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Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr

Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr

Titel: Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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noch ganz klein war. Er hatte nur zweimal mit mir darüber gesprochen: das erste Mal, als ich ihn vor Jahren gefragt hatte, und dann wieder an dem Abend, als er mir offenbarte, dass auch ich Vater geworden war. Der Tod seines Jungen lag über drei Jahrzehnte zurück, aber der Schmerz war noch immer in Tatsus Augen zu erkennen. So war es immer gewesen, und ich wusste jetzt, dass es nur eines gab, das ihn davon erlösen konnte. Und dieses eine näherte sich jetzt viel zu schnell.
    »Ihm wird nichts passieren«, sagte ich. »Dafür sorgen wir.«
    Er schloss die Augen und murmelte etwas. Es dauerte einen Moment, bis ich es verstand. Onegai shimasu. Bitte.
    Wir saßen noch ein paar Minuten so da. Seine Augen blieben geschlossen, und ich merkte, dass er schlief.
    Ich stand auf und ging zur Tür. Ich nickte dem Bodyguard zu, überprüfte den Korridor. Die Luft war rein.
    Ich nahm die Treppe und eine Hintertür, machte dann einen Kontrollgang, um mich zu vergewissern, dass mir niemand folgte. Es war gut, mich auf operationeile Dinge konzentrieren zu können. Das half mir, nicht nachzudenken.
    Als ich mich vergewissert hatte, dass ich allein war, rief ich Dox an. Er hatte bereits in sein Hotel eingecheckt, das große und anonyme Shinagawa Prince. Wir vereinbarten, uns in zwei Stunden bei Starbucks im Bahnhof Shinagawa zu treffen, nachdem ich im ebenso unscheinbaren Shinjuku Hilton abgestiegen wäre.
    Ich legte auf und ging in Richtung Yamanote-Bahn. Tatsus Worte hallten mir noch im Ohr: Bald werde ich dir nicht mehr helfen können.

14
    A LS ICH IN S HINAGAWA EINTRAF , war ich zunächst völlig verblüfft. Die einst schmuddelige Gegend, wo es nach Fleischverarbeitung stank, war saniert worden. Südlich vom Bahnhof sah alles nagelneu aus: Glashochhäuser, elegante Plätze, teure Restaurants. Himmel, am Bahnhofseingang hatte sogar die Gourmetkette Dean & DeLuca eine Filiale eröffnet.
    Ich fand das Starbucks-Café nach Dox’ Beschreibung, auf einer Terrasse innerhalb des Bahnhofs, mit Blick auf einen Übergang für Fahrgäste. Dox war bereits oben und saß am Geländer, von wo er auf das Menschengewimmel hinabschaute und offenbar das Gefühl genoss, von seiner erhöhten Position freie Schussbahn zu haben. Er entdeckte mich und nickte einmal knapp, um zu signalisieren, dass ich bedenkenlos näher kommen konnte.
    Ich ging zur Theke und bestellte einen Kräutertee. Ich war müde von der Reise und der Zeitverschiebung, aber ich wollte meine Chancen auf einen ordentlichen Schlaf in der Nacht möglichst nicht gefährden.
    Ich nahm den Tee und setzte mich zu Dox an den Tisch. »Hab mir gedacht, dass du früher kommst«, sagte er. »Deshalb bin ich auch früher gekommen, um Zeit zu sparen.«
    Im Laufe des letzten Jahres hatte er natürlich meine Gewohnheiten kennengelernt, und er nutzte jede Gelegenheit, mich damit aufzuziehen. Ich gewöhnte mich langsam daran. »Das war sehr aufmerksam von dir«, sagte ich.
    »Ich bin nun mal ein aufmerksamer Mensch. Ich hab dir sogar ein Geschenk mitgebracht. Und auch auf die Gefahr hin, dass du enttäuschst bist, ich sag dir gleich, es ist weder ein Kimono noch hauchdünne Seidenunterwäsche.«
    Er stellte eine Papiertüte auf den Tisch, und ich lugte hinein. Ich sah ein schwarzes Klappmesser und holte es unauffällig heraus. Unter dem Tisch klappte ich es auf.
    »Das ist ein Benchmade Presidio 520S«, sagte er. »Neun-Zentimeter-Klinge, teilweise gezahnt. Dachte, das könnte dir gefallen.«
    »Es gefällt mir sehr«, sagte ich, klappte es zu und steckte es in die Jackentasche. »Danke.«
    Er nickte. »Was hast du von deinem Freund erfahren?«
    Ich teilte ihm mit, was Tatsu mir erzählt hatte. Als ich fertig war, sagte er: »Wenn das Treffen übermorgen Nacht ist, müssen wir uns sputen. Kann dein Freund uns die Ausrüstung besorgen, die wir brauchen werden?«
    »Nein. Damit die Sache richtig klappt, brauchen wir ein paar ausgefallene Sachen.«
    Er grinste. »Na, ich schätze, wir wissen, an wen wir uns wegen der Spezialausrüstung wenden müssen.«
    Ich nickte. Er meinte natürlich Tomohisa Kanezaki, einen amerikanisch-japanischen CIA-Offizier, der in der Tokioter Botschaft stationiert war. Dox und ich hatten beide im Laufe der Jahre mit Kanezaki zusammengearbeitet. Manche der Aufträge, die er uns erteilte, waren offiziell, andere waren eher einem eigenständigen Unternehmergeist zuzuschreiben. Zurzeit war er mehr Freund als Feind, obwohl man sich durch derartige Klassifizierungen nicht täuschen

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