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Tokio Vice

Titel: Tokio Vice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jake Adelstein
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neuen Host-Clubs haben junge, süße Männer, die Kundinnen in die Clubs locken. Sie versprechen ihnen billige Getränke und lassen jede ins Haus – sogar Betrunkene, weil sie leichte Opfer sind. Die Frauen machen dann
oft Schulden, und dann kommen die Kredithaie. Die wirklich schlimmen Clubs sind im Grunde eine Fassade für das organisierte Verbrechen.
    Meinen Club gibt es schon lange, die Bücher sind in Ordnung, wir zahlen unsere Steuern, und wir sind bei der Polizei registriert, sodass die Yakuza uns nicht erpressen kann. Aber die neuen Host-Clubs sind gefährdet, weil sie keine Lizenz besitzen. Sie sind leicht zu erpressen und werden so zu Geldmaschinen für die Yakuza. Die Host-Clubs der Yakuza sind gar keine wirklichen Host-Clubs, eher Zuhälterclubs. Sie wollen aus den Kundinnen Nutten und Schuldsklavinnen machen.
    Warum aber sind die Host-Clubs so beliebt? Wegen der Männer – attraktive, charmante Männer, die wissen, was Frauen wollen. Das ist der Grund. Einige der Frauen stellen sich vor, reich zu sein und mit dem Animateur schlafen zu dürfen, und sie zahlen dafür, dass ihre Fantasien lebendig bleiben. Sie unterscheiden sich nicht von den Männern, die in Hostessenclubs gehen und dort eine Menge Geld ausgeben. Sie träumen vom Sex mit dem Objekt ihrer Begierde.
    Den meisten Frauen können wir die perfekte Gesellschaft anbieten. Sie können einen Abend damit verbringen, von einem gut aussehenden Mann verwöhnt zu werden, ohne dabei die Last einer Beziehung tragen zu müssen. Der Animateur ist immer verfügbar, er wird sie nie versetzen. Es ist eine vorgetäuschte Romanze, und manche Frauen lieben das.«
    Eine sehr elegante Frau Ende 40 in einem schwarzen Kostüm setzte sich neben Aida, während wir uns unterhielten. Sie holte still eine Zigarette aus ihrer Handtasche. Kaum steckte die Zigarette zwischen ihren Lippen, zündete Aida sie mit einem Feuerzeug an. Dann stellte er mich der Dame vor, und sie reichte mir die Hand, die ich nahm und küsste, weil ich nicht wusste, was ich sonst tun sollte. Aida lächelte mir anerkennend zu.
    Dann plauderten wir weiter, und Aida holte Getränke für uns von der Bar.
    Ich will ehrlich sein. Natürlich hatte ich mir in meiner Fantasie vorgestellt, dass ich schon kurz nach dem Eintreffen im Club von schönen Frauen umringt sein würde, deren Zigaretten ich anzündete und denen ich das Gefühl vermittelte, begehrenswert zu sein. Selbstverständlich waren sie von meinem Gaijin- Charme und meinem geschickten Umgang mit den Nuancen der japanischen Sprache fasziniert. Ich konnte sie mit Geschichten über meine Karriere unterhalten, und sie würden gebannt lauschen, mich um meine Visitenkarte bitten und insgeheim meinen Körper begehren. In Wirklichkeit wurde ich mehr oder weniger ignoriert. Die Frauen, die einen Host-Club besuchen, sind wohl eher an einem attraktiven Japaner interessiert, nicht an
einem trotteligen amerikanischen Juden im teuren Anzug.
    Immerhin schenkte ich einer philippinischen Hostess Getränke ein und hörte einer Hausfrau zu, die sich über ihren Mann beklagte, während ich ihr immer wieder Zigaretten anzündete, die sie im Eiltempo wegrauchte. Die meiste Zeit aber unterhielt ich mich mit anderen Animateuren, die Kaffeepause machten.
    Kazu, 29, hatte für einen Pharmakonzern gearbeitet. »In gewisser Weise«, erklärte er mir, »appellierst du an ihren Mutterinstinkt. Du behandelst sie wie Königinnen, und wenn sie dich mögen, dann wirst du ihr Liebling, ihre Nummer eins.
    Ich liebe diesen Job. Ich verdiene 600 000 Yen (rund 6000 Dollar) im Monat, die Geschenke ausgenommen, die ich bekomme. Eine Frau kaufte mir zum Beispiel diese vergoldete Rolex. Und ich glaube, dass die Frau eines Bankiers, die scharf auf mich ist, mir zum Geburtstag ein Auto schenken wird. Am besten sagst du den Kundinnen schon bald, wann du Geburtstag hast. Eigentlich bevorzuge ich Bargeld, meist bekommt man aber teure Designerware. Einige Sachen verpfände ich, aber Kleider und Uhren – nun ja, sie erwarten, dass du sie auch trägst.
    Mariko ist Direktorin einer Firma für Herrenunterwäsche – eigentlich lustig, weil die meisten ihrer Kunden schwul sind und sie mich dafür bezahlt, ihr Getränke einzuschenken. Sie hat mir zum Geburtstag eine Patek Philippe geschenkt. Sauteuer, aber ein verdammt protziges, mit Diamanten besetztes Ding. Sie versteht nichts von Uhren, sieht nur den Preis. Ich habe daher in Hongkong ein gutes Imitat gekauft und das Original versetzt. Wenn sie

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