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Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes

Titel: Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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rauben?
    Wie konnte man jemandem das Leben nehmen, der nicht wirklich eines hatte?
    * * *
    Mit zwei Flaschen intus hatte sich Moony von der Welt verabschiedet. Dennoch wachte er in der Sekunde auf, als ihm der Stiefel auf den Nacken gesetzt wurde.
    »Gott!«
    Die Sohle wurde langsam an seiner Wange abgewischt und hochgehoben. »Ich dachte, dein Kumpel Paddy hatte es mit der Religion.«
    Als Moony sich umdrehte und aufsah, bückte sich Thorne und packte ihn am Revers. Er zog ihn, eine breite Spur von Kartons und Decken hinter sich lassend, rasch über die schmale Straße. Moony japste wie ein Hund, der gewürgt wird.
    »He!« Am Ende der Straße tauchte eine Gestalt auf und tat zwei, drei zögerliche Schritte auf sie zu.
    »Verpiss dich«, rief Thorne, und genau das tat der Typ.
    Thorne warf Moony gegen eine mit Boyband- und Nachtclubplakaten bepflasterte Wand, drückte ihn zu Boden und kauerte sich neben ihn.
    »Mein Gott«, stieß Moony atemlos hervor.
    »Schon wieder«, sagte Thorne. »Komisch, dass die Leute plötzlich fromm werden, wenn sie denken, dass ihnen das Stündchen geschlagen hat.« Er drückte mit der Handfläche gegen Moonys Herz. »Das geht ruck, zuck.«
    »Was hast du …« – er schnappte dreimal nach Luft denn erwartet?«
    »Du hast geglaubt, ich wär der Typ, der Ray umgebracht hat, stimmt’s? Der Typ, der Paddys Gehirn zu Brei getreten hat.« Thorne packte sich eine Hand voll labbriges Fleisch an Moonys Brustkorb und grub die Finger hinein. »Du hast geglaubt, du bekommst einen Geldschein auf die Brust, ja?«
    Moony protestierte und packte Thorne an der Faust, aber Thorne hob ruhig die andere und schlug ihn zweimal ins Gesicht, etwas stärker, als er einen Bewusstlosen geschlagen hätte. Moony versuchte, sein Gesicht zu schützen, und leistete keinen Widerstand mehr.
    »Und genau die Sache mit dem Geld beschäftigt mich«, sagte Thorne. »Nicht so sehr das Geld selbst wie die Tatsache, dass du davon gewusst hast. Ist klar, wovon ich rede?«
    Moony schüttelte den Kopf.
    »Die Nachrichten haben nichts davon gebracht, dass bei den Opfern Geld gefunden wurde. Und in den Zeitungen stand auch nichts darüber, wenn ich mich recht erinnere.«
    »Ich versteh nicht …«
    »Ich schätze, die halten das zurück. Das macht die Polizei manchmal bei Morden. Sie geben bestimmte Sachen nicht an die Presse weiter, um die Spinner und Trittbrettfahrer besser zu erkennen.«
    »Muss ich wo gelesen haben.«
    »Nein, hast du nicht. Höchstens auf einer Bierdose. Es gibt nur zwei Möglichkeiten, wie du wissen kannst, dass die Opfer einen Geldschein an die Brust geheftet hatten. Und ich glaub nicht, dass du der Mörder bist … Der bist du doch nicht , oder?«
    Moony begann zu schniefen.
    »Was bedeutet, dass du die Art Popel fressender Suffkopf sein musst, die einem Sterbenden Geld klaut.«
    »Nein …«
    Thorne packte ihn am Ohrläppchen und begann es zu drehen. »Spuck es aus.«
    »Ich hab gedacht, Paddy ist besoffen, mehr nicht.« Moony stieß sein Geständnis unterbrochen von Geschniefe und Gejapse hervor. »Hab nicht gewusst, dass er verletzt ist.«
    »Du verlogener Scheißkerl. Überall war Blut.« Damit verriet Thorne Dinge, die nur wenige wissen konnten. Aber Moony war zu zugedröhnt und zu verstört, um das zu merken oder einordnen zu können.
    »Ich hatte keinen Schimmer, dass er so übel dran ist …«
    »Dir war es egal , wie übel er dran war. Du warst nur scharf auf das Geld.«
    »Ich hab’s gebraucht …«
    »Hast du noch was genommen?«
    Moony versuchte, sich wegzudrehen, aber Thorne riss ihn am Ohr und zwang ihn, ihn anzusehen. »Da war noch eine Uhr.«
    Längst verkauft, das war Thorne klar. Und das Geld, ein Bruchteil dessen, was die Uhr wohl wert war, war für Cider oder süßen Sherry draufgegangen.
    »Das mit dem Geld und der Uhr ist schon schlimm genug«, sagte Thorne. »Bei der Vorstellung, dass du einen Menschen beklaut hast, der angeblich dein Freund war, der im Rinnstein lag und verblutet ist, wird mir übel. Aber es überrascht mich nicht. Was ich wirklich nicht verstehe, ist, warum du nicht die Polizei gerufen hast. Warum du niemandem Bescheid gesagt hast …«
    »Hab ich doch gesagt, ich hab gedacht, er ist …«
    Thorne spürte den Knorpel unter seinen Fingern nachgeben, als er Moonys Ohr noch fester quetschte. »Wenn du das noch einmal sagst, reiß ich’s dir ab.«
    Moony gab durch ein Gurgeln zu verstehen, dass er kapiert hatte.
    »Ich vermute mal, wenn du einen Notarzt gerufen

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