Tom Thorne 09 - Das Geständnis des Toten
Instinkt«, meinte Moody. »Machen Sie sich deshalb keine Vorwürfe.«
Sie ging zurück in die Küche und lehnte sich gegen die Spüle. Sie zögerte, bevor sie nach dem Lappen griff und die Arbeitsfläche abwischte. Sie dachte über Paul nach, über bestimmte Szenen, Gespräche, die plötzlich eine neue Bedeutung gewannen. Nebenan hörte sie Moody mit Unterlagen rascheln und sich räuspern.
Sie ging zurück und setzte sich wieder. »War Paul also an Kevin Shepherd dran?«
»Shepherd war eine Operation, bei der Paul vor dem Unfall gut vorankam. Sie haben ihn kennengelernt und wissen also, über welche Sorte Mensch wir hier sprechen.«
»Er ist ein Arschloch.«
»Genau. Und er ist ein Arschloch, das, wie wir vermuten, eine Reihe Beamte in diversen Abteilungen auf seiner Gehaltsliste stehen hat.«
»Was ist mit Frank Linnell?«
Moody nahm die Brille ab und lehnte sich zurück. »Bei ihm sind wir uns nicht so sicher. Er gehört nicht zu den Leuten, an denen wir aktives Interesse haben. Anders als viele unserer Kollegen …«
»Worum ging es Paul dann?«
»Was sagte Linnell dazu?«
»Wissen Sie es nicht?«
Er lächelte. »Sie wurden beobachtet, Helen, das ist alles. Niemand hört ihr Telefon ab.«
»Er sagte, sie seien Freunde.«
»Vielleicht war es genau so, und es steckt nicht mehr dahinter.« Das Lächeln wurde breiter. »Ich habe früher öfter mit einem ziemlich bekannten Fälscher Tennis gespielt.«
Helen war noch immer nicht überzeugt. »Er hat auch davon gesprochen, dass er Paul keine Namen gegeben hat und ihm nicht helfen wollte.«
»Ich kümmer mich darum«, sagte Moody. »Wenn Sie das beruhigt.«
Helen sah, dass es ihm damit ernst war und dass er es aus keinem anderen Grund tun wollte. Sie sagte, sie wäre ihm dankbar und sie würde gern selbst noch ein bisschen Detektiv spielen, wäre aber die nächste Woche oder so vermutlich … angebunden.
Moody bedankte sich für das Wasser und erklärte, er müsse aufbrechen. »Gibt es etwas, das Sie herausfanden und das uns vielleicht weiterhelfen könnte? Sagte Shepherd etwas oder …?«
»Der Computer«, sagte Helen. Sie erzählte ihm von dem Laptop, den Bescott gefunden und den sie versteckt hatte.
»Gott sei Dank«, sagte Moody, »dass der wieder da ist. Der ist uns irgendwie abhandengekommen, nach dem, was Paul zugestoßen ist.«
»Operation Victoria, meinen Sie das?«
»Haben Sie …?«
»Ich konnte die Datei nicht öffnen«, sagte Helen.
Das schien Moody durchaus recht zu sein. »Meine Tochter heißt so«, sagte er. »Das läuft eher zufällig. So wie die Namensgebung bei einem Hurrikan.«
Helen stand auf und fragte, ob er den Laptop mitnehmen wolle. Er schüttelte den Kopf. »Ich bin gerade auf dem Sprung zum Eurostar.«
»Schön für Sie«, sagte Helen.
»Eine Konferenz. Chief Inspectors und die höheren Ebenen.«
Helen schnitt eine Grimasse. »Dann tut es mir leid für Sie.«
Moody griff nach seiner Jacke. »Ich lasse einen Wagen kommen und ihn abholen«, sagte er. Er ging zur Tür. »Auf dem Ding befindet sich eine Menge harte Arbeit. Pauls harte Arbeit.« Er wirkte etwas verlegen. »Das will ich nicht im Zug liegen lassen.«
Theo griff nach seinem Handy, als er sah, wer anrief, lief rasch ins Schlafzimmer und schloss die Tür hinter sich.
»Das war richtig, dass du zuerst bei mir durchgeklingelt hast«, sagte Easy.
»Wo hast du denn gesteckt, Alter?« Javine sah nebenan fern, und Theo versuchte, möglichst nicht zu schreien, aber das war nicht einfach. Er war erleichtert, dass Easy zurückrief, und zugleich wütend, dass er sich so lange Zeit gelassen hatte. Er hatte das Gefühl, als schnüre es ihm alles zusammen. »Ich geh da rein, und da liegen sie. Mann, alle beide .«
»Ich weiß, das tut weh, Alter. Mir geht es genauso.«
»Ich hab sie gefunden .«
»Ganz ruhig durchatmen, Star Boy.«
»Wave und Sugar Boy, beide niedergeknallt, und dieser Scheißköter.«
»Yeah, das war heftig.«
»Wo warst du denn?«
»Gab einiges zu regeln, T.« Theo hörte Verkehrs- und Musiklärm. Es klang, als sei Easy im Auto unterwegs. »Scheiße passiert, und damit muss man umgehen. Restrukturieren und so.«
Theo klemmte sich das Telefon zwischen Kinn und Schulter und versuchte, sich eine Zigarette anzuzünden. Er ließ das Feuerzeug fallen.
»Hörst du mir zu, T?«
»Wie ich neulich Abend schon sagte.« Theo bückte sich nach dem Feuerzeug und schaffte es endlich, Rauch in die Lunge zu bekommen. »Es geht um die Sache in dem Auto,
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