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Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung

Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung

Titel: Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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ihm einen kleinen Vorsprung.
    Die Ampel sprang auf Grün. Ich überquerte die Prince mit einem Dutzend anderer Leute und hielt mich auf der Westseite der Mott, auf der anderen Seite von Accinelli, damit er mich nicht gleich bemerkte, falls er einen Blick nach hinten warf. Zu meiner Linken war eine Kirche, das Grundstück drum herum von alten Backsteinmauern umgeben. Auf der rechten Straßenseite etliche Markisen und Schilder von Läden und Cafés in den Erdgeschossen, darüber in schicke Apartments umgebaute ehemalige Mietwohnungen und Lagerräume mit dunklen Feuerleitern, die sich im Zickzack über die Fassaden zogen. Ich zählte vier Stockwerke mit Wohnraum in einigen Gebäuden, andere hatten fünf. Meine Augen waren ständig in Bewegung, während ich ging, und registrierten alles.
    Zwei Männer und eine Frau standen rauchend und fröstelnd vor einem Lokal namens Café Gitane, aber sie waren zu jung, sahen zu hipstermäßig aus, und ich stufte sie nicht als Problem ein. Eine attraktive Brünette in einem langen Ledermantel rollte das Metallgitter vor einem Laden hoch, um ihn für den Tag zu öffnen. Sie schenkte ihrer Umgebung keinerlei Beachtung. Ein Fahrradkurier mit Dreadlocks und Sonnenbrille nahm von einer Frau mit Schürze an der Tür eines Blumenladens ein Paket entgegen. Wie alle anderen, die ich bisher gesehen hatte, schenkten sie der Straßenszene um sie herum keinerlei Beachtung.
    Accinelli griff im Gehen in seine Tasche und holte einen Schlüsselbund hervor. Genau, Schlüssel parat, um schneller ins Haus zu kommen, du willst nicht unnötig lange auf der Straße stehen bleiben, wo du gesehen werden könntest. Etwa in der Mitte der Straße trat er in den Eingang eines Apartmenthauses, ging die vier Granitstufen zur metallgerahmten Glastür hoch, schloss auf und trat ein.
    Ich ging einfach weiter bis zur Houston, wechselte dann auf die andere Seite der Mott und kam zurück, immer auf der Suche nach möglichen Gefahrenstellen. Nach wie vor schien alles in Ordnung. Da war nichts, was sich als Versteck für Heckenschützen anbot, wie ich erfreut feststellte: Auf diesem Abschnitt der Mott gab es keine Parkmöglichkeiten, der Verkehr auf den Querstraßen Houston und Prince machte einen Schuss aus einem Fahrzeug aus größerer Entfernung unwahrscheinlich, und da gegenüber dem Apartmenthaus die Kirche lag, befanden sich die einzigen Fenster und Dächer, von denen Gefahr ausgehen konnte, direkt über mir, also in einem zu spitzen Winkel für einen Schuss.
    Ich blieb vor dem Haus stehen, das Accinelli betreten hatte. Es lag zwischen zwei Geschäften: einer teuren Herrenboutique und einem winzigen Laden, der aussah wie eine Mischung aus Modegalerie und Haute-Couture-Boutique. Wenn ich Accinelli wäre und für meine Geliebte die Miete zahlen würde, hätte ich mir in einer ganz ähnlichen Lage was gesucht: die Kirche auf der anderen Straßenseite, kein Wohnhaus, von dessen Fenstern aus mich jemand sehen könnte, und einen Katzensprung entfernt von der Williamsburg Bridge und dem Long Island Expressway. Obendrein würden die Boutiquen gleich nebenan eine wunderbare Ausrede liefern, falls ich gesehen würde: »Mensch, was für eine Überraschung, dich hier zu treffen, Bob; also, ich will für meine Frau im A Détacher ein Geschenk kaufen. Und du?«
    Ich ging die Stufen hoch und spähte durch die Tür, schirmte die Augen mit den Händen ab und legte das Gesicht dicht an die Scheibe, weil sich das Licht von der Straße darin spiegelte. Als Erstes fiel mir auf, dass es keinen Pförtner gab. Gut für Accinelli – er würde sich nicht anmelden oder erklären müssen oder überhaupt von irgendwem gesehen werden. Und vielleicht auch gut für mich.
    Ein schmaler Flur führte an einer Reihe von Metallbriefkästen vorbei und etwa acht Meter weiter hinten zu einem Aufzug. Neonbeleuchtung. Keine Kameras, die ich sehen konnte – ein weiterer Pluspunkt aus Accinellis Sicht.
    Ich trat zurück. Es waren keine Scharniere sichtbar, also ging die Tür nach innen auf. Der Türgriff befand sich links, und seitlich der Tür war eine Metallleiste mit Klingelknöpfen und Gegensprechanlage. Daran klebten ein paar Benachrichtigungszettel von FedEx und von der Post. Pakete und Briefe wurden also vor – ich sah auf meine Uhr – halb zwölf zugestellt, zumindest heute. Ich zählte dreißig Klingelknöpfe, die ein Besucher zur Auswahl hatte, um sich bei seinem Gastgeber anzukündigen und per Summer hereingelassen zu werden. Neben jedem Knopf

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