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Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes

Titel: Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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woanders zu sein. Ich war da nicht willkommen. Andererseits bin ich mir nicht sicher, ob ich dort hätte sein wollen. Mir ist klar, sie haben da unten eine Menge durchgemacht.«
    Holland schaute Collins direkt in die Augen. Er wollte nicht Stones Blick auffangen, der sicher dasselbe dachte wie er: Du hast nicht die geringste Ahnung …
    »Er ist relativ schnell aus der Army ausgestiegen, nachdem er heimgekommen ist«, sagte Collins. »Eine Zeit lang lief es ganz gut, ein Jahr oder so. Wir haben sogar davon gesprochen, noch mal Kinder zu haben. Aber irgendetwas in mir sperrte sich. Ich hab Angst gehabt, wir könnten sie aus den falschen Gründen kriegen.«
    »Was hat Ian gemacht«, fragte Holland, »nachdem er die Army verlassen hatte?«
    »Alles Mögliche, aber nichts Dauerhaftes, verstehen Sie? Er hat in Lagerhäusern gearbeitet, im Sicherheitsdienst, und er hat eine Elektrikerausbildung angefangen. Nichts hat er lange durchgehalten. Er hatte ein Autoritätsproblem. Ein paar Monate ging’s, dann warf er alles hin. Mehr als einmal hat man ihn rausgeschmissen, weil er jemanden bedroht hat.« Sie öffnete den Mund, als wolle sie noch etwas hinzufügen, hielt dann aber inne. »Er war danach einfach wirr im Kopf.«
    Stone nickte verständnisvoll. »Also zog er aus?«
    »Richtig. Ein paar Jahre später haben wir beschlossen, uns zu trennen. Er ist ausgezogen, und ich hab schließlich diese Wohnung gefunden. Er ist nie weit weg – na ja, er wollte in der Nähe der Kinder bleiben –, aber er ist herumgezogen.«
    »Hatte er eine Wohnung?«
    »Eine ganze Reihe Wohnungen. Anscheinend hat er es nirgends lange ausgehalten. Außerdem ist er ständig in Rückstand mit der Miete geraten, und dann ist er wieder rausgeflogen.«
    »Wie reagierte er, als Sie jemand anders kennen lernten?«, fragte Holland. »Das war sicher nicht einfach …«
    Gebrüll von nebenan. Collins stand auf, um nach dem Rechten zu sehen, setzte sich aber rasch wieder. »Ian war nicht gerade erbaut, und er kam auch nicht klar mit Owen.« Sie deutete auf ihre kleinen Kinder. »Owen ist ihr Dad. Es ist dann ziemlich hässlich geworden, und Ian war ein Riesenkerl. Er hat sich zu helfen gewusst, verstehen Sie? Also haben wir die Polizei geholt und beschlossen, nicht zu heiraten. Danach lief’s besser. Für mich und Owen, mein ich, für Ian ging’s ab da steil bergab.«
    »Bergab?«, fragte Stone nach.
    »Er hat sich gehen lassen, bei Freunden auf dem Boden gepennt oder in irgendwelchen versifften Unterkünften. Als wäre ihm alles egal. Er hat gesoffen und sich mit seinen Freunden verkracht. Nicht dass er zu dem Zeitpunkt noch viele gehabt hätte …«
    »Hatte er noch Kontakt zu seinen alten Kameraden von der Army?«
    »Glaub ich nicht.«
    »Zu den Jungs von seiner Panzercrew?«
    »Er hat nie darüber geredet«, sagte sie. »Wenn er noch Kontakt zu ihnen gehabt hätte, wüsste ich nichts davon. Ehrlich gesagt hab ich ihm gar nicht mehr richtig zugehört, wissen Sie. Die letzten Jahre war er echt komisch. Er hat einen unglaublichen Blödsinn geschwafelt. Bevor er gestorben ist, hat er mich besucht, um mir zu sagen, dass jetzt alles anders wird. Hat den großen Mann markiert von wegen, er wird sich um mich und die Kinder kümmern, dafür sorgen, dass es uns an nichts fehlt. Owen hab ich übrigens nie was davon erzählt. Er wär durchgedreht.«
    Diesmal konnte Holland der Versuchung nicht widerstehen, Stone einen Blick zuzuwerfen. »Hat er gesagt, wie er das machen will? Hat er von Geld gesprochen?«
    »Ja, ich glaub schon. Aber er hatte immer irgendeinen bescheuerten Plan am Laufen. Es ging immer drum, dass er wieder auf die Beine kommt. Dieser blöde Hund …«
    »Erzählen Sie uns, wann starb Ian, Shireen?«
    Ein Junge kam an die Durchreiche und wollte etwas zu trinken.
    Shireen lächelte und erzählte Holland und Stone vom Tod ihres Exmanns, während sie dem Kleinen Orangenlimo einschenkte. »Schnaps und Pillen«, sagte sie. »Damit hat er sich in irgendeinem Wohnloch gleich um die Ecke den Rest gegeben. Sie haben ihn eine Woche lang nicht gefunden, weil der arme Teufel niemanden mehr hatte, der ihn hätte vermissen können.«
    »Abschiedsbrief wurde keiner gefunden?«
    »Nein …«
    »Fanden Sie es nie eigenartig, dass Ian sich umbrachte?«, sagte Stone. »Nachdem, was er darüber gesagt hat, dass jetzt alles anders wird und so?«
    Ausdruckslos sah sie sie an, und Holland glaubte die ungestellte Frage in ihrem verwirrten Blick lesen zu können. Es sagte

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