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Tom Thorne 07 - Das Blut der Opfer

Titel: Tom Thorne 07 - Das Blut der Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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anfleht, nicht mehr zu lächeln und ihn vor dem Ende zu bewahren.
    Thorne kraulte die Katze unter dem Kinn und dachte an Hendricks’ Gesicht, als er gestern Abend vor dem Club verschwand. Und an Louises blasses und verkniffenes Gesicht am Frühstückstisch.
    Gott, und dann auch noch Jan …
    Ob sie ihn wirklich anrufen wollte, um ihm von dem Baby zu erzählen? Zumindest hatte sie daran gedacht, dass er es verdiente, dass sie es ihm erzählte. Oder vielleicht auch nur, dass er denken würde, er verdiente es. Jetzt wusste er es, und das löste eine Menge Gefühle in ihm aus. Nur unangenehm, dass Freude nicht darunter war.
    Er sah wieder auf den Brief. Er stellte sich Marcus Brooks vor, wie er zurück in seine Zelle ging, nachdem er es erfahren hatte. Und den Umschlag in die Schublade legte. Es musste sich angefühlt haben, als wäre er selbst überfahren worden. Wahrscheinlich wünschte er sich, es wäre der Fall gewesen.
    Nicht dass Thorne ein Problem mit Hass gehabt hätte. Und eigentlich hätte es leicht sein müssen, Marcus Brooks dafür zu hassen, was er Hendricks hatte antun wollen. Aber was er empfand, war Mitleid.
    Dasselbe galt für ihn selbst, so spät nachts, mit einer Dose Bier in der Hand und Cash im CD-Player.
    Es war so viel einfacher, wütend zu sein, als sich zu schämen.
    Er reagierte rasch, als es an der Tür klingelte. Elvis sprang unter den Fernseher, als erwartete ihn nichts Gutes.
    Louise kam wortlos herein, sie sah Thorne nicht an, als sie mitten im Wohnzimmer stehen blieb.
    Thorne schloss die Tür hinter ihr und folgte ihr. »Was ist?«
    Sie legte die Tasche ab und zog den Mantel aus.
    »Ist alles okay?«
    »Ich wollte dich was fragen«, sagte sie.
    »Ich versteh nicht. Bist du bis zu dir nach Hause gefahren?«
    »Du hast meine Hand gedrückt.« Sie sah ihn an. »Als du mit Jan gesprochen hast und wir vor dem Restaurant standen.«
    »Hab ich das?«
    Louise nickte und warf ihren Mantel auf das Sofa.
    »Okay …« Thorne stand einfach nur da. Er hatte keine Ahnung, wohin das führen könnte.
    »Hast du gedacht, das könnte mich aufregen?«, fragte sie. »Weil das deine Exfrau war; es könnte mir peinlich sein, oder so?« Sie holte tief Luft, versuchte zu lächeln. Oder auch nicht zu lächeln. Thorne war sich nicht sicher. »Oder weil sie schwanger war?«
    Thorne trat zur Anlage und stellte sie leise. Er war verwirrt. Sein Gefühl sagte ihm, nun hing alles von seiner Antwort ab. Er fuhr sich mit den Fingern durch die Haare, hielt sich den Kopf. »Ich weiß nicht. Ich … habe einfach deine Hand gedrückt.«
    Als Louise zu ihm aufsah, war es da, das Lächeln. Unsicher zwar und nicht ganz im Lot, da ihre Unterlippe bebte.
    »Das war schön«, sagte sie.
     
    Anschließend ging Thorne ins Bad, um das Kondom hinunterzuspülen.
    » Das war schön«, sagte er.
    Sie redeten über Brooks und die Briefe. Louise meinte, sie habe sich immer gewundert, warum so selten jemand, der einen ihm nahestehenden Menschen durch eine Gewalttat verloren hatte, selbst mit Gewalt darauf reagierte. Vor allem, wenn man ein Kind verloren hatte. Sie sagte, das übersteige ihre Vorstellungskraft …
    Thorne erzählte ihr von seinem Besuch bei Holland. Dass Holland überlegte, ob er nicht aus der Stadt wegziehen sollte. »Und vielleicht auch bei der Polizei aufhören«, sagte er.
    »Hast du je darüber nachgedacht?«, fragte Louise. Über dieses Thema hatten sie schon öfter Witze gerissen. Alle Bullen rissen darüber Witze. Sie unterbrach ihn, bevor er ihre Frage mit einer schnoddrigen Bemerkung abwiegeln konnte. »Ich meine, wirklich.«
    »Ich hab mir gewünscht, ich könnte was anderes machen«, sagte er. »Egal, was.«
    »Wir alle hassen von Zeit zu Zeit das, was wir tun.«
    »Oder was wir nicht tun können .«
    Louise hob den Kopf, drehte sich auf den Bauch und sah auf ihn hinunter. »Ist dir das bei einem Fall so gegangen?«
    Es waren ein paar Fälle. Namen und Fälle, bei denen es nicht mit einem Zwinkern und einer Geschichte aus dem Krieg getan war. Die ihm noch heute das Blut unter der Haut gefrieren und den Magen flimmern ließen. Eine Liste gefährlicher Männer und Frauen und Toter. Auf einer dieser Listen würde wohl auch Marcus Brooks enden.
    Namen, Fälle.
    Aber die meinte er nicht …
    »Vor ungefähr zwanzig Jahren«, sagte Thorne. »Ich war ein Jungspund bei der Polizei und in Brixton stationiert. Wir wurden in eine Sozialwohnung in Thornton Heath gerufen, in einem dieser schäbigen drei-, vierstöckigen

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