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Tokio Killer - 02 - Die Rache

Tokio Killer - 02 - Die Rache

Titel: Tokio Killer - 02 - Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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machen? Dir irgendwo eine Insel suchen, am Strand liegen und all die Bücher lesen, zu denen du nie gekommen bist? Einem Go-Club beitreten? Dich mit Whisky betäuben, wenn deine ruhelosen Erinnerungen dir den Schlaf rauben?»
    Hätte die Hitze nicht so eine ermattende Wirkung gehabt, wäre ich vielleicht wütend geworden.
    «Oder vielleicht eine Therapie?», fuhr er fort. «Ja, Therapien sind heutzutage sehr beliebt. Vielleicht kommst du dann besser damit klar, dass du so viele Menschenleben auf dem Gewissen hast. Oder auch, dass du dein eigenes Leben vergeudet hast.»
    Ich sah ihn an. «Tatsu, du versuchst, mich zu provozieren», sagte ich ruhig.
    «Du musst provoziert werden.»
    «Nicht von dir.»
    Er runzelte die Stirn. «Du sagst, dass du dich vielleicht zur Ruhe setzen wirst. Das verstehe ich. Aber das, was ich mache, ist wichtig und gut. Das hier ist unser Land.»
    Ich schnaubte. «Es ist nicht ‹unser› Land. Ich bin bloß ein Besucher.»
    «Wer hat das gesagt?»
    «Jeder, der irgendwie wichtig war.»
    «Sie würden sich freuen zu hören, dass du auf sie gehört hast.»
    «Es reicht, Tatsu. Ich war dir was schuldig. Ich habe bezahlt. Wir sind fertig.»
    Ich stand auf und spülte mich an einem der Hähne mit kaltem Wasser ab. Er tat das Gleiche. Wir zogen uns an und gingen die Treppe hinunter.
    Unmittelbar vor dem Ausgang drehte er sich zu mir um. «Rain-san», sagte er. «Werde ich dich wiedersehen?»
    Ich sah ihn an. «Bist du für mich eine Bedrohung?», fragte ich.
    «Nicht, wenn du dich wirklich zur Ruhe setzt, nein.»
    «Dann sehen wir uns vielleicht wieder. Aber nicht sehr bald.»
    «Dann müssen wir nicht Sayonara sagen.»
    «Das müssen wir nicht.»
    Er lächelte sein trauriges Lächeln. «Ich habe eine Bitte.»
    Ich lächelte ebenfalls. «Tatsu, bei dir ist es ein bisschen gefährlich, im Voraus zuzusagen.»
    Er gab mir mit einem Nicken Recht. «Frage dich selbst, was du dir erhoffst, wenn du dich zur Ruhe setzt. Und ob du das erreichen wirst.»
    Ich sagte: «Das kann ich tun.»
    «Danke.»
    Er reichte mir die Hand, und ich schüttelte sie.
    «De wa», sagte ich zum Abschied. Also dann.
    Er nickte wieder. «Ki o tsukete», sagte er, ein Abschiedsgruß, der als harmloses «Pass auf dich auf!» oder als förmlicheres «Sei vorsichtig!» gemeint sein kann.
    Die Zweideutigkeit klang bewusst gewählt.

13
     
    A N DIESEM A BEND wartete ich bis nach sieben, weil Yukiko dann schon in den Club gefahren sein musste. Dann rief ich Harry an. Ich wollte ihm sagen, was er wissen musste. Das war ich ihm schuldig. Was er dann mit den Informationen anfangen würde, war sein Problem, nicht meins.
    Wir vereinbarten ein Treffen in einem Coffeeshop in Nippori. Ich sagte ihm, er solle sich für den Weg dahin ruhig Zeit lassen. Er verstand die Übersetzung: Die CIA schnüffelt herum, also mach einen verdammt gründlichen GAG.
    Getreu meiner Gewohnheit war ich zu früh da und vertrieb mir die Zeit, indem ich einen Espresso trank und eine Illustrierte durchblätterte. Nach etwa einer Stunde tauchte Harry auf.
    «He Kleiner», sagte ich, als ich ihn sah. Mir fiel auf, dass er eine ziemlich schicke Lammfelljacke trug, und dazu eine Stoffhose statt der üblichen Jeans. Außerdem war er beim Friseur gewesen. Meine Güte, er sah fast vorzeigbar aus. Mir wurde klar, dass er niemals auf mich hören würde, und ich war drauf und dran, ihm gar nichts zu sagen.
    Aber das wäre nicht richtig gewesen. Ich würde ihm die Informationen geben, und dann lag es in seiner Verantwortung, sie zu nutzen. Oder nicht.
    Er setzte sich, und noch ehe ich den Mund aufgemacht hatte, sagte er: «Keine Bange. Völlig ausgeschlossen, dass mir jemand gefolgt ist.»
    «Versteht sich das nicht von selbst?»
    Seine Augen wurden groß, doch dann kapierte er, dass ich ihn bloß auf den Arm nahm. Er lächelte.
    «Du siehst gut aus», stellte ich mit leicht verwunderter Miene fest.
    Er sah mich an, versuchte wohl abzuschätzen, ob er sich auf einen Witz gefasst machen musste. «Findest du?», fragte er unsicher.
    Ich nickte. «Deinem Haarschnitt nach könntest du bei einem dieser teuren Edelfriseure auf der Omotesando gewesen sein.»
    Er errötete. «War ich auch.»
    «Du brauchst nicht rot zu werden. Was auch immer du dafür bezahlt hast, es war das Geld wert.»
    Er wurde noch röter. «Mach dich nicht lustig über mich.»
    Ich lachte. «Mach ich ja gar nicht, höchstens ein bisschen.»
    Er lächelte. «Also, was liegt an?»
    «Wieso muss denn immer was

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