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Tom Ripley 01 - Der talentierte Mr Ripley

Tom Ripley 01 - Der talentierte Mr Ripley

Titel: Tom Ripley 01 - Der talentierte Mr Ripley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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Polizei jetzt überzeugt, daß Dickie von Palermo aus zumindest bis Neapel gekommen ist. Ein Steward kann sich noch erinnern, Dickies Koffer aus der Kabine zum Kai von Neapel getragen zu haben.«
    »Na also«, sagte Tom. Auch er erinnerte sich an den Steward, einen ungeschickten kleinen Tolpatsch, der seinen Leinenkoffer fallengelassen hatte bei dem Versuch, ihn unter den Arm zu klemmen. »Ist Freddie nicht erst Stunden nach seinem Besuch bei Dickie ermordet worden«, fragte Tom plötzlich.
    »Nein. Die Ärzte können es nicht genau sagen. Und es scheint, als hätte Dickie kein Alibi, natürlich hat er keins, denn er war zweifellos allein. Noch mehr Pech für Dickie.«
    »Sie glauben doch wohl nicht wirklich, daß Dickie ihn umgebracht hat, oder?«
    »Das sagen sie nicht, nein. Es liegt bloß in der Luft. Selbstverständlich können sie nicht rechts und links mit unbewiesenen Behauptungen über einen Bürger Amerikas um sich werfen, aber solange sie keinen Verdächtigen haben und Dickie verschwunden ist . . . Und dann hat da noch seine Hausmeisterin in Rom ausgesagt, Freddie wäre heruntergekommen, um sie zu fragen, wer in Dickies Appartement wohnte oder so was ähnliches. Sie sagte, Freddie hätte wütend ausgesehen, so, als hätten sie Streit gehabt. Sie sagte, er hätte sie gefragt, ob Dickie allein dort lebte.«
    Tom runzelte die Stirn. »Weshalb denn nur?«
    »Ich kann es mir nicht denken. Freddies Italienisch war nicht gerade das allerbeste, und vielleicht hat die Frau ihn falsch verstanden. Auf jeden Fall aber ist die bloße Tatsache, daß Freddie über irgendwas wütend war, nicht gerade gut für Dickie.«
    Tom zog die Brauen hoch. »Ich würde sagen, das war nicht gut für Freddie. Vielleicht war Dickie überhaupt nicht wütend.« Er war völlig ruhig, denn er konnte sehen, daß Marge nicht das geringste gerochen hatte. »Ich würde mir darüber gar keine Gedanken machen, es sei denn, es ergäbe sich daraus irgend etwas Konkretes. Ich jedenfalls kann daran nichts entdecken.« Er schenkte ihr nach. »Apropos Afrika, hat man schon um Tanger herum nachgeforscht? Dickie hat oft davon gesprochen, nach Tanger zu gehen.«
    »Ich glaube, sie haben überall die Polizei auf die Beine gebracht. Meiner Meinung nach müßten sie ja die französische Polizei herholen. Die Franzosen sind ausgezeichnet in solchen Sachen. Aber das können sie natürlich nicht. Hier sind wir ja in Italien«, sagte sie mit dem ersten nervösen Zittern in der Stimme.
    »Wollen wir hier essen?« fragte Tom. »Das Mädchen arbeitet über Mittag, und wir könnten das eigentlich ausnutzen.« Noch während er sprach, kam Anna herein, um zu melden, daß das Essen fertig sei.
    »Wunderbar!« sagte Marge. »Es regnet sowieso ein bißchen.«
    »Pronta la collazione, signor«, sagte Anna lächelnd und starrte Marge an.
    Anna kannte Marge aus den Illustrierten, dachte Tom. »Sie und Ugo können jetzt gehen, wenn Sie wollen, Anna. Danke schön.«
    Anna ging wieder in die Küche - von der Küche aus führte eine Tür hinaus auf eine kleine Nebengasse seitlich am Hause, die Dienstboten benutzten diese Tür -, aber Tom hörte, wie sie noch mit der Kaffeemaschine herumwirtschaftete, kein Zweifel, sie wartete auf die Gelegenheit, noch einen Blick zu erhäschen.
    »Und Ugo?« sagte Marge. »Zwei Dienstboten? So viel?«
    »Ach, sie kommen hier in der Gegend paarweise. Ob Sie es glauben oder nicht, ich habe das hier für fünfzig Dollar im Monat bekommen, ohne Heizung.«
    »Unglaublich! Das sind ja praktisch Mongibello-Mieten!«
    »Es ist wahr. Die Heizung ist natürlich enorm teuer, aber ich habe nicht die Absicht, außer meinem Schlafzimmer irgendwas zu heizen.«
    »Es ist aber sehr angenehm hier.«
    »Ja - Ihnen zuliebe habe ich natürlich voll aufgedreht«, sagte Tom lächelnd.
    »Was ist denn passiert? Ist Ihnen eine Tante gestorben und hat Ihnen ein Vermögen vermacht?« fragte Marge und tat, als wäre sie noch ganz geblendet.
    »Nein. Es ist nur ein Entschluß, den ich für mich gefaßt habe. Ich will genießen, was ich habe, solange es reicht. Ich habe Ihnen ja erzählt, daß der Job, um den ich mich in Rom beworben habe, nicht eingeschlagen hat, und nun war ich hier in Europa mit nur zweitausend Dollar auf dem Konto, also beschloß ich, sie hier zu verbrauchen und dann heimzufahren - alles abzubrechen und ganz neu anzufangen.« Tom hatte ihr in seinem Brief erklärt, daß die Arbeit, um die er sich bemüht hätte, darin bestanden habe, die Hörapparate

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