Tom Thorne 07 - Das Blut der Opfer
in die Einsatzzentrale und ein paar Gläser neben die Kaffeemaschine und schaut zu, wie die Aufklärungsrate durchs Dach geht.«
Thorne spürte, wie Kitson neben ihm hochsprang, als Brigstocke sein Glas auf den Tisch knallte. »Quatschen Sie doch keinen solchen Blödsinn, Andy. Verdammt …«
Alle sahen verdattert zu, wie Brigstocke aufstand und an die Theke ging. Stone kicherte merkwürdig, Karim zog die Augenbrauen hoch und sah zu Holland, und die anderen zuckten die Schultern oder starrten in ihr Glas.
Thorne stand auf, um Brigstocke zu folgen, überlegte es sich jedoch auf halbem Wege anders und ging stattdessen zum Ausgang. Draußen vor der Tür rief er mit dem Prepaid-Handy Louise an. Sagte ihr, dass er noch ein letztes Bier tränke und nicht allzu spät käme.
Die Glocke hatte eine halbe Stunde früher geläutet, um die normalen Gäste auf das Ende des Ausschanks vorzubereiten. Thorne hatte beschlossen, dass es auf ein weiteres Bier nicht ankäme. Louise war inzwischen bestimmt schon im Bett. Hoffentlich dachte sie nicht, er gehe ihr aus dem Weg nach dem, was gestern Nacht passiert war.
Ging er ihr aus dem Weg?
Kitson war schon vor dem Läuten gegangen. Sie wollte ihren Kindern noch eine gute Nacht wünschen und sich auf die Befragung Harika Kemals vorbereiten. Brigstocke saß in einer Ecke mit Stone zusammen. Thorne hoffte, dass alles in Ordnung war mit den beiden, denn das Gespräch wirkte sehr lebhaft. Er hatte drei Pints Guinness getrunken, allerdings hatte er sich damit Zeit gelassen. Er konnte also ruhig mit dem Auto nach Hause fahren.
Sein Handy läutete, er griff in seine Jacke, suchte danach, verpasste jedoch den Anruf. Er sah sich gerade die Nummer an, als das Handy in seiner Hand erneut läutete: Bannard.
»Haben Sie Cowans’ Handynummer für mich?«, fragte Thorne.
»Ich denk nicht, dass das Handy noch funktioniert«, sagte Bannard. »Ist etwas nass geworden …«
Thorne hörte zu und ging nach dem Gespräch an die Theke. Holland war bereits da und griff nach einem frischen Bier. »Sie haben Martin Cowans gefunden«, sagte er. »Haben ihn aus dem Kanal gezogen, ein paar Kilometer aufwärts von der Stelle, wo wir heute Vormittag waren.«
»Scheiße. Sind wir dabei?«
Thorne hatte sich bereits zur Tür umgedreht. »Armes Schwein. Hat es nicht mal so weit wie die Kokosnüsse geschafft«, sagte er.
Hallo, Babe, krieg ich Probleme? Schuldgefühle hab ich genug …
Ich hab es immer sofort gewusst, wenn ich durch die Tür ging und du sauer auf mich warst. Du hast dann diesen Blick gehabt, weißt du? Bei dem mir klar war, dass ich in der Scheiße stecke und es nur noch darum geht herauszufinden, was ich falsch gemacht hatte.
Echt, gestern, das macht mir zu schaffen. Was ich empfunden habe, als ich dieses kranke Schwein beobachtete. Was er bekam. Das hört sich an wie ein Satz aus diesen Soaps, die du dir ständig angeschaut hast, aber hinterher fühlte ich mich schmutzig. Ich habe mich dafür gehasst, was ich dabei dachte, und hab noch immer das Gefühl, dich irgendwie verraten zu haben.
Als hätte ich die Erinnerung an dich entehrt oder so.
Ich denk nicht, dass du das so sehen würdest. Wahrscheinlich würdest du eher denken, dass mit mir was nicht stimmen würde, wenn es mich nicht anmacht, dabei zuzusehen. Dass ich im Gefängnis schwul geworden wär oder was in der Richtung.
Dabei hab ich die ganze Zeit nur an dich gedacht.
Wie immer …
Gestern bin ich wieder eine ordentliche Strecke durch die Nacht marschiert, etwa zehn, zwölf Kilometer. Dabei hab ich dauernd über diesen Mist nachgedacht und überlegt, was ich dir schreibe. Irgendwie merkwürdig, dass ich dich und Robbie spüre. Das ist klasse, aber da sind auch Dinge, die ich nicht sehen will. Die nicht … passen, weißt du?
Und es macht mir zu schaffen, dass du sie siehst, und dann dieser Ton in deiner Stimme, wenn dir was nicht passt. Wie damals, wenn ich mal zu viel getrunken hatte. Ich kann hören, wie du das alles, was ich mache, Robbie zu erklären versuchst.
Und dann gibt es diese anderen Zeiten, die sind am schlimmsten, wenn das, was ich von dir spüre, einfach zu wenig ist. Wenn ich nur eines denke, um wie viel besser alles wäre, wenn wir nur ein paar Scheißminuten zusammen hätten. Eine halbe Stunde.
Wenn ich genau weiß, dass ich in deinen Armen schlafen könnte.
Ich nehme, was ich kriege, versteh mich nicht falsch. Warum auch nicht? Dass du da bist, dass ich dich spüre , ist das Beste, was mir passieren
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