber ich sah, was er wirklich dachte.
    «Mr. Bulfinch», sagte ich mit leiser Stimme, «versuchen Sie nicht, mir zu folgen. Ich würde Sie sehen. Und ich würde nicht freundlich reagieren.»
    «Dann sagen Sie mir doch um Himmels willen, was Sie vorhaben. Vielleicht kann ich ja helfen.»
    «Vergessen Sie nicht», sagte ich und zeigte auf die Straße, «Richtung Omotesando-dori. Ich melde mich bald bei Ihnen.»
    «Das rate ich Ihnen auch», sagte er. Er trat einen Schritt näher und blickte mir durch die Sonnenbrille in die Augen, und ich bewunderte seinen Mut. «Das rate ich Ihnen sehr.» Dann nickte er Midori zu und trat durch die Glastüren des Spiral Building hinaus auf die Straße.
    Midori sah mich an und fragte: «Was hast du denn für eine Ahnung?»
    «Später», sagte ich, während ich ihn durch die Scheibe beobachtete. «Wir müssen schnell von hier weg, bevor er zurückkommt und einem von uns folgt. Los.»
    Wir gingen hinaus und winkten sofort ein Taxi heran, das in Richtung Shibuya fuhr. Als wir einstiegen und abfuhren, sah ich Bulfinch noch immer weiter in die andere Richtung gehen.
    Am Bahnhof Shibuya stiegen wir aus und trennten uns. Midori fuhr zurück zum Hotel, während ich die Dogenzaka hinaufging -wo Harry und ich Kawamura an jenem Morgen, der mir jetzt so weit weg erschien, verfolgt hatten, wo Kawamura, falls meine Ahnung mich nicht trog, die CD am Morgen seines Todes versteckt hatte.
    Ich dachte über Kawamura nach, über sein Verhalten an jenem Morgen, darüber, was wohl in seinem Kopf vorgegangen war.
    Vor allem hat er Angst. Heute ist der Tag; er hat die CD, die all die miesen Schweine ans Licht der Öffentlichkeit zerren wird. Sie steckt in seiner Tasche. Sie ist klein und wiegt fast nichts, natürlich, aber er ist sich ihrer überaus bewusst, denn er weiß, dass sie ihn die wenigen Tage kosten kann, die ihm noch bleiben, wenn er damit erwischt wird. In weniger als einer Stunde wird er Bulfinch treffen, und dann ist er das verdammte Ding los, Gott sei Dank.
    Was, wenn ich verfolgt werde, wird er gedacht haben. Was, wenn sie mich mit der CD finden? Er fängt an, über die Schulter zu blicken. Bleibt stehen, um eine Zigarette anzuzünden, dreht sich um und sucht die Straße ab.
    Irgendjemand hinter ihm kommt ihm verdächtig vor. Warum auch nicht? Wenn man vor Angst nicht klar denken kann, verändert sich die ganze Welt. Ein Baum sieht haargenau so aus wie ein nordvietnamesischer Soldat – die dunkle Uniform, die Kalaschnikow. Jeder Mann im Anzug sieht aus wie ein Auftragskiller, der dir in die Tasche greifen, die CD herausholen und lächeln wird, während er dir die Pistole auf die Stirn setzt.
    Sieh zu, dass du das verdammte Ding los wirst, versteck die CD irgendwo, Bulfinch kann sie ja dann da abholen. Aber wo ... da, die Obsthandlung Higashimura, das müsste gehen.
    Ich blieb vor der schmalen Tür des Ladens stehen und betrachtete das Schild darüber. Hier war er an dem Morgen hineingegangen. Wenn sie nicht hier war, konnte sie überall sein. Aber falls er sie auf dem Weg zu seinem Treffen mit Bulfinch losgeworden war, dann hier.
    Ich ging hinein. Der Besitzer, ein kleiner Mann mit desillusionierten Augen und einer Haut, der man den lebenslangen Tabakkonsum ansah, blickte auf und begrüßte mich mit einem müden « Irrashaimase», dann widmete er sich wieder seiner Manga- Lektüre. Der Laden war schmal und lang gezogen, für den Besitzer gut zu überblicken. Kawamura konnte die CD nur an einer Stelle versteckt haben, wo ein Kunde hingreifen konnte, ohne aufzufallen. Bestimmt hatte er sich auch schnell entschieden. Was ihn betraf, musste das Versteck nicht hundertprozentig sicher sein, da die CD ja nach spätestens einer Stunde abgeholt werden würde.
    Was bedeutete, wie mir klar wurde, dass sie vermutlich längst weg war. Sie konnte nicht mehr da sein. Aber ich hatte keine Alternative. Es war zumindest einen Versuch wert.
    Apfel. Ich hatte einen Apfel aus dem Abteil rollen sehen, als die Zugtüren sich schlossen.
    In der hintersten Ecke des Ladens lagen

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