Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes

Titel: Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
Vom Netzwerk:
klar, dass er aller Wahrscheinlichkeit nach bereits weiter nach oben gerückt war, wenn unangenehme Dinge an die Öffentlichkeit kämen. Mit den Folgen würde sich sein Nachfolger befassen müssen. Johns Gedanken, so vermutete Thorne, gingen in dieselbe Richtung.
    Thorne jedoch wäre noch immer da, wo er jetzt war. So wie die Familien von Catherine Burke, Emily Walker und den Mackens.

    Jesmond nahm seine Brille ab und begann, mit einem Taschentuch die Gläser zu putzen. »Wir haben ein weiteres Dutzend Beamte für die Suche nach Andrew Dowd und den anderen Mann abgestellt. Wir arbeiten eng mit den lokalen Kräften zusammen, deren Vermisstenabteilungen sich praktisch nur noch um diese Sache kümmern.« Er setzte die Brille wieder auf und sah sich am Tisch um, blickte jedem außer Thorne in die Augen. »Wir kriegen das hin.«
    »Ich gebe Ihnen noch ein Dutzend, Trevor«, sagte Johns. Er sah hinüber zu der Pressefrau, die eifrig mitschrieb. Thorne war klar, dass sie das nur zu gern in den Zeitungen lasen.
    »Außerdem haben wir noch eine neue Spur«, sagte Jesmond.
    Johns blätterte um. »Die junge Frau auf Maiers Foto?«
    »Richtig.« Jesmond wandte sich an Brigstocke. »Scheint mir eine wichtige Spur, Russell. Wenn wir sie finden, könnten wir an Garvey rankommen, bevor er auch nur in die Nähe von Dowd oder der anderen gelangt.«
    »Ich habe Leute darangesetzt«, sagte Brigstocke.
    »Können wir wenigstens ihr Foto bringen?«, fragte Thorne. Er streckte die Hand nach der Wasserkaraffe aus, zog sie aber zurück, als er die Karaffe nicht erreichte. Er sah hinüber zu Proctor, der für die Beziehungen zu den Kommunen zuständig war und noch kein Wort geäußert hatte, und sagte: »Was genau machen Sie eigentlich?«
    Johns beugte sich vor. »Niemand sagt, dass wir die anderen Fotos nicht später bringen können. Wir wägen hier nur unsere Optionen ab, das ist alles.« Er fixierte Thorne. »Ich bin sicher, Sie verstehen unseren Standpunkt, Inspector. Sie sind nicht naiv. Daher erkläre ich mir Ihren Ton mit Ihrer Sorge um die vermissten Männer und nicht mit einem Hang zur Provokation.«

    »Wahrscheinlich trifft beides zu«, sagte Thorne.
    Brigstocke räusperte sich. »Tom …«
    Jesmond hob die Hand und schob die Karaffe zu Thorne. »Ich sehe kein Problem mit dem Foto des Mädchens«, sagte er. »Scheint mir ein guter Kompromiss.«
    Da war es. Eines der Lieblingswörter des Superintendenten. Thorne wunderte sich, dass es so lange gedauert hatte, bis er es aussprach.
    »Okay, so machen wir’s«, sagte Johns. »Und was die anderen Fotos betrifft, bleiben wir flexibel.«
    »Unbedingt«, sagte Jesmond. Er schloss die Augen, als er lächelte. Wie immer.
    Thorne schenkte sich ein und trank einen Schluck. Das Wasser war warm und schmeckte leicht metallisch. »Falls sich was Neues ergibt …?«
    »Können wir schnell reagieren«, sagte die Pressefrau.
    Woran Thorne nicht zweifelte. Er wusste, dass niemand schneller den Brunnen zudeckte, wenn das Kind hineingefallen war.
     
    Brigstocke musste noch für ein kurzes Tête-à-Tête mit Jesmond zurückbleiben, aber Thorne beschwerte sich nicht. Er war froh, raus aus diesem Raum und auf die Straße zu kommen, endlich wieder ordentlich durchzuatmen und sich die Lunge mit phantastisch schmutziger Luft zu füllen.
    In der U-Bahn zurück nach Colindale, richtete Thorne die Augen auf die Anzeigen über den Köpfen der Fahrgäste gegenüber. Langsam entspannte er sich ein wenig. Er ließ den Bildern freien Lauf, ließ sie durch sein Gehirn torkeln und die Gedanken den Zuglärm übertönen, ließ seine Phantasie Amok laufen.
    Er stellte sich Jesmonds Gesicht vor, wie der Inhalt
der Wasserkaraffe sich darüber ergoss, und den Blick der protokollführenden Polizistin - voller Lust und Bewunderung -, während sie sich die frisch gebügelte, weiße Bluse aufknöpfte und ihn anflehte, sie zu nehmen, direkt auf dem hellen Holztisch.
    Er stellte sich vor, wie er Martin Macken berichtete, dass der Mann, der seine zwei Kinder umgebracht hatte, in der Zelle saß, oder einem anderen Vater, den er noch nicht kannte, eine weitaus schrecklichere Nachricht überbrachte.
    Er stellte sich Louise vor, wie sie ihn über den Esstisch hinweg anstrahlte, über das Bett hinweg, in einem Zimmer in einem wunderbaren Haus, mit Bildern an den Wänden und Blumen, deren Namen er nicht kannte und die in chinesischen Vasen arrangiert waren.
    Er stellte sich vor, dass man ihr die Schwangerschaft ansah.
     
    Jemandem

Weitere Kostenlose Bücher