Top Secret 9 - Der Anschlag (German Edition)
die Stimme eines Rothemdes namens Ryan Smythe. »Ich sehe James Adams und Dana Smith zwischen den Bäumen am See. Darf ich schießen?«
»Ich hab den Schwanzlutscher schon mal einkassiert.« Das war McEwen. »Ich schwing mich aufs Quad und hole ihn mir. Dave Moss kommt mit.«
»Okay, Ryan«, sagte Pike, »behalte sie im Auge und berichte mir über jede ihrer Bewegungen.«
Laurens Gewissen regte sich. Wenn die Weißhemden alle Golfbuggys sabotiert hatten, dann verfügte sie über das einzige Fahrzeug, das es mit den Quads aufnehmen konnte. James war ihr Bruder und sie wollte ihm gerne helfen. Aber er war auch derjenige, der früher an diesem Abend einen Fußball nach ihr getreten und einen fiesen roten Fleck auf ihrem Rücken hinterlassen hatte.
Ihr Herz machte einen Sprung, als sie anhielt. Sie war nur noch hundert Meter von der Rückseite des Hauptgebäudes entfernt. Wollte sie das wirklich riskieren, nur um als Heldin dazustehen? Würde James dasselbe tun, wenn die Sache anders herum wäre? Sie hätte es gerne geglaubt. Aber sie war alles andere als überzeugt.
Lauren warf einen hoffnungsvollen Blick auf die Tankanzeige auf dem Armaturenbrett. Wenn er fast leer wäre ... Aber er war noch dreiviertel voll.
»Ich fasse es nicht, was ich hier tue«, knurrte Lauren, als sie das Gaspedal durchtrat und das Steuer herumriss. Der Wagen warf sie fast ab, als die Hinterreifen durchdrehten und sie in die Gegenrichtung zurückraste.
Lauren hatte gegenüber den Quads der Weißhemden einen Geschwindigkeitsvorteil. Andererseits verfügten diese über Allradantrieb und große Reifen, die für Matsch und raues Gelände geeignet waren, im Gegensatz zu der flachen Karosserie und den mickrigen Reifen ihres Buggys. Er konnte nur auf ebenen Wegen und kurzem Gras fahren.
Einen halben Kilometer weiter erschrak Lauren, als sie die Silhouetten von zwei Quads auf einem Hügel entdeckte. Aber sie waren nicht hinter ihr her. Da sie sich vom Hauptgebäude entfernte, sah es wohl so aus, als ob sie zum Personal gehörte.
Dem Funkverkehr nach zu urteilen, musste draußen im Gebüsch die Hölle los sein. Die sechsköpfige Gruppe war an einige Waffen gekommen und lieferte sich eine Schießerei mit Weiß- und Rothemden. Als sie hörte, dass mehrere Paare von Weißhemden unterwegs waren, um sie einzusammeln, erkannte Lauren ihre Chance.
Sie drückte auf den Sendeknopf des Mikros und redete besonders leise, damit man ihre Stimme nicht erkennen konnte. »Bin auf der Westseite«, log sie. »Vorne am Grundausbildungsgelände sind gerade fünf Schwarze rausgekommen. Ich brauche dringend Verstärkung.«
»Bitte ID und Position bestätigen«, antwortete Kazakov.
»Tut mir leid, ich verstehe kaum was. Schlechter Empfang. Mein Kopfhörer ist ins Wasser gefallen. Ich sehe fünf Schwarzhemden auf mich zukommen, aber ich kann es nicht mit allen gleichzeitig aufnehmen.«
Kazakov geriet in Panik. »Ich will, dass alle Einheiten am See sofort nach Westen fahren und die Gruppe am Übungsgelände abfangen. Alle Einheiten weiter hinten rücken zum See vor. Und lasst verdammt noch mal keinen durch, denn hinter euch gibt es keine Sicherung mehr.«
Lauren grinste, als ein vielstimmiges Mach ich und Verstanden durch ihren Kopfhörer schallte. Die beiden Quads, an denen sie eben vorbeigekommen war, brausten dröhnend davon, während sie in der Ferne eine ganze Reihe von weiteren Quads zum Trainingsgelände fahren hörte. Sie fühlte sich ziemlich cool. Aber wenn eines dieser durchgeknallten Weißhemden wie McEwen sie nach diesem Trick in die Finger bekam, würde er sie in den Hintern treten. Egal, ob das gegen die Regeln war oder nicht.
Zwei Minuten später war sie an den letzten Fußballfeldern vorbei. Sie bog nach rechts ab und raste den Weg zum See hinunter. Sie versuchte, den Gedanken zu verdrängen, dass sie eigentlich schon längst im Bett hätte liegen können.
15
James und Dana hockten in den Büschen und beobachteten, wie die Quads in der Dunkelheit an ihnen vorbeirasten.
»Sie fahren zum Trainingsgelände«, flüsterte Dana.
»Glaubst du, das ist wegen Lauren?«
Dana schüttelte den Kopf. »So viele würden die nie hinter einer einzigen Person her schicken.«
Sie konnten hören, dass die sechs Schwarzhemden kaum hundert Meter weiter gegen die Weißen kämpften. James und Dana überlegten, ob sie sich einmischen sollten, aber beide Seiten schienen Gewehre und Munition zu haben, während sie selbst nur einen dicken Stock und einen wackeligen
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