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Tom Ripley 01 - Der talentierte Mr Ripley

Tom Ripley 01 - Der talentierte Mr Ripley

Titel: Tom Ripley 01 - Der talentierte Mr Ripley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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einladen, ehe Sie nach Hause gehen?« fragte er Dickie. »Und auch Marge, wenn sie noch kommt. Ich würde Ihnen gern Ihren Bademantel und die Strümpfe geben, Sie wissen ja.«
    »O ja, vielen Dank. Ich nehme gern einen Drink.« Er wandte sich wieder seiner italienischen Zeitung zu.
    Tom streckte sich auf seinem Handtuch aus. Er hörte, wie die Turmuhr des Dorfes eins schlug.
    »Sieht nicht so aus, als würde Marge noch kommen«, sagte Dickie. »Ich denke, ich mache mich auf den Weg.«
    Tom stand auf. Sie gingen hinauf zum »Miramare«, sprachen praktisch überhaupt nicht miteinander, nur daß Tom Dickie einlud, mit ihm zu essen, was Dickie ablehnte, weil das Mädchen zu Hause sein Essen bereithalte, sagte er. Sie gingen hinauf in Toms Zimmer, und Dickie probierte den Bademantel an und hielt sich die Socken an die nackten Füße. Bademantel und Socken paßten genau, und Dickie war, wie Tom vorausgesehen hatte, äußerst zufrieden mit dem Bademantel.
    »Und hier«, sagte Tom und nahm ein quadratisches Päckchen im Einwickelpapier einer Drogerie aus seiner Schublade. »Ihre Mutter schickt Ihnen auch noch Nasentropfen.«
    Dickie lächelte. »Die brauche ich nicht mehr. Das war der Stirnhöhlenkatarrh. Aber geben Sie nur her.«
    Jetzt hatte Dickie alles, dachte Tom, alles, was er zu bieten hatte. Er wird gleich auch die Einladung zum Drink ablehnen, wußte Tom. Er folgte Dickie zur Tür. »Wissen Sie, Ihr Vater macht sich wirklich sehr viel Gedanken über Ihr Heimkommen. Er hat mich gebeten, Ihnen recht gut zuzureden, was ich natürlich nicht tun werde, aber irgend etwas werde ich ihm ja sagen müssen. Ich habe versprochen, ihm zu schreiben.«
    Dickie drehte sich um, die Hand auf der Klinke. »Ich weiß nicht, was mein Vater sich für Vorstellungen macht über mein Leben hier drüben - daß ich mich zu Tode trinke oder so was. Ich werde wahrscheinlich diesen Winter für ein paar Tage nach Hause fliegen, aber ich habe nicht die Absicht, drüben zu bleiben. Ich bin glücklicher hier. Wenn ich für dauernd zurückginge, würde mein Vater mich pausenlos drängen, bei Burke-Greenleaf zu arbeiten. Unmöglich könnte ich noch malen. Aber ich male nun einmal gern, und ich denke, es ist meine Sache, wie ich mein Leben verbringe.«
    »Das verstehe ich. Aber er hat gesagt, daß er nicht versuchen würde, Sie zur Mitarbeit in seiner Firma zu bringen, wenn Sie zurückkämen, es sei denn, Sie hätten Lust zur Arbeit als Konstruktionszeichner, und er sagte, das machte Ihnen Spaß.«
    »Nun, das haben mein Vater und ich zur Genüge besprochen. Vielen Dank jedenfalls, Tom, daß Sie die Botschaft und die Sachen überbracht haben. Es war sehr freundlich von Ihnen.« Dickie streckte ihm die Hand hin.
    Beim besten Willen hätte Tom sich nicht dazu bringen können, die Hand zu ergreifen. Jetzt stand er hart am Rande des Versagens. Er versagte, was Mr. Greenleaf betraf, und er versagte bei Dickie. »Ich glaube, ich sollte Ihnen noch etwas erzählen«, sagte Tom mit einem Lächeln. »Ihr Vater hat mich herübergeschickt, nur um Sie zu bitten, nach Haus zu kommen.«
    »Was meinen Sie damit?« Dickie runzelte die Stirn. »Er hat Ihnen die Reise bezahlt?«
    »Ja.« Das war seine letzte, einzige Chance - Dickie zu erheitern, oder Dickie vor den Kopf zu stoßen - Dickie zum Lachen zu bringen oder ihn türeknallend hinausrennen zu lassen. Aber da kam es ja, das Lächeln, die langen Ecken seines Mundes zogen sich in die Höhe, genau wie Tom Dickies Lächeln in Erinnerung hatte.
    »Bezahlt Ihre Fahrt! Ist denn das die Möglichkeit! Es packt ihn langsam die Verzweiflung, was?« Dickie machte die Tür wieder zu.
    »Er hat mich in einer New Yorker Bar angesprochen«, sagte Tom. »Ich habe ihm gesagt, daß ich gar nicht so eng mit Ihnen befreundet bin, aber er blieb dabei, ich könnte helfen, wenn ich ´rüberführe. Ich habe ihm dann versprochen, es zu probieren.«
    »Wie ist er denn bloß auf Sie gekommen?«
    »Durch die Schrievers. Ich kenne die Schrievers kaum, aber Sie sehen ja! Ich war eben Ihr Freund und konnte viel für Sie tun, basta.«
    Sie lachten.
    »Bitte halten Sie mich nicht für einen Mann, der Ihren Vater ausnützen will«, sagte Tom. »Ich hoffe, bald irgendwo in Europa einen Job zu finden, und dann kann ich ihm gelegentlich die Kosten für die Überfahrt zurückzahlen. Er hat mir ein Rundreiseticket gekauft.«
    »Ach, darüber machen Sie sich nur keine Sorgen! Das läuft sowieso über Geschäftsunkosten bei Burke-Greenleaf. Ich sehe es

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