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Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung

Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung

Titel: Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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hätte gegen eine Menge Leute Druckmittel in der Hand und außerdem einflussreiche Freunde. Keiner von denen ganz oben ist bereit, ihm an den Kragen zu gehen, und wer es von unten versucht, der stößt auf Hindernisse oder Schlimmeres. Begreifen Sie jetzt? Das System ist kaputt.«
    Wir schwiegen einen Moment. Ich sagte: »Was soll ich für Sie tun?«
    »Boezeman wohnt in Amsterdam. Fahren Sie dorthin. Stellen Sie ihn zur Rede. Finden Sie raus, was Hilger vorhat, und helfen Sie mir, es zu verhindern.«
    »Habt ihr keine richtigen Geheimagenten, die für so was bezahlt werden?«
    »Doch, haben wir, jede Menge. Ich muss nur die erforderlichen Papiere ausfüllen, angeben, woher ich meine Informationen habe – nämlich von Ihnen. Bloß … ach, wie blöd … es weiß niemand von Ihnen. Seit Sie mir das erste Mal gegen meinen verräterischen Boss in Tokio geholfen haben, hab ich unsere Kontakte nicht mehr gemeldet, was übrigens eine Straftat ist. Ich habe Akten über Sie durch den Reißwolf gejagt – ups, noch ein Straftatbestand. Aber ich bin sicher, die Bürokraten an der Spitze der CIA, die Hilger in der Hand hat, sehen gern über das alles hinweg und genehmigen mir, was auch immer ich von ihnen haben möchte, für Amsterdam oder sonst wo, solange ich nur schön brav bitte, bitte sage.«
    Er verstummte einen Moment, schwer atmend.
    »Hören Sie«, sagte ich. »Es ist ja nicht so, dass ich Ihnen nicht helfen will. Aber wir hatten eine Abmachung. Sie helfen mir bei Dox, ich schalte Hilger aus.«
    »Sie brechen die Abmachung. Sie lassen Hilger laufen. Ich sage, okay, aber dafür helfen Sie mir in Amsterdam.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Sie haben zwei Männer getötet. Beides Familienväter. Und sie wurden aus dem Weg geräumt, um irgendeine schmutzige Sache möglich zu machen. Wollen Sie denn nicht mal versuchen, das zu verhindern?«
    Ich merkte nicht einmal, dass ich den Raum durchquerte. Es war, als wäre ich eine Sekunde weg gewesen, und als ich wieder da war, presste ich ihn gegen die Wand. Meine Hand hatte sein Hemd gepackt, mein Unterarm drückte auf seine Kehle.
    »Ich hab das für meinen Freund getan«, zischte ich. »Nicht, um Hilger oder sonst wem zu helfen. Für meinen Freund. Weil ich keine andere Wahl hatte.«
    »Heißt das, es ist Ihnen egal?«, krächzte er, den Mund zu einer Grimasse verzogen.
    Ich hielt ihn noch eine Sekunde länger so fest, dann ließ ich los. Er hustete und massierte sich die Kehle, jedoch ohne seine vorwurfsvollen Augen von mir zu nehmen.
    »Erklären Sie mir was«, sagte ich. »Den Unterschied zwischen Ihnen und Hilger.«
    Er räusperte sich und schluckte. »Das Ziel, Rain. Das Ziel ist das Entscheidende.«
    Ich sah ihn an. »Ich wette, er würde dasselbe sagen.«
    »Und er hätte recht.«
    Wir standen einen Moment lang schweigend da. Schließlich sagte ich: »Ich denk drüber nach.«
    »Mehr verlange ich gar nicht.«
    »Sie hören sich an wie Tatsu. Und Sie manipulieren mich auch genauso, wie er es getan hat, Sie Mistkerl.«
    Er grinste. »Danke.«
    »Ja, das hätte er auch gesagt.«
    Ich bat, bei ihm duschen zu dürfen, zog mir frische Sachen an und machte mich fertig zum Gehen. »Ich hab ein paar Sachen zu erledigen«, sagte ich. »Ich lasse meine Tasche hier, wenn Sie nichts dagegen haben. Sie könnten die Ausrüstung schon mal in Ihren Van laden und den Yachtclub auskundschaften. Aber nur die Umgebung. Gehen Sie nicht rein. Das ist mein Job. Sie sollten sich mit den Straßen vertraut machen, Zufahrt, Fluchtwege, alles.«
    Er setzte an, um etwas zu sagen, aber ich kam ihm zuvor. »Entschuldigung«, sagte ich. »Ich weiß, das wissen Sie alles selbst. Wir treffen uns in zwei Stunden wieder hier.«
    Er lächelte und streckte mir die Hand hin. Ich ergriff sie. Er wollte wieder etwas sagen, und wieder war ich schneller.
    »Erzählen Sie mir nicht, ich soll das Richtige tun«, sagte ich. »Ich hab ja schon gesagt, dass ich drüber nachdenke. Machen Sie nicht kaputt, was Sie erreicht haben.«
    Er sah mich an. »Was denn, versuchen Sie sich jetzt als Hellseher?«
    Ich runzelte die Stirn. »Was wollten Sie denn dann sagen?«
    »Ich wollte Ihnen nur viel Glück wünschen. Ist das okay?«
    Ich bejahte. Wir würden es brauchen können. Und Dox auch.

28
    VOM HOTEL AUS LEGTE ich einen Kontrollgang zurück, um mich zu vergewissern, dass ich noch immer clean war. Dann betrat ich die Orchard Towers, einen unauffälligen Bürokomplex im Shoppingviertel der Stadt. Niemand würde

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