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Tom Thorne 07 - Das Blut der Opfer

Titel: Tom Thorne 07 - Das Blut der Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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er den Kopf schüttelte, als wäre die Welt verrückt geworden. »Ich will wissen, auf wessen Seite Sie stehen«, sagte er.
    Nach einer kurzen Pause antwortete Thorne: »Ich bin ein Spurs-Fan, und Sie sind ein Millwall-Fan, dachte ich.«
    Wütend, dass Thorne sich weigerte, ihn ernst zu nehmen, zeigte Rawlings mit dem Finger auf ihn. Doch dann wich die Anspannung aus ihm, und er lehnte sich zurück, als habe er erkannt, dass Aggression ihn nicht weiterbrachte. »Kommen Sie, Sie kennen das Spiel, genau wie ich. Es geht um sie und um uns, so war es schon immer.«
    »Es kommt nur darauf an, wer was ist, oder?«, sagte Thorne. »Das ist der springende Punkt.«
    Rawlings schnitt eine Grimasse, die einer Zustimmung ziemlich nahe kam. Er sah sich um, warf der Bedienung einen wütenden Blick zu. »Ist praktisch kein Arsch hier drinnen«, sagte er. »Warum kann ich dann nicht rauchen?«
    »Was hat Nunn gesagt?«
    Rawlings setzte die Miene auf, die die meisten Bullen für Pädophile reservierten. »Der ist glatt wie ein Aal.«
    »Noch glatter.«
    »Er kommt mit der Nummer: ›Gibt es irgendwas, was Sie mir sagen möchten, DS Rawlings?‹ Und Sie wissen genauso gut wie ich, was die bedeutet. ›Wir haben Sie an den Eiern, also sagen Sie uns, was Sie wissen, und ersparen Sie uns die Mühe.‹«
    »Und was wissen Sie?«
    »Gar nichts. Ein Schuss ins Blaue. Was immer sie zu wissen glauben , reicht anscheinend nicht. Also probiert er es einfach mal.«
    »Gut, und was ist dann Ihr Problem?«, fragte Thorne.
    »Er ist mein Problem. Nunn. Ich will, dass er von der Scheißbildfläche verschwindet. Ich hab ein halbes Dutzend Jobs laufen, einen Blödmann von Chef, dem es am liebsten wär, ich wär seit gestern fertig damit. Und dann auch noch Pauls Witwe, die mich jede halbe Stunde völlig aufgelöst anruft. Reicht das? Da brauch ich zu allem Überfluss nicht auch noch so einen schleimigen Arschkriecher.«
    Wenn Rawlings auch nur halb so fertig war, wie er wirkte, dann brauchte er mehr als eine Zigarette. »Wie kommen Sie auf die Idee, dass ich Ihnen dabei helfen könnte?«
    »Sie arbeiten doch mit ihm, oder?«
    »Das ist etwas übertrieben.«
    Rawlings winkte ungeduldig ab. »Wie auch immer. Sie haben was zu tun mit dem Typen, soweit das mit dem überhaupt geht.«
    »Und?«
    »Und vielleicht können Sie ihn dazu bewegen, es etwas lockerer anzugehen oder so.«
    »Und wer von uns beiden nimmt was nicht ernst?«
    »Ich weiß nicht … herausfinden, worum es ihm geht.«
    »Nunn würde mir nicht mal sagen, was er zum Frühstück gegessen hat«, meinte Thorne.
    Rawlings war am Boden zerstört, saß da und wartete, bis Thorne sich wieder beruhigte. Als sich ihre Blicke trafen, hatte Thorne den Eindruck von einem Mann, der sich anstrengte, etwas zu verstehen. Ihn zu verstehen.
    »Für mich klingt das so, als müssten Sie damit leben«, sagte Thorne. »Wenn Sie mich fragen, kann ich da gar nichts machen …«
    Die Bedienung kam vorbei und fragte, ob sie noch etwas wünschten. Rawlings sagte nichts und hob seine Zigarettenpackung. Sie errötete und ging weiter.
    »Die macht nur ihren Job«, sagte Thorne. »Die braucht Wichser wie Sie genauso, wie Sie Wichser wie Adrian Nunn brauchen.«
    Rawlings nickte und brummte etwas vor sich hin. Als Thorne seinen Kaffee austrank, beugte er sich vor. »Hören Sie, die Sache ist die. Allmählich hab ich das Gefühl, dass Paul … da einiges am Laufen hatte.«
    Thorne schob die leere Tasse beiseite. »Was am Laufen hatte?«
    Rawlings musterte ausgiebig den Tisch, bevor er den Blick wieder hob und leise antwortete: »Alles Mögliche.«
    »Und Sie glauben, Nunn möchte, dass Sie ihm bei einer Anklage gegen ihn helfen?«
    Rawlings nickte ernst, aber zufrieden, dass Thorne endlich kapierte, worum es ging.
    Thorne war sich nicht ganz sicher, worum es ging, aber ihm half alles weiter. Es war ja nicht gerade so, dass er seinem Gegenüber die Info aus der Nase gezogen hatte, und er fragte sich, was Rawlings im Schilde führte. Falls er etwas im Schilde führte. Ihm war bekannt, dass Leute merkwürdig reagierten, wenn sie sich bedroht fühlten, und Rawlings fühlte sich offensichtlich bedroht.
    Thorne sah auf die Uhr.
    »Sind Sie sicher, dass Sie nicht kurz rüberwollen ins Pub?«, fragte Rawlings.
    Thorne fand Gefallen an der Vorstellung weiterzuplaudern. Nicht so sehr, weil er mehr über Paul Skinner zu erfahren hoffte - über den wusste er bereits genug -, sondern weil ihm ein halbes Stündchen vielleicht verstehen

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