Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr
dieselbe Gebäudeseite, wo der Vordereingang liegt, Dox kann also den Haupteingang und den Notausgang im Untergeschoss gleichzeitig im Auge behalten. Aber der Notausgang vom Hauptraum geht auf die andere Gebäudeseite. Wir müssen ihn irgendwie blockieren, damit jeder, der es an mir vorbeischafft, auf dem Weg nach draußen durch Dox’ Schussfeld muss. Alles, was du uns über die Ausgangstüren verraten kannst, wäre nützlich.«
»Okay.«
»Diese Treppe da führt ins Untergeschoss, wo sich die Toiletten, ein Wirtschaftsraum und besagter Notausgang befinden. Am besten, du gehst mal auf Toilette, dann kannst du vielleicht unauffällig einen Blick in den Wirtschaftsraum werfen. Laut meinem Informanten ist für das Gebäude eine Notbeleuchtung vorgeschrieben, die mit einem Generator betrieben wird. Ich muss wissen, ob sie so einen Generator haben und ob du ihn morgen Abend funktionsuntüchtig machen kannst. Und halte auf jeden Fall auch nach unabhängigen batteriebetriebenen Notlichtern Ausschau, vor allem im Treppenhaus und über den Türen. Wenn die Gebäudevorschriften bereits einen Generator verlangen, glaube ich zwar nicht, dass sie noch zusätzlich Lampen mit Batterie verwenden, aber wir müssen es wissen.«
»Okay.«
»Jetzt zum letzten Punkt: Überwachungskameras. Sie verwenden wahrscheinlich keine sichtbaren, außer womöglich eine für den Vordereingang. Diskretion wird in dem Club groß geschrieben, und sichtbare Kameras würden das Ambiente stören. Aber sie haben bestimmt ein paar unauffällig angebracht. Hier ist was, womit du sie aufspüren kannst.«
Ich holte den Wanzendetektor im Taschenformat hervor, den Harry kurz vor seinem Tod noch extra für mich gebastelt hatte, und reichte ihn Delilah. »Da. Das Gerät reagiert auf die horizontale Oszillatorfrequenz, die von Videokameras ausgestrahlt wird. Es ist nicht gerade eine Wünschelrute, aber du bist zumindest gewarnt.«
Delilah wog das Gerät mit einem anerkennenden Blick in der Hand. »Nett.«
»Ich hätte es gern zurück, wenn möglich. Es ist ein Unikat. Und es hat sentimentalen Wert.«
Dox begann zu grinsen. »Du? Sentimental?«
Ich sah ihn an und dachte an Harry. »Gibt es ein Problem?«, fragte ich.
Das Grinsen erstarb. »Kein Problem.«
Ich sah Delilah an, dann Dox. »Fragen? Kommentare?«
Delilah sagte: »Plan A sieht also vor, dass Dox Yamaoto auf dem Weg von seinem Wagen in den Club erledigt. Alles andere ist Plan B.«
»Das ist richtig. Aber auf Plan A ist kein Verlass. Du hast die Straße gesehen, an der der Club liegt. Es gibt für Dox kaum gute Schusspositionen, von denen aus er den Vordereingang ins Visier nehmen kann. Auf der Straße ist Parken nicht erlaubt, wir können ihn also nicht im Van postieren. In der Nähe der Aoyama-dori ist zwar eine Baustelle, die in Frage käme, aber selbst dann bleibt ihm aufgrund des Winkels nur eine Sekunde für den Schuss. Yamaoto hat einen gepanzerten Mercedes, und er wird wahrscheinlich von einer ganzen Armee Bodyguards begleitet. Wenn er nicht ein paar Sekunden vor dem Eingang stehen bleibt, können wir ihn erst im Gebäude erwischen.«
»Ja«, sagte Dox. »Plan B ist also der neue Plan A.«
»Leuchtet ein«, sagte Delilah.
»Hast du ein Handy besorgen können?«, fragte ich.
Sie griff in ihre Handtasche und holte ein knallgelbes Klappmodell hervor.
»Tja, das müsste genügen«, sagte ich. »Weißt du, wie es funktio –«
»Ich hab als Bedienungssprache Englisch eingestellt«, sagte sie. »Kein Problem.«
Ich nickte. »Bist du bewaffnet?«
Sie lächelte. »Was glaubst du?«
Ich taxierte sie. Sie hatte nicht viel an, aber falls sie eine Waffe trug, konnte ich sie nicht sehen.
»Ich würde sagen nein«, sagte ich.
Ihr Lächeln wurde breiter. Sie senkte die rechte Hand, hakte den Daumen unter den Saum ihres Kleides und griff an der Oberschenkelinnenseite nach oben. Einen Augenblick später tauchte ihre Hand wieder auf, die Finger zur Faust geschlossen. Eine gefährlich aussehende, fünf Zentimeter lange Klinge ragte wie eine Kralle zwischen dem ersten und zweiten Fingerknöchel hervor.
»Ach du Scheiße«, sagte Dox. »Was ist das denn für ein hübsches Ding?«
»FS Hideaway«, sagte Delilah. Sie öffnete die Hand, streifte das Messer von den Fingern und reichte es Dox.
»Ja, über die Dinger hab ich was gelesen, aber ich hab mir selbst noch keins besorgt«, sagte er. Er versuchte, es sich über die Finger zu schieben, aber die Öffnung war zu klein. »Ist es gut?«
»Es
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