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Tom Ripley 01 - Der talentierte Mr Ripley

Tom Ripley 01 - Der talentierte Mr Ripley

Titel: Tom Ripley 01 - Der talentierte Mr Ripley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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bei seinen Lügen. Das war der schmutzige Brief gewesen, in dem sie geschrieben hatte, sie habe der Polizei mitgeteilt, daß er und Dickie immer zusammen wären. »Dann nehme ich nicht an, daß es irgendeine Bedeutung hat«, sagte Tom mit sanfter Güte und ließ sich zurücksinken.
    Ein paar Sekunden herrschte Schweigen, dann erkundigte sich Tom nach ihrem Buch, welcher Verleger es denn sei und wieviel sie noch zu tun habe. Marge gab auf jede Frage begeistert Auskunft. Tom hatte das Gefühl, wenn sie Dickie wiederhätte und ihr Buch zum nächsten Winter erschiene, dann würde sie wahrscheinlich vor Glück ganz einfach platzen, es würde ein lautes, unangenehmes plop! geben, und sie wäre nicht mehr.
    »Meinen Sie nicht, ich sollte mich auch Mr. Greenleaf für eine Unterredung zur Verfügung stellen?« fragte Tom. »Ich würde gern nach Rom fahren . . .« Gar so gern nun auch wieder nicht, fiel ihm ein, denn in Rom gab es einfach zu viele Leute, die ihn als Dickie Greenleaf erlebt hatten. »Oder glauben Sie, er würde einmal herkommen? Ich könnte ihn bei mir aufnehmen. Wo wohnt er denn in Rom?«
    »Er wohnt bei amerikanischen Freunden, die eine große Wohnung haben. Ein gewisser Northup in der Via Quattro Novembre. Ich glaube, es wäre ganz schön, wenn Sie ihn anriefen. Ich werde Ihnen die Adresse aufschreiben.«
    »Das ist ein guter Gedanke. Er mag mich nicht, oder?«
    Marge lächelte ein bißchen. »Also, offen gesagt - nein. Ich finde, er tut Ihnen eigentlich ein bißchen Unrecht. Er ist wohl der Meinung, Sie hätten Dickie ausgenutzt.«
    »Nun, das habe ich wirklich nicht. Ich bedaure, daß aus der Idee, ich sollte Dickie nach Hause holen, nichts geworden ist, aber das alles habe ich schon erklärt. Ich habe ihm den nettesten Brief über Dickie geschrieben, den ich nur schreiben konnte, als ich erfuhr, daß er weg war. Hat das gar nichts geholfen?«
    »Ich glaube schon, aber . . . Oh! Entschuldigen Sie tausendmal, Tom! Alles über dieses wundervolle Tischtuch!« Marge hatte ihren Martini umgerissen. Unbeholfen wischte sie mit ihrer Serviette auf der gehäkelten Tischdecke herum.
    Tom kam mit einem feuchten Tuch aus der Küche herbeigerannt.
    »Alles gar nicht so schlimm«, sagte er und beobachtete, wie sich das Holz der Tischplatte trotz all seines Reibens weiß verfärbte. Es war nicht die Tischdecke, die ihn kümmerte, es war der herrliche Tisch.
    »Es tut mir ja so leid!« fuhr Marge zu klagen fort.
    Tom haßte sie. Plötzlich fiel ihm ihr Büstenhalter wieder ein, der in Mongibello am Fensterbrett gebaumelt hatte. Heute nacht würde ihre Unterwäsche über seinen Sesseln hängen, wenn er Marge zum Bleiben aufforderte. Der Gedanke machte ihn schaudern. Willensstark warf er ihr über den Tisch hinweg ein Lächeln zu. »Ich hoffe, Sie tun mir die Ehre an und akzeptieren ein Bett für die Nacht. Nicht meines«, fügte er lachend hinzu, »aber oben habe ich noch zwei Zimmer, und Sie sind einem davon willkommen.«
    »Recht vielen Dank. Gut, ich akzeptiere.« Sie strahlte ihn an.
    Tom brachte sie in seinem eigenen Zimmer unter - das Bett in dem anderen war nur eine etwas groß geratene Couch und nicht so bequem wie sein Doppelbett -, und Marge schloß die Tür, um ein Mittagsschläfchen zu halten. Ruhelos wanderte Tom im Hause umher, er überlegte, ob nicht irgend etwas in seinem Zimmer war, das er beiseiteschaffen müßte. Dickies Paß steckte im Futter eines Koffers in seinem Schrank. Mehr fiel ihm nicht ein. Aber Frauen hatten scharfe Augen, dachte Tom, selbst Marge. Sie könnte ja herumschnüffeln. Endlich betrat er das Zimmer, während sie noch schlief, und holte den Koffer aus dem Schrank. Der Fußboden knarrte, und Marges Lider hoben sich flatternd.
    »Wollte bloß etwas rausholen«, flüsterte Tom. »Verzeihung.« Auf Zehenspitzen schlich er hinaus. Marge würde sich wahrscheinlich nicht einmal daran erinnern, dachte er, denn sie war gar nicht richtig aufgewacht.
    Später zeigte er Marge das ganze Haus, zeigte ihr das Regal mit den ledergebundenen Büchern in dem Zimmer neben dem seinen, Bücher, die er mit dem Hause gemietet hatte, wie er ihr erzählte, obwohl sie ihm gehörten, er hatte sie in Rom und Palermo und Venedig gekauft. Es fiel ihm ein, daß er etwa zehn davon schon in Rom besessen hatte und daß einer der jungen Polizeioffiziere, die Roverini mitgebracht hatte, sich diese Bücher aus allernächster Nähe angesehen hatte, wahrscheinlich um die Titel zu studieren. Aber das war nichts wirklich

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