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Tom Ripley 01 - Der talentierte Mr Ripley

Tom Ripley 01 - Der talentierte Mr Ripley

Titel: Tom Ripley 01 - Der talentierte Mr Ripley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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Besorgniserregendes, dachte er, selbst wenn derselbe Polizeioffizier wiederkäme. Er zeigte Marge das Hauptportal des Hauses mit seiner breiten Steintreppe. Das Wasser stand niedrig und legte jetzt vier Stufen frei, die beiden unteren waren mit dickem, feuchtem Moos überzogen. Es war eine glatte, langfaserige Moosart und hing wie schmutzig dunkelgrünes Haar über den Rand der Stufen hinab. Tom fand die Stufen widerlich, aber für Marge waren sie sehr romantisch. Sie beugte sich hinunter und starrte in das tiefe Wasser des Kanals. Tom spürte den Drang, sie hineinzustoßen.
    »Können wir nicht heute abend eine Gondel nehmen und auf diesem Wege nach Hause gehen?« fragte sie.
    »Aber gewiß.« Sie gingen heute abend essen, natürlich. Tom grauste es vor dem langen italienischen Abend, der vor ihnen lag, denn vor zehn würden sie nicht essen, und dann wollte sie sicher noch am Markusplatz beim Espresso sitzen bis zwei Uhr morgens.
    Tom blickte hinauf in den dunstigen, sonnenlosen Himmel Venedigs und schaute einer Möwe zu, die herabsegelte und sich drüben am anderen Ufer des Kanals auf die Steintreppe eines anderen Hauses niederließ. Er rang um einen Entschluß, welchen seiner neuen Bekannten in Venedig er anrufen und fragen sollte, ob er gegen fünf mit Marge zu einem Drink kommen könnte. Sie wären natürlich alle entzückt, Marge kennenzulernen. Er entschied sich für den Engländer Peter Smith-Kingsley. Peter besaß einen Afghanen, ein Klavier und eine wohlausgestattete Hausbar. Tom dachte, Peter sei am besten geeignet, weil Peter einen nie gehen lassen wollte. Bei ihm konnten sie bleiben, bis es für sie Zeit war, zum Essen zu gehen.

24
    Gegen sieben rief Tom von Peter Smith-Kingsley aus Mr. Greenleaf an. Mr. Greenleaf klang freundlicher, als Tom erwartet hatte, und war erbarmenswert hungrig nach dem kleinsten Wort, das Tom ihm über Dickie sagen konnte. Peter und Marge und die Franchettis - ein nettes Brüderpaar aus Triest, das Tom vor kurzem kennengelernt hatte - saßen im angrenzenden Räume und konnten beinahe jedes Wort verstehen, das er sagte, und deshalb machte Tom die Sache besser, als er sie gemacht hätte, wenn er völlig allein gewesen wäre, fand er.
    »Ich habe Marge alles erzählt, was ich weiß«, sagte er, »sie wird Ihnen also sagen können, ob ich etwas vergessen habe. Ich bedaure nur, daß ich nichts beisteuern kann, was für die Arbeit der Polizei wirklich wertvoll wäre.«
    »Diese Polizei!« schnob Mr. Greenleaf. »Ich mache mich langsam mit dem Gedanken vertraut, daß Dickie tot ist. Aus irgendeinem Grunde wollen die Italiener noch nicht zugeben, daß er tot sein könnte. Sie führen sich auf wie Amateure oder wie . . . wie alte Tanten, die Detektiv spielen.«
    Daß Mr. Greenleaf so unverblümt von der Möglichkeit sprach, Dickie könnte tot sein, versetzte Tom einen Schlag. »Halten Sie es für möglich, daß Dickie Selbstmord begangen hat, Mr. Greenleaf?« fragte Tom ruhig.
    Mr. Greenleaf seufzte. »Ich weiß es nicht. Ich halte es für möglich, ja. Ich habe nie viel von der Stabilität meines Sohnes gehalten, Tom.«
    »Ich fürchte, ich muß Ihnen beipflichten«, sagte Tom. »Möchten Sie mit Marge sprechen? Sie ist im Nebenzimmer.«
    »Nein, nein, danke. Wann kommt sie wieder?«
    »Ich glaube, sie hat gesagt, daß sie morgen nach Rom zurückfahren will. Und wenn Sie vielleicht nach Venedig kommen möchten, Mr. Greenleaf, nur für eine kleine Atempause, dann sind Sie mir in meinem Hause jederzeit willkommen.«
    Aber Mr. Greenleaf lehnte die Einladung ab. Es war nicht unbedingt nötig, aufs Eis tanzen zu gehen, überlegte Tom. Er tat ja gerade, als wollte er sich den Ärger selber ins Haus laden und könnte sich nicht bremsen. Mr. Greenleaf dankte ihm für den Anruf und wünschte ihm sehr liebenswürdig gute Nacht.
    Tom ging wieder nach nebenan. »Nichts Neues aus Rom«, sagte er niedergeschlagen.
    »Ach.« Peter sah enttäuscht aus.
    »Hier, für das Gespräch, Peter«, sagte Tom und legte zwölfhundert Lire auf den Klavierdeckel. »Vielen Dank.«
    »Ich weiß was«, sagte Pietro Franchetti in seinem italienisch gefärbten Englisch. »Dickie Greenleaf hat mit einem neapolitanischen Fischer oder vielleicht mit einem römischen Zigarettenhöker die Pässe getauscht, so daß er jetzt das stille Leben führen kann, das er immer schon führen wollte. Und dann zeigt sich, daß der neue Inhaber des Dickie-Greenleaf-Passes doch nicht so ein guter Fälscher ist, wie er geglaubt hatte, und

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