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Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag

Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag

Titel: Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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Verbindungen seiner Familie zu den letzten Vertretern der Zaibatsu ausgenutzt und ist dann während des Korea-Krieges reich geworden, weil die Amerikaner seine Produkte gekauft haben.»
    Zaibatsu waren vor dem Zweiten Weltkrieg Industriekonglomerate, die sich im Besitz der mächtigsten Familien Japans befanden. Nach dem Krieg ließ MacArthur den Baum fällen, aber es gelang ihm nicht, auch die Wurzeln auszugraben.
    «Yamaoto fing zunächst im musischen Bereich an – als Jugendlicher war er ein paar Jahre in Europa, wo er eine klassische Klavierausbildung erhielt, ich glaube, weil seine Mutter darauf drängte. Er hatte anscheinend Ansätze zum Wunderkind. Aber als Yamaoto zwanzig wurde, setzte sein Vater dem Ganzen ein Ende und schickte ihn in die Staaten; sein Sohn sollte in Harvard Betriebswirtschaft studieren, um später die väterliche Firma zu übernehmen. Nach seinem Abschluss übernahm Yamaoto dann die Niederlassung in den USA, bis sein alter Herr starb. Daraufhin kehrte Yamaoto nach Japan zurück, verkaufte die Firma, gründete mit dem Geld seine Shinnento-Partei und stellte sich fürs Parlament zur Wahl.»
    «Die Klavierausbildung. Gibt es da einen Zusammenhang zu der Verschlüsselung der CD?»
    «Kann ich nicht sagen. Könnte aber sein.»
    «'tschuldigung. Erzähl weiter.»
    «Offenbar hat sich die frühere Stellung des Vaters in der kaiserlichen Armee und der lange, bis auf die Samurai zurückreichende Stammbaum auf die Politik des Sohnes ausgewirkt. Shinnento lieferte Yamaoto die Plattform für seine rechtsnationalen Ansichten. 1985 gewann er einen Sitz in Nagano-ken, den er in der Wahl darauf prompt wieder verlor.»
    «Ja, aber in Japan wird man nicht wegen seiner Ansichten gewählt», sagte ich. «Man muss den Leuten Geld versprechen.»
    «Genau das ist die Lehre, die Yamaoto aus seiner Niederlage zog. Nach seiner Wahl setzte er sich mit allen Mitteln und Kräften für die Abschaffung von Artikel neun der Verfassung ein, damit Japan eine Armee aufbauen kann, die USA das Land verlassen und Shinto an den Schulen unterrichtet wird – das Übliche eben. Aber nach seiner Niederlage kandidierte er erneut – und diesmal versprach er den Wählern Straßen und Brücken, Reis-Subventionen und Einfuhrzölle. Ein ganz anderer Politiker. Das nationalistische Zeugs wurde auf Eis gelegt. Siebenundachtzig hat er seinen Sitz zurückgewonnen und ihn seitdem gehalten.»
    «Aber Shinnento ist als Partei doch wohl eher eine Randerscheinung. Soweit ich weiß, hat die LDP noch nie eine Koalition mit ihr gebildet. Ich bezweifele, dass jemand außerhalb von Nagano-ken je von ihr gehört hat.»
    «Aber Yamaoto hat einiges, was ihm zugute kommt. Erstens verfügt seine Partei über eine solide Finanzbasis. Das Erbe seines Vaters. Zweitens versteht er es, die richtigen Geldquellen anzuzapfen. In Nagano gibt es viel Landwirtschaft, und Yamaoto sorgt dafür, dass die Bauern immer wieder Subventionen kriegen, und er ist ein lautstarker Gegner aller japanischen Pläne, die Einfuhrbeschränkungen für Reis aus dem Ausland zu lockern. Und drittens hat er reichlich Unterstützung innerhalb der Shinto-Gemeinde.»
    «Shinto», sagte ich nachdenklich. Shinto ist eine die Naturerscheinungen verehrende Religion, die vor dem Krieg von den Nationalisten Japans in eine Ideologie des Japanischseins verwandelt wurde. Anders als Christentum und Buddhismus ist der Shinto in Japan entstanden und wird auch nirgendwo sonst praktiziert. Irgendetwas an dieser Kombination ließ mir keine Ruhe, irgendetwas, das mir auffallen müsste. Dann fiel der Groschen.
    «So haben sie rausgefunden, wo ich wohne», sagte ich. «Kein Wunder, dass ich in letzter Zeit vor den Haltestellen der Mita-sen so oft Priester gesehen habe, die um Almosen betteln. Das war eine statische Überwachung, und sie haben mich Stück für Stück bis zu mir nach Hause verfolgt. Verdammt, und das muss mir passieren. Fast hätte ich einem von denen sogar noch hundert Yen gegeben.»
    Er blickte besorgt. «Wie konnten die wissen, dass du mit der Mita-Linie fahren würdest?»
    «Das haben sie bestimmt nicht gewusst. Aber mit etwas Glück, ein paar Zufällen, ein paar Informationen von Holtzer, vielleicht sogar Fotos aus meiner Militärzeit halte ich es durchaus für möglich. Wenn sie wussten, dass ich ins Kodokan gehe, konnten sie sich denken, dass ich nicht allzu weit davon entfernt wohnen würde.
    Und es gibt nur drei Bahnlinien mit Stationen, die von dem Gebäude einigermaßen gut zu Fuß

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