Tokio
würde er eine Party in seinem Apartment geben. Die Nachricht, dass er hier Halt gemacht hatte, um Hostessen auszusuchen, die er mit nach Hause nehmen konnte, breitete sich schnell am Tisch aus. Genau wie Shi Chongming es vorausgesagt hatte. Sein Apartment, ging es mir durch den Sinn, während ich mir mit den Fingern durchs Haar fuhr und an meinen Waden hinaufstrich, um meine Strümpfe glatt zu ziehen, war vielleicht der Ort, an dem er sein Geheimnis aufbewahrte. Ich zupfte mein Kleid zurecht, so dass es sich in einer geraden Linie quer über meine Schultern zog. Sind in England alle Mädchen so hübsch?
Erstaunlicherweise war auch Bison wieder mit von der Partie. Selbstbewusst, die Ellbogen auf den Tisch gestützt, die Jackettärmel hochgekrempelt, so dass man seine massigen Unterarme sah, unterhielt er die Gruppe abermals mit seinen Geschichten - die Nachtklubszene in Akasaka, ein Schwindel, in den er verwickelt gewesen war und bei dem Anteile an einem nicht existenten Golfklub verkauft worden waren. Eine Geschichte nach der anderen, doch etwas fehlte. Er wirkte bedrückt, das strahlende Lächeln war verschwunden. Ich hatte den Eindruck, dass er unter Zwang hier war - als Hofnarr. Ich tat so, als würde ich höflich zuhören, rauchte und nickte ernst, doch in Wirklichkeit starrte ich Fuyuki an und versuchte, einen Weg zu finden, wie ich ihn auf mich aufmerksam machen konnte.
»Sie hatten schon fast alle Anteile verkauft, als sie erwischt wurden«, sagte Bison kopfschüttelnd. »Das muss man sich mal vorstellen. Als Bob Hope hörte, dass ein japanischer Golfklub in seinem Namen eröffnet wurde, hätte er fast einen Anfall bekommen.«
»Entschuldigung«, sagte ich, drückte meine Zigarette aus und schob den Stuhl zurück. »Entschuldigen Sie mich bitte einen Moment.«
Die Toiletten befanden sich in einem an das Foyer grenzenden kleinen Gang, und ich musste an Fuyukis Rollstuhl vorbei, um sie zu erreichen. Ich strich mein Kleid glatt, drückte die Schultern durch und setzte mich in Bewegung - ganz langsam, auf eine gekünstelt verführerische Art, die mir das Blut ins Gesicht schießen und die Knie weich werden ließ. Selbst über die Musik und das Stimmengewirr hinweg konnte ich das Rascheln von Nylon auf Nylon hören, mit dem meine Schenkel gegeneinander rieben. Fuyukis kleiner Kopf war nur ein kleines Stück von mir entfernt, und als ich vorbeiging, schob ich meine Hüfte gerade so weit vor, um an die Rückenlehne seines Rollstuhls zu stoßen und ihn aufzuschrecken.
»Verzeihung.« Ich legte meine Hände auf die Lehne des Rollstuhls, um ihn festzuhalten. »Es tut mir Leid.« Fuyuki versuchte seinen steifen alten Hals zu drehen, um mich anzusehen. Ich beruhigte ihn, drückte sanft seine Schultern, während ich gekonnt mein rechtes Bein an ihn presste, damit er die Wärme meiner Haut fühlen konnte. »Es tut mir so Leid«, wiederholte ich und schob den Rollstuhl wieder an seinen ursprünglichen Platz. »Es wird nicht wieder vorkommen. «
Seine Kumpane musterten mich. Und dann bemerkte ich Jason, der mich von der Theke aus, das Champagnerglas, das er an seine Lippen gehoben hatte, in der Bewegung erstarrt, beobachtete. Ich wartete nicht, strich mein Kleid glatt und ging weiter. In der Toilette schloss ich mich ein und musterte zitternd meinen panischen Gesichtsausdruck im Spiegel. Es war unglaublich. Ich verwandelte mich in einen Vampir. Wer mich jetzt sah, würde in mir niemals dieselbe Person erkennen, die vor zwei Monaten in Tokio angekommen war.
»Mein Rat, geh nicht«, sagte Strawberry. »Fuyuki laden dich in seine Wohnung ein, aber Strawberry denken, dass dumme Idee.« Als die Gang im Klub eingetroffen war, hatte sie den Tisch hergerichtet und sich dann grimmig hinter ihren Schreibtisch zurückgezogen, wo sie den ganzen Abend über geblieben war, ein Glas Champagner nach dem anderen getrunken und uns mit argwöhnischem Blick beobachtet hatte. Als alle Gäste gegangen, sämtliche Stühle auf die Tische gestellt waren und ein Mann mit einer Bohnermaschine den Fußboden wienerte, war sie sturzbetrunken. »Du verstehst es nicht.« Sie deutete aufgebracht mit ihrer Zigarettenspitze auf mich. »Du nicht wie japanische Mädchen. Japanische Mädchen verstehen Leute wie Mr. Fuyuki.«
»Was ist mit den Russinnen? Die gehen hin.«
»Die Russinnen!« Sie schnaubte verächtlich und strich sich eine weißblonde Strähne aus der Stirn. »Die Russinnen!«
»Sie verstehen nicht mehr als ich.«
»Okay.« Sie hob die
Weitere Kostenlose Bücher