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Tom Thorne 07 - Das Blut der Opfer

Titel: Tom Thorne 07 - Das Blut der Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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anzugehen und sich besser zu fühlen, es wirkte nur vorübergehend. Auch das war Thorne klar. Am nächsten Morgen war man wieder genauso weit, ging da durch, versuchte, sauber zu bleiben, und ab und zu blieben dunkle Krümel an den Schuhsohlen kleben.
    Wenn man sich die Blasen beim Wühlen in der größten Scheiße holte.
    Er stieg grinsend aus dem Zug und dachte bei sich, dass sein alter Herr sich am Ende nicht groß um Predigten und so was geschert, sondern ihn nur als windelweichen Jammerlappen beschimpft hätte. Er ging hinauf auf die Straße, sah auf die Uhr. Es war kurz nach halb sieben, aber in einer Stadt, in der die Rushhour eher gegen drei war, waren die Straßen noch voller Menschen, die es eilig hatten, nach Hause zu kommen.
    Thorne schloss sich ihnen an.
    Da gab es noch jemanden, mit dem er sich zuvor treffen musste, nur auf ein paar Minuten. Danach würde ihn nichts und niemand davon abhalten, zu Louise’ Wohnung zu eilen.
    Ein Teil von ihm wünschte sich, ihr Tag sei traumatisch verlaufen.
    Er hatte sich in einer noblen Kaffeebar hinter der U-Bahn in Pimlico verabredet. In einem dieser Cafés, die sich auf ihre Stammkundschaft verlassen konnten, die hier in der Gegend wohnte - in einer der letzten Gegenden der Stadt, in der man nicht alle paar Meter an einem Starbucks vorbeikam.
    Thorne war leicht verblüfft, dass Rawlings aufstand, als er zur Tür hereinkam. Als handelte es sich um ein Date und er versuchte, möglichst wie ein Gentleman zu wirken. Rawlings hatte eine leere Tasse vor sich stehen, daher fragte Thorne ihn, ob er noch eine Tasse mochte. Rawlings antwortete, er habe gehofft, sie könnten in das Pub gegenüber gehen. Thorne entgegnete, er habe wenig Zeit, und holte sich was zu trinken.
    »Warum hier?«, fragte Rawlings, als Thorne zurück an den Tisch kam.
    Thorne löffelte den Schaum vom Kaffee. »Sie haben gesagt, wo immer es mir passt.«
    »War ja nur’ne Frage. Kein Problem.«
    »Ich treffe mich um die Ecke mit einer Freundin«, sagte Thorne. Rawlings wartete, aber Thorne beließ es dabei.
    Er war schon denen gegenüber zugeknöpft, was sein Privatleben anging, mit denen er tagtäglich arbeitete. Kitson wusste mehr oder weniger Bescheid und auch Holland. Aber Thorne war die Vorstellung unangenehm, dass zu viele Leute seine Privatangelegenheiten kannten. Deshalb fand er den Gedanken auch so unerträglich, dass seine Telefongespräche abgehört wurden, egal, ob er sich auf Chatlines zum Affen machte oder eine Pizza bestellte.
    Natürlich gab es immer Klatsch und Geblödel, sosehr er auch versuchte, das in Schranken zu halten. Andy Stone hatte einen Zeitungsartikel ausgeschnitten und ihn auf Thornes Schreibtisch gelegt: Eine Firma, die sich auf »ungewöhnliche« Geschenke und »Einmal-im-Leben-Events« spezialisiert hatte, bot einen Service an, bei dem Frauen dafür bezahlten, »gekidnappt« zu werden. Wer auf so was stand und bereit war, dafür ein paar hundert Pfund auszuspucken, wurde von der Straße weg eingesackt und in einen Lieferwagen gesteckt. Ihr Partner bekam dann einen Tipp, wo er den Helden spielen und seine Frau retten konnte. Nach der Firma war dieses »einmalig aufregende Szenario« ein wahrer Jungbrunnen selbst für das profanste Liebesleben.
    Stone hatte gewartet, bis Thorne den Artikel gesehen hatte. »Ich hab gedacht, das interessiert Sie vielleicht. Für Sie und Ihre Freundin, ein bisschen Rollenspiel und so.«
    »Warum versuchen Sie es nicht mit der Rolle eines arbeitenden Bullen?«, hielt Thorne dagegen.
    Er hatte den Artikel an dem Abend mit nach Hause genommen und ihn Louise gezeigt. Sie fand das alles gar nicht witzig und meinte, man müsse den Verantwortlichen in dieser Firma vor Augen führen, was eine Entführung eigentlich bedeutet. Ihnen sozusagen selbst zu einem einmalig aufregenden Erlebnis verhelfen …
    »Was gibt es denn Dringendes?«, fragte Thorne.
    Rawlings war gereizt. »Ich hab Ihren Kumpel Adrian Nunn im Nacken.«
    »Das ist nicht mein Kumpel.«
    »Ich hab Sie in Pauls Haus gesehen, wie Sie miteinander gesprochen haben. An dem Abend, an dem seine Leiche gefunden wurde.«
    »Ich hab mit einer ganzen Reihe Leute gesprochen.«
    »Jetzt kommen Sie, ich weiß, er macht sich an Sie ran. So gehen diese Arschlöcher doch vor.«
    »Scheiße, und ich dachte, er will mein Freund sein.«
    »Ich mein das ernst.«
    »Was wollen Sie?«
    Rawlings winkte der Bedienung und bat sie um einen Aschenbecher. Sie erklärte ihm, hier könne man nicht rauchen, woraufhin

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