Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes
mir …«
»Der Mörder weiß über Sie Bescheid«, sagte Brigstocke.
»Was ich einer Dose Special Brew zu viel zu verdanken habe. Die ganze Welt weiß, dass ein Bulle undercover auf der Straße schläft.«
»Richtig. Aber dieser Typ weiß, dass Sie das sind.«
»Ist mir klar …«
»Glauben Sie, dass er Sie persönlich kennt? Dass Sie sich schon mal über den Weg gelaufen sind?«
Thorne starrte in sein Bier. »Er hat mich mit Terry Turner verwechselt, daher kann ich mir das nur schwer vorstellen.«
»Es war dunkel. Es schiffte. Kann gut sein, dass Turner weggetreten war, dass er geschlafen hat, mit dem Rücken zum Mörder lag …«
»Terry war mehr als einen Kopf größer als ich«, sagte Thorne. »Ich kann mir das nicht vorstellen.«
Die Tür ging auf, und ein Mann mit einem Windhund kam herein. Er setzte sich auf einen Stuhl an der Bar, der Hund legte sich neben ihn auf den Boden. Der Mann wechselte ein paar Worte mit der Bedienung, bestellte ein Bier und starrte in den Fernseher.
»Wir können den ganzen Tag damit zubringen, um den heißen Brei herumzureden …«, sagte Brigstocke.
Drüben an der Bar hob der Windhund kurz den Kopf, gähnte und legte ihn wieder auf dem Boden ab. Der Hund wirkte, als sei ihm alles scheißegal. Und sein Besitzer ebenfalls. Er schien sich hier weitaus wohler zu fühlen als in seinen eigenen vier Wänden. Er sah aus, als sei er hier zu Hause, als sei er er selbst. Zumindest empfand Thorne es so.
»Tom?«
»Ich höre …«
»Warum? Das ist die entscheidende Frage. Warum um alles in der Welt ist er hinter Ihnen her?«
Thorne überlegte kurz und sammelte seine Gedanken. »Okay, die beste Antwort, die mir darauf einfällt und die Ihnen wahrscheinlich nicht gefällt: Er macht sich in die Hose.«
»Er macht sich in die Hose?«
»Meiner Meinung nach schiebt er Panik. Er glaubt, wir sind ihm auf der Spur. Vielleicht nicht ihm direkt, noch nicht, aber er fühlt sich nicht mehr sicher. Er weiß, wir haben eins und eins zusammengezählt. Wir haben die Namen, und wir haben ein Motiv. Wenn Eales noch lebt und wir ihn finden, dann können wir den Mörder identifizieren. Das ist ihm klar.«
»Warum bringt er dann nicht einfach Eales um?«
»Vielleicht hat er das schon getan«, sagte Thorne. »Schauen Sie, worauf ich hinauswill, ist Folgendes: Ich glaube nicht, dass dieser Kerl so verdammt schlau ist. Er fühlt sich in die Ecke gedrängt. Er kriegt Stress und reagiert darauf. Mehr ist da nicht. Wer weiß? Vielleicht hält er mich für einen so genialen Polizisten, dass ihm nichts übrig bleibt, als mich aus dem Weg zu räumen.«
»Das ist jetzt ziemlich an den Haaren herbeigezogen.«
»Wie man’s dreht und wendet, es war kein besonders schlauer Zug. Aber ich glaube, wir reden über jemanden, der aus dem Bauch heraus handelt. Wenn unser Verdacht mit der Erpressung stimmt, geht es darum, dass er sich bedroht fühlt und sich zu schützen versucht …«
Zwei junge Burschen betraten das Lokal, worauf der Hund halbherzig bellte und durch einen Fußtritt seines Herrn zum Schweigen gebracht wurde. Die Dame hinter dem Tresen zündete sich mit der Kippe eine neue Zigarette an, und im Fernseher versprach eine Blondine, deren Lächeln so übertrieben war wie ihre Sonnenbräune, einem älteren Pärchen, ihm zu seinem Traumhaus in der Sonne zu verhelfen.
Brigstocke riss eine Tüte Chips auf und beugte sich über den Tisch. »Er weiß eine Menge. Aber woher hat er das alles?«
»Womit wir bei dem Teil wären, der weniger nach Ihrem Geschmack ist«, sagte Thorne.
»Es geht wieder drum, dass er EINER VON UNS ist, oder?«
»Langsam fang ich an, es zu glauben. Wenn ich Recht habe, was sein Motiv angeht, mich umzubringen, ist das die einzige Möglichkeit. Wie sonst hätte er wissen können, was läuft, wenn er kein Bulle ist?«
»Wenn Sie Recht haben …«
»Er wusste nicht nur, wer ich bin, Russell. Er wusste auch, wo ich bin.« Thorne sah Terry T. vor sich, wie er an dem Vorhängeschloss an seinem Hals herumfingerte und ihm einen Platz in dem Eingang anbot, aus dem sie noch immer nicht das ganze Blut herausgekratzt hatten. »Wo ich hätte sein sollen.«
Brigstocke schwieg eine Weile. Durch das Glas Wasser war sein Gesicht verzerrt, und seine Miene verriet, dass er Thornes Argument kaum etwas entgegenzusetzen hatte. »Über wen reden wir denn? Wie viele Leute wussten, wo Sie schlafen?«
»Sie, Holland, Hendricks, Brendan Maxwell vom Lift. McCabe und vielleicht noch ein, zwei Leute von
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