Tokio
Luftzug fühlen, dass meine Knie entblößt waren, und stellte mir vor, wie meine Beine aussehen mochten und was die Leute denken würden,
wenn sie mich erblickten. »Nein ...«
»Ssschhh!« Svetlana legte ihre Hände auf meine Schultern.
»Lass uns machen.«
Ich schloss die Augen und atmete tief durch. Irina versuchte, einen Strich um meine Lippen zu ziehen. Ich sprang auf.
»Bitte, nicht...«
Irina wich überrascht einen Schritt zurück. »Was? Du nicht wollen sexy aussehen?«
Ich nahm ein Kosmetiktuch und wischte mir zitternd den
Lippenstift ab. »Ich sehe merkwürdig aus. Ich sehe einfach nur merkwürdig aus.«
»Es nur alte japanisch Männer. Alles alte Glupschaugen. Sie dich nicht anfassen.«
»Ihr versteht das nicht.«
Svetlana hob eine Augenbraue. »Wir verstehen nicht? He,
Irina, Baby, wir verstehen nicht.«
»Nein, ehrlich«, sagte ich. »Ihr versteht es wirklich nicht.«
Man muss Sex nicht verstehen, um ihn haben zu wollen. Ich war die schlimmste Kombination, die man sich vorstellen konnte - völlig unwissend, was das Wie und Warum anging, doch scharf wie Nachbars Lumpi. Vielleicht ist es nur logisch, dass ich in Schwierigkeiten geraten bin.
Zuerst wollten die Ärzte mich dazu bewegen zu sagen, dass es Vergewaltigung gewesen sei. Wie sonst würde eine Dreizehnjährige fünf Teenagern erlauben, so etwas mit ihr zu machen, wenn es keine Vergewaltigung gewesen ist? Es sei denn, natürlich, sie wäre verrückt. Ich hörte mir alles mit einer gewissen Verwunderung an. Warum waren sie so fixiert auf diesen Teil des Geschehens? War das denn auch falsch gewesen? Letztendlich hätte ich mir eine Menge Probleme erspart, wenn ich ihnen zugestimmt und gesagt hätte, es wäre Vergewaltigung gewesen. Vielleicht hätten sie sich dann nicht ewig und drei Tage darüber ausgelassen, dass mein Sexualverhalten allein Beweis genug sei, dass ich nicht ganz normal war. Aber es wäre eine Lüge gewesen. Ich hatte ihnen erlaubt, das mit mir anzustellen. Ich wollte es sogar noch mehr als die Jungen. Ich hatte sie in jenem Lieferwagen auf dem Feldweg willig empfangen.
Es war einer jener flirrenden Sommerabende gewesen, wenn der Nachthimmel im Westen leuchtend blau ist und man sich vorstellt, dass jenseits des Horizonts, hinter dem die Sonne verschwunden war, alle möglichen wundersamen heidnischen Tänze stattfanden. Da waren junges Gras und eine Brise und Verkehrslärm in der Ferne, und als sie den Lieferwagen anhielten, schaute ich hinab in das Tal und sah die gespenstisch weißen Flecken von Stonehenge.
Im Fond gab es eine alte karierte Decke, die nach Gras und Motoröl roch. Ich zog mich nackt aus, legte mich darauf und spreizte die Beine, die sehr weiß aussahen, obwohl es Sommer war. Sie kamen einer nach dem anderen in den Wagen, wechselten sich ab, ließen den Lieferwagen auf seiner rostigen Achse ächzen und schaukeln. Es war der vierte Junge —
rotblond mit einem hübschen Gesicht und den ersten Anzeichen von Bartstoppeln -, der mit mir sprach. Er schloss die Türen des Lieferwagens hinter sich, so dass es im Innern dunkel war und die anderen, die am Straßenrand saßen und rauchten, uns nicht sehen konnten.
»Hallo«, sagte er.
Ich legte meine Hände auf die Knie und spreizte meine Beine weiter. Er kam nicht näher, kniete dort vor mir und guckte mit seltsamer, beklommener Miene zwischen meine Beine.
»Du weißt, dass du das nicht tun musst, oder? Du weißt, dass dich niemand dazu zwingt?«
Ich schwieg einen Moment lang und sah ihn verwirrt an.
»Ich weiß.«
»Und du willst es trotzdem tun?«
»Natürlich«, sagte ich und streckte meine Arme nach ihm
aus. »Warum nicht?«
»Hat denn keiner was von Verhütung gesagt?« Die Krankenschwester, die mich nicht mochte, erklärte, dass das wieder einmal ein Beispiel dafür sei, wie sich Krankheiten wie Herpes, Gonorrhö und Syphilis durch die Hemmungslosigkeit von abscheulichen Menschen wie mir weltweit ausbreiten konnten.
»Erzähl mir nicht, dass von diesen fünf Jungen nicht einer vorgeschlagen hat, ein Verhütungsmittel zu benutzen.« Ich lag mit geschlossenen Augen auf meinem Bett und schwieg. Ich hatte nicht vor, ihr die Wahrheit zu sagen, dass ich nicht wusste, was ein Verhütungsmittel war, dass ich keine Ahnung gehabt hatte, dass man so etwas nicht machte, dass meine Mutter lieber gestorben wäre, als mit mir über diese Dinge zu reden. Ich wollte ihr nicht noch mehr Gelegenheit geben, über meine dumme Unwissenheit herzuziehen. »Und was
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