Top Secret - Der Auftrag

zu Zaras Büro und klopfte an die Tür.
    James mochte viele der Angestellten auf dem Campus, aber Zara hatte er besonders gern. Sie arbeitete immer lange, und in dem Monat, seit James hier putzte, hatte sie es sich zur Gewohnheit gemacht, ihm während seiner Schicht einen Tee zu machen. Normalerweise trank er ihn in Zaras Büro, wo sie kurz miteinander plauderten.
    James trat ein und setzte Joshua auf dem Teppich ab. Enttäuscht stellte er fest, dass Zara nicht allein war.
    »Ich geh dann mal besser«, meinte er und wandte sich wieder zur Tür um.
    »Nein, James. Sag, hast du eine Minute Zeit?«, bat ihn Zara.
    James drehte sich um und betrachtete die Frau, die Zara am Schreibtisch gegenübersaß. Sie war Anfang dreißig, hatte lange schwarze Haare und sah gut aus.
    »Millie, das ist James, von dem ich gerade gesprochen habe. James, das ist Millie Kentner, eine deiner Vorgängerinnen bei CHERUB.«
    James streckte Millie die Hand hin, wurde jedoch durch Joshua abgelenkt, der mit einem Spielzeugauto gegen seinen Stiefel schlug.
    »Schau!«, verlangte Joshua.
    James lächelte ihn an. »Ist das ein neues Auto?«

    Joshua grinste James an, während Zara Millie die Situation erklärte: »Ewart bringt Joshua jeden Abend herüber, wenn er die Kleine badet und ins Bett bringt. Eigentlich soll Joshua ja seine Mami eine halbe Stunde besuchen, bevor er ins Bett geht, aber James ist sein Held.«
    Millie schenkte James ein Zahnpastalächeln. »Stimmt das, James?«
    »Ich glaube schon«, meinte James, bückte sich und machte mit Joshuas neuem Lamborghini eine Testfahrt über den Teppichboden.
    Zara nickte. »Wenn Joshua morgens aufwacht, spricht er immer nur von James, James, James. Wenn man Joshua fragt, was er machen will, dann denkt er sich alles Mögliche aus. Gestern hat er verkündet, dass er mit James angeln geht. Das muss er aus dem Fernsehen haben, denn Ewart ist noch nie mit ihm angeln gegangen.«
    »Nun James«, erkundigte sich Millie lächelnd, wobei sie die Hand vor den Mund hielt, als ob sie nicht wollte, dass Zara ihre Frage hörte, »von einem CHERUB zum anderen: Wie kommt es, dass du hier Putzdienst hast?«
    »Ich habe mich geprügelt«, antwortete James unsicher.
    Zara lächelte. »Das ist wohl nicht die ganze Wahrheit, oder, James?«
    »Ich weiß nicht, ist es doch, oder?«
    »Das muss man sich mal vorstellen«, meinte Zara lächelnd und wies auf James. »Der dumme Kerl hat
von seiner Freundin den Laufpass bekommen. Also stürmt er raus und tobt seine Wut am Erstbesten aus, der ihm in die Quere kommt: ein mickriger kleiner Elfjähriger.«
    Millie schlug die Hand vor den Mund. »Oh mein Gott«, sagte sie keineswegs unfreundlich. »James, wie konntest du nur? Und dabei bist du zu Joshua so nett.«
    James fühlte sich unwohl und kam sich dämlich vor, auch wenn er merkte, dass Millie nett zu ihm sein wollte.
    »Also, wie ich schon sagte«, klinkte sich Zara wieder ein, »James hat schon einige ziemlich wertvolle Einsatzerfahrungen gesammelt, aber im Moment befindet er sich in einem Tief. Seine Freunde schneiden ihn. Er darf nicht in die Sommerferien, und vom Putzdienst wird er nur befreit, wenn ich ihn auf eine Mission schicke.«
    Millie nickte. »Ich nehme, was ich kriegen kann. Es ist wirklich nur ein Gefallen. Ich kann für die Unterbringung sorgen, und ich bezweifle, dass es länger als einen Monat dauern wird.«
    »Als Millie CHERUB verlassen hat, ist sie zur Metropolitan Police gegangen«, klärte Zara James auf. »Sie ist Bezirksleiterin in East London und hat Schwierigkeiten mit einem der dortigen Übeltäter. Es ist eine Aufgabe wie aus dem CHERUB-Handbuch: mit einem anderen Agenten in die Gegend ziehen, mit den Kindern des Verbrechers herumhängen, versuchen, Einblick in sein Zuhause, seine Geschäfte zu bekommen und so weiter
und so fort. Ich muss noch die Einsatzunterlagen zusammenschreiben und die Zustimmung des Ethikkomitees einholen, aber ich schätze, du bist interessiert?«
    James nickte begeistert. »Mir egal, was für eine Mission es ist, solange es nur bedeutet, dass ich nie wieder mit der Hand in ein Klo langen muss.«
    Zara lächelte. »Das dachte ich mir schon.«

13
    Geheimsache
    Einsatzunterlagen für James Adams.
    Dieses Dokument ist durch ein Sicherungsetikett geschützt. Jeder Versuch, es aus dem Missionsvorbereitungsgebäude zu entfernen, wird einen Alarm auslösen.
    Keine Fotokopien oder Notizen machen!
     
     
    MILLIE KENTNER
    Millie Kentner wurde 1971 geboren. Zwischen 1981 und 1988