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Tokio Killer - 02 - Die Rache

Tokio Killer - 02 - Die Rache

Titel: Tokio Killer - 02 - Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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sich von einer Seite auf die andere. Sein Gesicht lief blau an und verzerrte sich über den verzweifelten Fingern. Keiner versuchte, ihm zu helfen. Sie hätten es auch nicht gekonnt. Nach ein paar Sekunden begann sein Körper, in eigenartigen Krämpfen zu beben, als bekäme er Elektroschocks. Kurz darauf hörte das Beben auf.
    Irgendjemand rief laut «Yatta!» – Gewonnen! –, und Jubel brandete durch den Raum. Das Publikum stürmte auf mich zu. Fremde schlugen mir auf den Rücken und schüttelten mir die Hände. Mir war unangenehm bewusst, dass Adonis’ Freunde diesen Augenblick nutzen könnten, um mir ein Messer in den Bauch zu rammen, aber ich konnte nichts dagegen tun.
    Ich hörte Washios Stimme: «Hora, sagatte, sagatte. Ikisasete yare!» Ruhe, Ruhe, lasst ihn zu Atem kommen! Er und ein paar der Rausschmeißer bahnten sich einen Weg zu mir und begannen, die Menschenmenge zurückzudrängen.
    Jemand reichte mir ein Handtuch, und ich wischte mir das Gesicht ab. Allmählich wichen die Leute zurück. Ich schaute mich um und sah, wie ganze Packen von Zehntausend-Yen-Scheinen den Besitzer wechselten.
    Murakami trat in den Kreis. Er lächelte.
    «Yokuyatta zo», sagte er. Gute Arbeit.
    Ich ließ das Handtuch fallen. «Wo ist mein Geld?»
    Er griff in seine Brusttasche und nahm einen dicken Umschlag heraus. Er öffnete ihn, sodass ich sehen konnte, dass er prall voll mit Zehntausend-Yen-Scheinen war, dann schloss er ihn wieder und steckte ihn zurück in die Tasche.
    «Es gehört dir», sagte er. «Ich geb’s dir später.» Er blickte sich um. «Ein paar von den Leuten hier könnten versuchen, es dir abzunehmen.»
    «Gib’s mir jetzt», sagte ich.
    «Später.»
    Scheiß auf das Geld, dachte ich. Ich war bloß froh, noch am Leben zu sein.
    Ich ging zu der Stelle, wo ich Jackett, Hemd und Schuhe abgelegt hatte. Die Menschenmenge teilte sich respektvoll vor mir. Hier und da schlug mir eine Hand auf die Schulter.
    Murakami kam hinterher. «Das Geld gehört dir. Ich will dir nur noch was erzählen, bevor ich es dir gebe.»
    «Leck mich doch.» Ich zog mein Hemd an und knöpfte es zu.
    Er lachte. «Okay, okay.» Er holte den Umschlag hervor und warf ihn mir zu.
    Ich fing ihn mit beiden Händen auf und sah kurz hinein. Die Summe schien ungefähr zu stimmen. Ich stopfte ihn in meine Hosentasche und knöpfte weiter mein Hemd zu.
    «Was ich dir erzählen wollte», sagte er, «ist, wie du das Zehn oder Zwanzigfache von dem Geld machen kannst, was da in dem Umschlag ist.»
    Ich sah ihn an.
    «Bist du interessiert?»
    «Ich höre.»
    Er schüttelte den Kopf. «Nicht hier. Lass und irgendwohin gehen, wo wir feiern können.» Er lächelte. «Ich lad dich ein.»
    Ich schlüpfte in meine Schuhe und ging in die Hocke, um sie zuzuschnüren. «Woran hattest du gedacht?»
    «Ein kleiner Laden, der mir gehört. Wird dir gefallen.»
    Ich überlegte. Eine «Feier» mit Murakami würde mir Gelegenheit liefern, zusätzliche Informationen für Tatsu zu sammeln. Es sprach eigentlich nichts dagegen.
    «Also gut», sagte ich.
    Murakami lächelte.
    Ich sah, wie zwei Männer Adonis in einen Leichensack packten. Meine Güte, dachte ich, die sind wirklich bestens vorbereitet. Sie verfrachteten ihn auf eine Rolltrage und fuhren ihn Richtung Tür. Auf der Unterseite der Trage waren mehrere Metallplatten. Einer der Männer hatte eine dicke Kette in der Hand, und ich begriff, dass sie die Leiche beschweren und in einem der Kanäle in der Nähe versenken würden.
    Der nächste Kampf dauerte lange. Die Kämpfer waren zurückhaltend und schienen stillschweigend übereingekommen zu sein, keine möglicherweise tödlichen oder entstellenden Techniken anzuwenden. Nach etwa zehn Minuten sagte Murakami zu mir. «Das wird mir hier zu langweilig. Gehen wir.»
    Er winkte seinen Bodyguards, und zu viert marschierten wir nach draußen. Washio sah uns hinausgehen und verbeugte sich.
    Ein schwarzer Mercedes S600 mit verdunkelten Scheiben parkte am Bordstein. Einer der Leibwächter hielt die hintere Tür für uns auf. Auf der Rückbank lag zusammengerollt ein Hund. Ein weißer Pitbull, die Ohren kupiert, der Körper mit dicken Muskelsträngen bepackt. Er trug einen schweren, ledernen Maulkorb, und oberhalb davon waren Risse und Narben zu sehen, die mir verrieten, dass ich einen von Murakamis Kampfhunden vor mir sah. Das Viech stierte mich an, als nähme es mich über den Lauf seiner maulkorbbewehrten Schnauze ins Visier. In den leicht blutunterlaufenen Augen sah ich so

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