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Tom Thorne 07 - Das Blut der Opfer

Titel: Tom Thorne 07 - Das Blut der Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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es genau anders herum war, fragte sich Thorne, ob er sich revanchieren sollte.
    »Die ersten paar Weihnachten sind immer die schlimmsten, mein Lieber. Deshalb hab ich gedacht, du wärst vielleicht gern im Kreis der Familie.«
    »Okay, danke.«
    »Du kannst natürlich gerne deine neue Freundin mitbringen …«
    Louise hatte bereits angedeutet, man könne Weihnachten bei ihren Eltern feiern, was an sich schon nicht unproblematisch war. Thorne hatte darauf zum schwierigsten aller Tricks gegriffen - so zu tun, als wäre er ganz erpicht darauf, während er sich nach allen Seiten absicherte. Hatte nicht so ganz geklappt. Sie einigten sich schließlich darauf, später noch mal in aller Ruhe darüber zu sprechen, wieder so ein Gespräch, auf das er sich nicht gerade freute. Er hatte Louise’ Eltern noch nicht kennengelernt, aber Louise’ Vater war in der Army gewesen, und das allein fand Thorne schon einschüchternd. Er war sich nicht sicher, ob er Weihnachten damit verbringen wollte, sich Kriegsgeschichten anzuhören oder nach dem Mittagessen mit dem Hund einen Spaziergang zu machen. So gern er die Zeit mit Louise verbracht hätte - vielleicht war es doch keine so schlechte Idee, sich mit Hendricks zu betrinken und sich Gesprengte Ketten anzusehen. Apropos Hendricks, er musste mal checken, gegen wen die Spurs am zweiten Weihnachtsfeiertag spielten.
    »Ehrlich gesagt ist noch alles unklar«, sagte er. »Wir erfahren erst in der letzten Minute, wer wann arbeiten muss, und selbst dann, du weißt ja, wenn was reinkommt …«
    »Das spielt keine Rolle. Wenn du kommst, dann bist du einfach da. Wir kriegen das schon geregelt.«
    »Ich möchte euch keine Umstände machen.«
    »Sei doch nicht albern, mein Lieber. Du weißt doch, dass ich mir sowieso immer zu viel zumute.«
    »Ich kann dich nicht mehr gut hören, Eileen.«
    »Tom?«
    »Tut mir leid … die Verbindung ist furchtbar hier …«
    »Kein Problem, mein Lieber. Ich ruf dich nächste Woche noch mal an …«
    Als Tom das Telefon weglegte und aufsah, starrte Kitson ihn an. Sie schüttelte den Kopf, und ihm war nicht klar, ob sie schockiert oder beeindruckt war.
    »Sie sind ein erschreckend guter Lügner«, sagte sie.

Zweiundzwanzigstes Kapitel
    »Immer noch besser als Blasen an den Händen.«
    In seinen lichteren Momenten war Thornes Vater gern mit diesem alten Spruch gekommen, wenn Thorne wieder einmal rumjammerte. Es hatte schon eine Menge Gelegenheiten gegeben, zu denen Thorne mit jedem getauscht hätte, der Blasen an den Händen hatte, aber natürlich wusste er, was der alte Herr meinte.
    Es war meist eine Sache der Perspektive.
    Auf der Victoria Line Richtung Süden hatte Thorne sich in seiner Zeitung vergraben. Er hatte dieselbe Seite zwanzig Minuten lang angestarrt, bis die Story und die Bilder bedeutungslos wurden, und dann beschlossen, dass er gar nicht so schlecht dran war. Selbst wenn man mit einkalkulierte, dass er sich in eine - je nach Laune - »unangenehme« oder »karrierebedrohende« Situation gebracht hatte, könnte das Leben um einiges schlechter sein.
    Was es für eine Reihe von Leuten auch war. Russell Brigstocke, der langsam unter der Last zusammenbrach, über die er nicht reden wollte; Harika Kemal, die dafür bezahlte, dass sie darüber geredet hatte; die Familien von Raymond Tucker, Ricky Hodson und Martin Cowans; Anne Skinner und ihre Kinder … Und Marcus Brooks. Ob er Weihnachten nun in einer Gefängniszelle verbrachte oder nicht, der Mann, der für den Großteil dieses Elends verantwortlich war, hatte wohl das jämmerlichste Weihnachten von allen vor sich.
    Das war nur eine dünne Linie zwischen der Freude darüber, wie gut es einem ging, und dem Benutzen des Leids der anderen als Pflaster für die eigenen Wehwehchen. Doch auf welcher Seite dieser Linie er sich nun auch befand, er war nicht der Einzige, der zurzeit anders war. Was sie jeden Tag sahen und taten, wirkte sich durchaus darauf aus, wie seine Kollegen sich nach Dienstschluss verhielten, so viel stand fest.
    Es gab Abende, da drückte Dave Holland seine Tochter ein wenig fester an sich, wenn er heimkam. Da hörte Phil Hendricks gar nicht mehr auf, sich die Hände zu waschen. Es gab Stunden, da klammerte sich Louise, schwitzend und den Tränen nahe, an Thorne, wenn sie nur dadurch einen traumatischen Tag vergessen konnte, dass sie zu ihm nach Hause gekommen war und ihm das Hirn rausgevögelt hatte. Suff, Sex, Geblödel …
    Bewältigungsmechanismen.
    Und was immer man machte, um dagegen

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