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Tollkirsche und Korsett: Kates Hunger nach Freiheit (German Edition)

Tollkirsche und Korsett: Kates Hunger nach Freiheit (German Edition)

Titel: Tollkirsche und Korsett: Kates Hunger nach Freiheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. G. Stoll
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Luke ein weiteres Mal mit dem Schürhaken auf. Da sie es für zu gefährlich hielt, in Holzschuhen die Leiter hinab zu steigen, ließ sie diese auf den Kanalboden fallen. Das Laken knotete sie sich so um den Hals, dass es fast bis an die Knöchel reichte. Vorsichtig kletterte sie die Metallsprossen hinunter, wobei sie auch noch die Lampe festhalten musste.
Wie dumm von mir
, schalt sie sich. Mit etwas Schnur hätte sie diese gemeinsam mit den Holzschuhen abseilen können und wäre erst dann hinabgestiegen.
    Den Gestank fand sie erträglicher als befürchtet, doch vielleicht hatte sie sich bereits an ihn gewöhnt.
    Ein schneller Griff an die Leiter rettete sie davor, auf der Schlammschicht am Boden auszurutschen. Sie wechselte die Schuhe und wagte ein paar Schritte. Besser. Neugierig blickte sie sich um und hob die Leuchte hoch, um im Lichtkegel mehr erkennen zu können. Über sich entzifferte sie Nummern in roter Farbe neben der Türöffnung. Direkt daneben befand sich ein krude hingeschmiertes Kreuz in Weiß. Zu jedem Hauszugang gehörte eine bestimmte Zahlenfolge, hatte sie im Buch gelesen. Was das Kreuz hingegen bedeutete, hatte sie bisher nicht herausgefunden.
    Nun zog es sie zu der Stelle, an der das Licht einfiel. Weit war es nicht, dann stand sie unter einem Gitterrost und sah durch die Spalten in den Himmel. Wasser tropfte herunter in eine Pfütze, von der ein stetes Rinnsal zur vertieften Mitte des Kanals floss. Ab und zu klang es, als fahre etwas über sie hinweg. Demnach befand sie sich unter einer Straße. Weiter vorn schien etwas intensiv zu leuchten. Neugierig machte sie sich auf den Weg dorthin und achtete darauf, nicht in eine der Senken zu treten, in der sich der Schlamm sammelte. Plötzlich wurde es wieder viel dunkler. Seltsam.
    Ein rundes, verschlossenes Loch über ihr lenkte sie ab. Eine am Mauerwerk verschraubte Metallleiter führte empor. Traute sie sich, dort hinaufzusteigen? Seufzend entschied sie sich gegen einen Versuch. Nicht heute. Bis zur Biegung des Tunnels würde sie gehen, nachsehen, wo die Lichtquelle hergekommen sein könnte, und dann umdrehen. Hier unten fand sie es doch ein wenig unheimlich. Nach einigen Schritten tat sich an ihrer linken Seite eine Lücke in der Mauer auf, die fast bis zur Decke reichte.
    Auf den Plänen waren Abzweigungen eingezeichnet gewesen. Gut möglich, dass sie auf eine gestoßen war, schließlich funktionierte das Abwassersystem ähnlich wie ein Blutkreislauf. Viele kleine Abflusskanäle stießen auf einige größere, die wiederum in noch mächtigere abzweigten, die letztendlich in den Fluss mündeten.
    Sie plante nicht, einen Schritt in diesen engen Tunnelabschnitt zu machen, schwenkte nur die Lampe in die Richtung, um hineinzuleuchten. Eine fette Ratte sprang ihr entgegen. Das Tier landete kurz vor ihren Füßen und flitzte davon. Sie atmete tief durch. Heute hatte sie wahrlich genug Abenteuer erlebt!
    Umso unvorbereiteter erwischte es sie, als jemand von hinten ihre Haare packte und ihren Kopf derb zurückriss.

11. Fr eunde
    »Ein Mucks und du krepierst. Blutest aus wie ein abgestochenes Schwein.«
    Eine Männerstimme. Kate ließ die Lampe fallen, die sofort verlosch. Dunkelheit umgab sie. Reflexhaft fasste sie nach dem, was gegen ihre Kehle drückte. Scharfer Schmerz fraß sich in ihren Zeige- und Mittelfinger.
    »Hat sich als Geist verkleidet, der Bastard. Dachte, er kommt damit durch«, höhnte ihr Peiniger und zerrte an ihren Haaren, als wollte er ihr die Kopfhaut abreißen.
    »Los, erledige ihn an Ort und Stelle, Charlie!«, befahl eine herrische, höhere Stimme.
    Jemand spucke. Warme Feuchtigkeit tropfte von Kates Ohr. Sie wollte schreien, um Gnade betteln, doch brachte sie kein Wort heraus. Ihre Zähne schlugen aufeinander, so sehr zitterte sie.
    Derjenige, der sie festhielt, fluchte und knurrte: »Erst will ich sehen, wen ich absteche.«
    Hände packten den aus dem Laken gemachten Umhang und rissen ihn ab.
    Ein Zündholz wurde entfacht. Gleich darauf erkannte sie mehr. Zwei junge Burschen standen vor ihr, einer trug einen lächerlich großen Hut. Er hielt eine Lampe in der Hand, starrte sie feindselig an und schimpfte: »Ein verfluchtes Weib. Die schicken ein Weibsstück, um uns zu beklauen.« Zur Bekräftigung seiner Worte rotzte er auf den Boden.
    Erstaunlicherweise ließ der Griff an den Haaren nach.
    »Wolltest unsere Route abklappern, was? Zu wem gehörst du, Schätzchen? Antworte.«
    Das kam von dem Dritten. Seine Stimme war es gewesen,

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