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Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes

Titel: Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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gelaufen, der am Morgen in das Zimmer gekommen war, als er sich mit Maxwell und Hendricks unterhalten hatte. Maxwells neuer Boss …
    »Ach, hallo. Ich bin Lawrence Healey.«
    In diesem Ton war Thorne schon länger nicht mehr angesprochen worden. Energisch, aber freundlich, sogar durchaus respektvoll. Healey streckte ihm die Hand entgegen, und Thorne schüttelte sie. Wobei er sich kurz fragte, ob der Mann etwa wusste, dass er in Wirklichkeit ein Kriminalbeamter war.
    »Brendan hat mir erzählt, dass Sie neu sind.«
    »Irgendwie schon«, sagte Thorne.
    »Ich weiß, wie Sie sich fühlen. Ich bin selbst neu hier. Wenn Sie etwas brauchen oder über etwas reden möchten, dann kommen Sie einfach, keine falsche Scheu. Sie wissen, wo Sie uns finden
    Thorne antwortete, ja, das wisse er, und ja, er werde gerne um Rat fragen, falls nötig.
    Auf dem Weg zum Ausgang konnte er noch immer das Gezische und Gequatsche von Bobs Sendungen aus dem Café hinter der Tür hören: »Können Sie mich empfangen? Können Sie mich empfangen …!«

Achtes Kapitel
    London stank nach Verzweiflung.
    Nachts um diese Zeit roch es nach allem Möglichen: Zigaretten und Fast Food, Pisse und Abgase. Doch trotz des vielen Geldes, das ausgegeben wurde – die Massen an teuren Wagen auf der Straße und die überteuerten Restaurants, von denen sich eins neben dem anderen befand, zeugten davon –, stieg einem so gut wie überall dieser Gestank in die Nase. Stechend und unverwechselbar. Ob reich oder arm, der Geruch hing fest und war stärker als alles, was man sich auf die Handgelenke tupfte, über die Achselhöhle rollte oder womit die bizarr aufgemachten Schreckschrauben in Harrods oder Selfridges die Kunden besprühten.
    Wo er sich bewegte, roch es nach gewöhnlicher Verzweiflung. Nach dem Verlangen nach Wärme, einem Happen zu essen oder nach der nächsten Spritze. Nach Trost. Doch im West End konnte einem auch die eine oder andere seltenere Duftnote dieses unverwechselbaren Geruchs entgegenwehen, sofern der übliche Gestank nach Hühnchen, Kotze und Bier diese nicht überdeckte.
    Die besser Gekleideten, besser Gestellten stanken am übelsten. Diese Welt hatte nichts gemein mit der Gosse, den beschissenen finsteren Ecken – den Gassen, in denen er sich zurzeit bewegte. Aber in der noblen Old Bond Street und der Burlington Arcade war die Verzweiflung noch überwältigender …
    Klar, seit er den Fahrer umgebracht hatte, war nichts mehr wie zuvor. Auf seinem Weg durch das harte Viertel zwischen der Oxford Street, der Regent Street, der Shaftesbury Avenue und der Charing Cross Road war ihm aufgefallen, dass sich immer mehr von ihnen paarweise zusammentaten. Aufeinander aufpassten: Einer schlief, während der andere zumindest ein Auge offen hielt.
    Durchaus verständlich. Mehr noch, empfehlenswert.
    Der Mord an dem Fahrer hatte sich wahrscheinlich rasch herumgesprochen. Bestimmt nach dem zweiten Mord. Gerüchte verbreiteten sich hier schneller als die Krätze. Und inzwischen blökte es aus jedem Fernseher und von jedem Zeitungsstand, in welcher Gefahr »unsere verwundbarsten Mitbürger« schwebten, wie man sie jetzt nannte. In einer Gemeinschaft, die sich ständig änderte, »nicht fassbar« war, so hieß es in den Medien, begann sich Panik breit zu machen.
    Und wie die roch, wusste er besser als die meisten Leute.
    Aber ihm war auch klar, dass Panik niemanden retten würde. Panik war das, was man in den Augen der Toten sah und weshalb sie in die Hose pinkelten.
    An diesem Abend lief er bereits zum zweiten Mal an der U-Bahn-Station Charing Cross vorbei Richtung Waterloo Bridge. Dabei warf er einen Blick in jede viel versprechende Seitenstraße und jede dunkle Ecke, einen Song aus den Achtzigern summend. Etwas über Panik auf den Straßen Londons. Er kam nicht drauf, von wem genau das Lied stammte.
    Nicht dass es schwierig war, jemanden zu finden, der allein war und kaputt und nach ein paar ordentlichen Tritten verlangte. Letztlich kamen diese Leute nicht gegen ihre Natur an. Wären sie dazu gemacht, sich mit anderen zusammenzutun, zusammenzuhalten, dann lägen sie schließlich nicht zusammengerollt in irgendwelchen Drecklöchern oder ihrer eigenen Scheiße herum.
    Sie waren Abfall, Versager auf der ganzen Linie, und schafften es nicht einmal, am Leben zu bleiben. Alles in den Sand zu setzen war ihre Stärke. Und letztlich gab er nur einem weiteren von ihnen einen Schubs, das zu tun, was sie offensichtlich beherrschten. Warum sollte ihm das den Schlaf

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