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Tom Ripley 01 - Der talentierte Mr Ripley

Tom Ripley 01 - Der talentierte Mr Ripley

Titel: Tom Ripley 01 - Der talentierte Mr Ripley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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braunen Schuhe an seinen Füßen und an seine geisterhaft weiße Haut. Er war den ganzen Sommer über noch an keinem Strand gewesen. Er haßte den Strand. Da war ein hölzerner Steg, der bis zur Mitte des Sandstrandes führte, Tom wußte, der Sand mußte höllisch heiß sein, denn alle Leute lagen auf einem Handtuch oder irgend etwas, aber er zog trotzdem seine Schuhe aus und stand einen Moment still auf dem heißen Holz, ruhig glitt sein Blick über die Menschengruppen um ihn herum. Keiner sah aus wie Richard, und die flimmernde Hitze machte es ihm unmöglich, die etwas weiter entfernten Leute richtig auszumachen. Tom streckte einen Fuß aus in den Sand und zog ihn wieder zurück. Dann atmete er tief ein, raste bis zum Ende des Steges, setzte in großen Sprüngen über den Sand und versenkte seine Füße in die gesegnete Kühle der Wasserlachen am Wellensaum. Er ging los.
    Tom sah ihn etwa aus der Entfernung eines Häuserblocks - unverkennbar Dickie, wenn er auch braungebrannt war und sein blondes Kraushaar heller wirkte, als Tom es in Erinnerung hatte. Marge war bei ihm. »Dickie Greenleaf?« fragte Tom lächelnd.
    Dickie sah auf. »Ja?«
    »Ich bin Tom Ripley. Wir haben uns vor ein paar Jahren in den Staaten kennengelernt. Erinnern Sie sich?«
    Dickie blickte verständnislos.
    »Ich glaube, Ihr Vater sagte, er wollte Ihnen etwas schreiben über mich.«
    »Ach ja!« sagte Dickie und tippte sich an die Stirn, als wollte er sagen, wie dumm von mir, das zu vergessen. Er stand auf.
    »Tom - wie war der Name?«
    »Ripley.«
    »Das ist Marge Sherwood«, sagte er. »Marge - Tom Ripley.«
    »Guten Tag«, sagte Tom.
    »Guten Tag.«
    »Wie lange bleiben Sie hier?« fragte Dickie.
    »Ich weiß noch nicht genau«, sagte Tom. »Ich bin gerade angekommen. Ich werde mir erst mal die Gegend hier ansehen.«
    Dickie sah sich Tom an, nicht mit ungeteiltem Beifall, fand Tom. Dickie hatte die Arme verschränkt, seine mageren braunen Füße gruben sich in den heißen Sand, was ihm nicht das geringste auszumachen schien. Tom hatte seine Füße wieder in die Schuhe gezwängt.
    »Sie wollen ein Haus nehmen?«
    »Mal sehen«, sagte Tom unbestimmt, so als hätte er das in Erwägung gezogen.
    »Die Zeit ist jetzt günstig, wenn man ein Haus sucht, falls Sie für den Winter eins nehmen wollen«, sagte das Mädchen. »Die Sommertouristen sind praktisch alle weg. Wir könnten hier noch ein paar Amerikaner gebrauchen im Winter.«
    Dickie schwieg. Er hatte sich wieder neben das Mädchen auf das große Badetuch gesetzt, und Tom spürte, er wartete darauf, daß Tom sich verabschieden und abziehen möge. Tom stand da und fühlte sich nackt und bloß wie am Tage seiner Geburt. Er haßte Badehosen. Diese war sehr offenherzig. Es gelang ihm, aus seiner Jacke in dem Regenmantel die Zigaretten hervorzuziehen, und er bot sie Dickie und dem Mädchen an. Dickie nahm eine, und Tom hielt ihm sein Feuerzeug hin.
    »Sie erinnern sich wohl nicht mehr an mich von New York her«, sagte Tom.
    »Eigentlich nicht so richtig«, sagte Dickie. »Wo haben wir uns denn kennengelernt?«
    »Ich glaube - war es nicht bei Buddy Lankenau?« Es war nicht bei Buddy Lankenau gewesen, aber Tom wußte, Dickie kannte Buddy Lankenau, und Buddy war ein recht respektabler Bursche.
    »Aha«, sagte Dickie vage. »Bitte entschuldigen Sie, aber ich habe zur Zeit ein furchtbar schlechtes Gedächtnis, was Amerika angeht.«
    »Das kann man wohl sagen«, sagte Marge, Toms rettender Engel. »Es wird immer schlechter. Wann sind Sie eingetroffen, Tom?«
    »Gerade eben, vor einer Stunde. Ich habe bloß meine Koffer im Postamt geparkt.« Er lachte.
    »Wollen Sie sich nicht setzen? Hier ist noch ein Handtuch.« Sie breitete ein kleineres weißes Handtuch neben sich auf den Sand. Tom nahm dankbar an.
    »Ich springe schnell mal ´rein, um mich etwas abzukühlen«, sagte Dickie und stand auf.
    »Ich auch!« sagte Marge. »Kommen Sie mit, Tom?«
    Tom folgte ihnen. Dickie und das Mädchen schwammen ziemlich weit hinaus - beide waren anscheinend ausgezeichnete Schwimmer -, und Tom blieb in der Nähe des Strandes und ging auch viel eher heraus. Als Dickie und das Mädchen zu den Handtüchern zurückkehrten, sagte Dickie, und es schien, als hätte das Mädchen ihn dazu gebracht: »Wir gehen jetzt. Möchten Sie nicht zu uns kommen und mit uns essen?«
    »Warum nicht, ja, vielen Dank.« Tom half ihnen, die Handtücher, die Sonnenbrillen, die italienischen Zeitschriften aufzusammeln.
    Tom kam es vor, als

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